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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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einen unverkennbaren Umriss, einen runden Kopf mit zwei Ohren, die in Büscheln endeten.
    Ein Luchs!
Sie erinnerte sich noch genau an ihre erste Begegnung mit dieser großen Raubkatze mit dem gesprenkelten weißlichgelben Fell, dem kurzen Stummelschwanz und den Büscheln an den Ohren. Und den langen Beinen, die schnell laufen konnten. Nach dieser ersten Begegnung hatte Ayla sich beigebracht, mit ihrer Schleuder in rascher Folge zwei Steine nacheinander zu werfen, damit sie nicht ohne Waffe war, nachdem sie den ersten geschleudert hatte. Sie vergewisserte sich, dass sie mehr als einen Speer zur Hand hatte, schob einen in ihre Speerschleuder und zielte.
Dann sah sie, dass die Silhouette auf die Schleiftrage zukroch.
»Aaaaiiiü«, schrie sie und lief auf die Raubkatze zu. »Verschwinde! Das gehört nicht dir! Weg da! Verschwinde!« Erschrocken machte der Luchs einen Satz und rannte davon. Wolf setzte ihm nach, doch kurz darauf pfiff Ayla nach ihm. Er verlangsamte sein Tempo und hielt dann inne, und als sie erneut pfiff, kehrte er zu ihr zurück.
Ayla hatte etwas Reisig mitgenommen. Damit wollte sie die Glut des Feuers wieder anfachen, das sie am Abend entzündet hatte, um Wasser für einen Tee zu erhitzen, den sie vor dem Schlafengehen zu den Reisefladen trank. Die Glut war erloschen, daher musste sie ihr Feuertäschchen holen und ein neues Feuer entfachen. Sobald das Reisig brannte, suchte sie im Schein einer behelfsmäßigen Fackel nach Brennmaterial. Sie hatte ihr kleines Lager auf einer offenen Fläche aufgeschlagen, durch die der Hauptfluss lief. Am Ufer standen einige Bäume, die aber nur Grünholz lieferten, doch Ayla fand trockenes Gras und etwas getrockneten Dung, vermutlich von einem Wisent oder einem Auerochsen. Es genügte, um das kleine Feuer eine Weile in Gang zu halten. Ayla breitete ihre Schlaffelle neben den Flammen aus und kroch hinein, Wolf legte sich neben sie, und auch Winnie blieb in der Nähe.
Ayla döste ein wenig, schreckte aber beim leisesten Geräusch hoch. Ohne das Feuer wieder zu entfachen, brach sie im ersten Morgenlicht auf und hielt gerade so lange am Fluss an, damit das Pferd, der Wolf und sie ihren Durst stillen konnten. Unterwegs aß sie einen weiteren Reisefladen, und noch vor der Mittagszeit sah sie Rauch von den Kochstellen des Sommerlagers aufsteigen. Während sie am Flussufer entlangritt, die Schleiftrage hinter sich herziehend, winkte sie mehreren Bekannten und hielt zielstrebig auf die Stelle flussaufwärts zu, an der die Neunte Höhle damals gelagert hatte.
Ayla ritt direkt zu der von Bäumen umgebenen Lichtung. Beim Anblick der schlichten Umfriedung musste sie lächeln. Sobald die Pferde ihre Witterung aufnahmen, wieherten sie zur Begrüßung. Wolf rannte voraus, um Renner zu beschnuppern, den er schon als Welpe kennengelernt hatte, und Grau, die er seit ihrer Geburt behütete. Ihr gegenüber war sein Beschützerinstinkt fast ebenso ausgeprägt wie bei Jonayla.
Bis auf die Pferde wirkte der Lagerplatz verwaist. Wolf beschnüffelte ein vertraut aussehendes Zelt, und als Ayla ihre Schlaffelle hineintrug, sah sie ihn neben Jonaylas Schlafstelle stehen. Sehnsüchtig winselnd blickte er zu ihr auf.
»Willst du nach ihr suchen, Wolf? Dann lauf, Wolf. Such Jonayla.« Sie gab ihm das Zeichen, dass er sich entfernen durfte. Sofort stürmte er zum Zelt hinaus, schnüffelte am Boden, um inmitten der vielen Gerüche den einen zu finden, und trabte dann los, die Nase dicht am Boden. Einige Leute hatte Ayla ankommen sehen, und noch ehe sie das Fleisch auspacken konnte, kamen Freunde und Verwandte, um sie zu begrüßen. Der Erste war Joharran, dicht gefolgt von Proleva.
»Ayla! Jetzt bist du endlich da.« Joharran kam auf sie zu und schloss sie fest in die Arme. »Wie geht es Mutter? Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr sie allen fehlt. Und du auch.«
Proleva umarmte sie als Nächste. »Ja, wie geht es Marthona?«, erkundigte sie sich.
»Besser, glaube ich. Bevor ich aufbrach, sagte sie, wenn es ihr so gutgegangen wäre, als alle loszogen, wäre sie mitgekommen«, antwortete Ayla.
»Und Jeralda?«, wollte Proleva dann wissen.
Ayla lächelte. »Sie hat gestern ein Mädchen zur Welt gebracht. Der Kleinen scheint nichts zu fehlen, ich glaube nicht, dass sie zu früh gekommen ist. Beiden geht es gut. Jeviva und Jonclotan sind überglücklich.«
»Du hast ja etwas mitgebracht.« Joharran deutete auf die Schleiftrage.
»Lorigan, Forason, Jonclotan und ich waren jagen«, erklärte Ayla.

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