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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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am nächsten Tag schleppten die Jäger zwei große Rothirsche hinter sich her. Ayla hatte sich überlegt, Winnie zu holen, um die Beute auf der Schleiftrage zu transportieren, doch die anderen Jäger wollten nichts davon wissen. Sie nahmen die Tiere an Ort und Stelle aus, leerten die Mägen, säuberten die Eingeweide und warfen die Gedärme fort, doch die anderen Innereien nahmen sie mit. Dann packten sie die Kadaver am Geweih und zogen sie mit sich. Sie waren daran gewöhnt, erlegte Tiere allein zu ihrer Höhle zu schaffen.
    Zwei Tage später war Ayla zum Aufbruch bereit. Sie packte alles auf Zelandonis große Schleiftrage, unter anderem den Hirsch, eingepackt in eine Grasmatte, die sie mit Marthonas Hilfe gewebt hatte. Sie wollte am nächsten Morgen losreiten, um am Abend das Lager des Sommertreffens zu erreichen; das sollte Winnie nicht über Gebühr anstrengen. Doch dann kam es zu einer nicht ganz unerwarteten Verzögerung. In der Nacht setzten bei Jeralda die Wehen ein. Ayla war froh darüber. Sie hatte die Schwangerschaft den Sommer über begleitet und wäre ungern abgereist, bevor das Kind geboren war. Aber sie hatte nicht genau gewusst, wann es kommen würde, ob in einigen Tagen oder erst in einem Mond.
    Dieses Mal hatte Jeralda Glück. Noch vor der Mittagszeit brachte sie ein Mädchen zur Welt. Ihr Gefährte und ihre Mutter waren ebenso glücklich und aufgeregt wie sie. Nach dem Essen, als die junge Mutter sich ausruhte, wurde Ayla unruhig. Alles war reisefertig, außerdem sollte das Hirschfleisch bald verzehrt werden. Ließ man es zu lange liegen, bekam es einen zu strengen Beigeschmack, zumindest nach Aylas Dafürhalten. Sie brauchte nur ein paar letzte Dinge zusammenzupacken, dann konnte sie aufbrechen. Das würde zwar bedeuten, dass sie unterwegs eine Nacht lagern musste, aber sie entschied sich dennoch dafür.
    Nach dem Abschiednehmen und letzten Anweisungen an Jeviva, Jeralda und Marthona ritt Ayla davon. Es bereitete ihr Freude, auf Winnies Rücken zu sitzen, während Wolf neben ihnen herlief, und den beiden Tieren gefiel es anscheinend auch. Dank der Reitdecke auf Winnies Rücken saß Ayla trotz der Wärme recht bequem, zudem saugte die Decke ihren und Winnies Schweiß ein wenig auf. Ayla hatte eine kurze Tunika und ihren Lendentuch-Rock angezogen. Einen ähnlichen hatte sie getragen, als sie und Jondalar durch die Sommerhitze geritten waren. Das weckte Erinnerungen an ihre Große Reise, und Jondalar fehlte ihr noch mehr.
    Ihr Körper, der in den vergangenen Jahren durch die mangelnde Bewegung etwas rundere Formen angenommen hatte, war durch die Prüfung in der Höhle wieder schmal geworden. Und solange sie Jonayla stillte, waren ihre Brüste üppig und schwer gewesen, dann erneut durch die beginnende Schwangerschaft, jetzt aber hatten sie wieder ihre frühere Größe, und Aylas Muskeln waren noch fest. Sie war schon immer wohlgeformt gewesen, und obwohl sie mittlerweile sechsundzwanzig Jahre zählte, glaubte sie, dass sie noch genauso aussah wie zu der Zeit, als sie siebzehn Jahre alt gewesen war.
    Sie ritt bis zum Sonnenuntergang, dann machte sie halt, um am Hauptfluss ein Lager aufzuschlagen. Allein in dem kleinen Zelt musste sie wieder an Jondalar denken. Sie schlüpfte in ihre Felle, schloss die Augen und sah nur den hochgewachsenen Mann mit den leuchtend blauen Augen vor sich. Sie sehnte sich danach, dass er bei ihr wäre und sie in die Arme nähme, wünschte, sie könnte seinen Mund auf ihrem spüren. Sie drehte sich auf die andere Seite, schloss die Augen und versuchte wieder einzuschlafen. Doch sie wälzte sich nur schlaflos hin und her. Wolf begann zu winseln.
    »Halte ich dich auch wach, Wolf?«, fragte Ayla.
    Er setzte sich auf und steckte die Schnauze zur Öffnung unten am Zelt hinaus, dabei knurrte er tief unten in der Kehle. Dann kroch er unter der Plane, die lose über die dreieckige Vorderseite des Zelts gebunden war, ins Freie. Sein Knurren wurde drohender.
    »Wolf, wohin gehst du? Wolf!«
    Rasch öffnete sie den Verschluss und wollte ihm folgen, drehte sich aber noch einmal nach ihrer Speerschleuder und einigen Speeren um. Der Mond nahm ab, schien aber noch so hell, dass Ayla Umrisse und Konturen ausmachen konnte. Sie sah die Schleiftrage und bemerkte, dass Winnie sich von ihr entfernte. Selbst im fahlen Licht erkannte sie an den Bewegungen der Stute, dass sie nervös war. Wolf schlich tief geduckt von hinten auf die Schleiftrage zu. Und dann erblickte Ayla einen Augenblick lang

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