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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Zelandonia überzeugt hast. Du wärst keine Gehilfin mehr. Du würdest diesen Ort als eine Zelandoni verlassen«, erklärte die Erste.
»Du meinst, jetzt sofort?«, fragte Ayla.
»Das erste Zeichen der Annahme, ja.« Damit griff die Erste nach einem scharfen Steinmesser.
    W enn du den Höhlen als Zelandoni vorgestellt wirst, gibt es eine Zeremonie, an der alle teilnehmen, aber die ersten Zeichen der Anerkennung erhältst du im Kreis der Zelandonia. Wenn du im Rang aufsteigst und weitere Zeichen bekommst, werden sie in Gegenwart der Zelandonia und der Gehilfen hinzugefügt, aber nie öffentlich«, sagte Zelandoni, Die Die Erste Ist. Die beleibte Frau, die sich mit der vollen Würde und Autorität ihrer Stellung bewegte, fragte: »Bist du bereit?«
    Ayla schluckte. »Ja«, sagte sie in der Hoffnung, dass es stimmte.
Die Erste sah sich im Kreis der Versammelten um, vergewisserte sich, dass alle ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Zeremonie richteten. Dann begann sie. »Diese Frau hat die Ausbildung durchlaufen, die sie befähigt, alle Aufgaben der Zelandonia zu erfüllen, und dass sie diese Kenntnisse besitzt, bestätigt die Erste Unter Denen, Die Der Großen Erdmutter Dienen.«
Allgemeines Nicken und zustimmendes Murmeln setzte ein.
»Sie wurde berufen und geprüft. Gibt es unter uns jemanden, der ihre Berufung anzweifelt?«, fragte Zelandoni.
Niemand meldete sich zu Wort.
»Nehmen wir diese Frau als eine Zelandoni in den Kreis der Zelandonia auf?«
»Ja, wir nehmen sie auf!«, lautete die einstimmige Antwort.
Ayla verfolgte, wie die Zelandoni der Zweiten Höhle vortrat, in der Hand eine Schüssel, die etwas Dunkles enthielt. Sie wusste, was es war, ein Teil von ihr nahm am Geschehen nicht nur teil, sondern beobachtete es auch. Die Rinde der Eberesche, auch Vogelbeere genannt, war in einem zeremoniellen Feuer verbrannt und anschließend im Wind zu einem feinen grauen Pulver zersiebt worden. Die Asche der Ebereschenrinde war blutstillend und keimtötend. Dann brachte eine Ayla unbekannte Zelandoni einer entfernten Höhle eine dampfende rötliche Flüssigkeit: getrocknete Vogelbeeren des vergangenen Jahres, die zu einer zähen Flüssigkeit eingekocht und abgeseiht worden waren. Ayla wusste, dass der Saft dieser Beeren säuerlich und heilend war. Zelandoni, Die Die Erste Ist, nahm eine Schale mit weichem, weißem Talg, der mit kochendem Wasser aus dem Fett eines Auerochsen ausgelassen worden war, und fügte ein wenig davon der pulverisierten Asche hinzu, dann goss sie etwas vom dampfenden roten Vogelbeerensaft in die Schale. Diese Mischung verrührte sie mit einem kleinen Holzspatel, gab noch eine kleine Menge Talg und Flüssigkeit hinzu und war schließlich zufrieden. Dann stellte sie sich vor die junge Frau und griff nach dem scharfen Steinmesser.
»Das Zeichen, das du jetzt bekommst, lässt sich nie mehr entfernen. Es offenbart allen, dass du die Rolle der Zelandoni annimmst. Bist du bereit, diese Verantwortung zu übernehmen?«
Ayla atmete tief ein, sah die Frau mit dem Messer in der Hand näher treten. Sie wusste, was passieren würde. Sie verspürte leise Angst, schluckte heftig und schloss die Augen. Sie wusste, es würde wehtun, aber nicht die Schmerzen fürchtete sie. Hatte sie diesen Schritt erst einmal vollzogen, gab es kein Zurück mehr. Dies war die letzte Möglichkeit, ihre Meinung zu ändern.
Plötzlich tauchte vor ihrem geistigen Auge das Bild auf, wie sie sich in einer flachen Höhle versteckte und versuchte, sich in die Steinwand hinter ihr zu drücken. Sie sah den Höhlenlöwen, der mit seinen scharfen Klauen nach ihr ausschlug, hörte sich vor Schmerz aufschreien, als vier parallele Linien in ihren linken Oberschenkel gekratzt wurden. Sie machte sich noch kleiner, verkroch sich in eine winzige Nische an der Seite und zog die Beine noch mehr an, außer Reichweite der Klauen.
Ihre Erinnerung daran, wie sie von ihrem Höhlenlöwentotem erwählt und gezeichnet wurde, war ihr nie so klar und lebendig vor Augen gestanden. Unwillkürlich fasste sie an ihren linken Oberschenkel, um die unterschiedliche Beschaffenheit der Haut über den vier parallelen Narben zu spüren. Sie wurden als Clan-Totemzeichen anerkannt, als Ayla in Bruns Clan aufgenommen wurde, obwohl das Höhlenlöwentotem für gewöhnlich Männer wählte, keine Frauen.
Wie viele Zeichen am Körper waren im Lauf ihres Lebens noch hinzugekommen? Als sie die Frau, Die Jagt, wurde, hatte Mog-ur ihren Halsansatz geritzt, bis der Schnitt blutete. Der

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