Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
langweilig!« Jeralda verzog das Gesicht. »Ich bin es leid, immer nur herumzusitzen oder zu liegen. Ich wünschte, es wäre so weit.«
»Wahrscheinlich ist es jetzt auch an der Zeit, dass das Kind kommt. Es würde nicht schaden, wenn du jeden Tag ein bisschen spazieren gehst, um es zu fördern. Jetzt heißt es nur noch abzuwarten, bis das Kind bereit ist. Das dachte ich schon, als ich dich das letzte Mal untersuchte. Aber ich wollte es dir nicht sofort sagen, und dann bin ich abgelenkt worden. Es tut mir leid.«
An dem Abend sagte Marthona nach einigem Zögern: »Ayla, ich hoffe, ich habe nichts verkehrt gemacht.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Zelandoni sagte mir, wenn du weggehst, sollte ich dich nicht daran hindern. Als du dann am nächsten Morgen nicht zurückgekommen bist, habe ich mir große Sorgen gemacht, aber Wolf war noch viel schlimmer. Du hattest ihm aufgetragen, bei mir zu bleiben, aber er hat die ganze Zeit gewinselt und wollte fort. Allein sein Blick verriet mir, dass er nach dir suchen wollte. Ich wollte nicht, dass er dich irgendwie stört, also habe ich ihn an einer Schnur festgebunden, so wie du es manchmal machst, wenn du willst, dass er nicht wegläuft. Aber nach ein paar Tagen war er so unglücklich, und ich habe mir solche Sorgen gemacht, dass ich ihn losgebunden habe. Wie der Blitz ist er hinausgerannt. War es falsch, ihn laufen zu lassen?«, fragte Marthona.
»Das glaube ich nicht, Marthona«, antwortete Ayla. »Ich weiß nicht, ob ich in der Geisterwelt gewesen bin, aber falls, dann war ich bereits auf dem Rückweg, als er mich gefunden hat. Wolf hat mir geholfen, aus der Höhle herauszugelangen. Es war vollkommen dunkel, aber die Durchgänge sind schmal, und ich hielt mich dicht an der Wand. Wahrscheinlich hätte ich es auch alleine geschafft, aber es hätte länger gedauert.«
»Ich weiß nicht, ob ich ihn hätte anbinden sollen. Stand es mir überhaupt zu, diese Entscheidung zu treffen? Ich weiß, ich werde alt, Ayla, wenn ich nicht einmal mehr eine solche Entscheidung treffen kann.« Die einstige Anführerin schüttelte den Kopf, verärgert über sich selbst. »Alles, was mit der Geisterwelt zu tun hat, war nie meine Stärke. Du warst völlig entkräftet, als du zurückgekommen bist. Vielleicht dachte die Mutter, dass du Hilfe brauchst. Vielleicht wollte sie, dass ich Wolf gehen lasse, damit er dich findet und dir zur Seite steht.«
»Ich glaube, du hast alles genau richtig gemacht. Meist passiert alles genau so, wie die Mutter es will«, antwortete Ayla. »Aber was ich jetzt will, ist, zum Hauptfluss zu gehen, ausgiebig zu schwimmen und mich gründlich zu waschen. Weißt du, ob Zelandoni etwas von dem Waschschaum der Losadunai hiergelassen hat? Den man aus ausgelassenem Fett und Asche herstellt, wie ich es ihr gezeigt habe? Sie verwendet ihn gern zum Reinigen, vor allem, um die Hände der Männer zu säubern, die ein Grab ausgehoben haben.«
»Das weiß ich nicht, aber ich habe welchen da«, sagte Marthona. »Gelegentlich verwende ich den Schaum auch gerne für meine Webarbeiten. Ich habe ihn sogar schon manchmal für die Teller genommen, die ich für Fleisch und sauberes Fett verwende. Man kann sich also auch damit waschen?«
»Die Losadunai haben es manchmal gemacht. Er ist oft so scharf, dass die Haut rot wird. Normalerweise ist mir Seifenkraut oder eine andere Pflanze lieber, aber jetzt möchte ich einfach richtig sauber werden«, sagte Ayla.
»Wenn nur eine Quelle von Donis heilenden heißen Wassern in der Nähe wäre«, sagte Ayla zu sich selbst, als sie in Begleitung von Wolf zum Hauptfluss ging. »Das wäre wunderbar. Aber der Fluss genügt fürs Erste.« Beim Klang ihrer Stimme schaute Wolf auf. Seit ihrer Rückkehr war er immer an ihrer Seite geblieben und hatte sie nicht aus den Augen gelassen.
Auf dem Weg zum Schwimmplatz genoss Ayla die heiße Sonne. Am Flussufer angekommen, seifte sie sich am ganzen Körper ein, wusch sich das Haar, tauchte ganz unter, um den Schaum gründlich abzuspülen, und schwamm längere Zeit. Dann setzte sie sich auf einen flachen Felsen und ließ sich von der Sonne trocknen, während sie ihr Haar kämmte. Die Sonne tut so gut, dachte sie, breitete ein Stück weiches Hirschleder aus und legte sich darauf. Wann habe ich zum ersten Mal auf diesem Felsen gelegen? An meinem ersten Tag hier, als Jondalar und ich schwimmen gingen.
Sie dachte an Jondalar, sah ihn nackt neben sich liegen. Sein flachsblondes Haar, der dunklere Bart ... nein, es ist Sommer.
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