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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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hat die Männer nicht nur erschaffen, damit sie die Wonnen mit den Frauen teilen und sie und ihre Kinder versorgen. Eine Frau ist die von Doni Gesegnete, weil sie neues Leben hervorbringt, aber auch ein Mann ist gesegnet. Ohne ihn kann kein neues Leben beginnen. Ohne Männer, und ohne die Wonnen, würde jedes Leben enden.«
Aufgeregt sprachen alle durcheinander. »Sicher gibt es andere Deutungen«, sagte die Zelandoni der Südland-Höhle. »Das zu glauben ist zu viel und zu schwer.«
»Dann nenne mir eine andere Auslegung«, gab die Erste zurück. »Du hast die Worte gehört - wie erklärst du sie?«
Die Zelandoni zögerte. »Das müsste ich mir überlegen. Darüber muss man gründlich nachdenken.«
»Du kannst einen Tag, ein Jahr oder so viele Jahre du zählen kannst nachdenken, das wird den Sinn nicht ändern. Ayla erhielt mit ihrer Berufung eine Gabe. Ayla wurde erwählt, uns von der Mutter dieses neue Geschenk, die Kenntnis des Lebens, zu überbringen«, sagte die Eine, Die Die Erste Ist.
Wieder erhob sich ein Stimmengewirr. »Aber Gaben sind immer wechselseitig. Wer ein Geschenk erhält, ist zu einer Gegenleistung verpflichtet, und zwar zu einem Geschenk, das den gleichen Wert besitzt«, sagte die Zelandoni der Zweiten Höhle. Sie meldete sich zum ersten Mal zu Wort. »Welches gleichwertige Geschenk könnte Ayla der Mutter denn geben?« Im eintretenden Schweigen richteten sich alle Augen auf Ayla.
»Ich habe ihr mein Kind gegeben«, sagte sie. Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass das Kind, das sie verloren hatte, von Jondalar begonnen worden, dass es ihres und Jondalars Kind gewesen war. Werde ich jemals wieder ein Kind haben, das auch Jondalars ist?, fragte sie sich. »Die Mutter wurde zutiefst geehrt, als das Kind begonnen wurde. Ich habe mir dieses Kind mehr gewünscht, als ich euch zu sagen vermag. Auch jetzt noch schmerzen mich meine Arme vor der Leere dieses Verlusts. Vielleicht bekomme ich eines Tages ein anderes Kind, aber es wird nicht dieses Kind sein.«
Ayla kämpfte gegen die Tränen an. »Ich weiß nicht, welchen Wert die Mutter den Gaben beimisst, die sie ihren Kindern schenkt, aber ich wüsste nichts, was für mich kostbarer wäre als meine Kinder. Ich weiß nicht, weshalb sie mein Kind wollte, aber nachdem ich mein Kind verloren hatte, füllte die Große Mutter meinen Kopf mit den Worten ihrer Gabe.« Sosehr Ayla die Tränen auch zurückzudrängen versuchte, sie glänzten in ihren Augen. Sie senkte den Kopf und schloss leise: »Ich wünschte, ich könnte ihr Geschenk zurückgeben und dafür mein Kind zurückbekommen.«
Mehrere Anwesende atmeten hörbar ein. Man ging nicht leichtfertig mit den Gaben der Mutter um, und man wünschte auch nicht unverhohlen, sie zurückzugeben. Sie könnte sich verletzt fühlen, und wer wusste, wozu sie dann fähig wäre?
»Bist du sicher, dass du schwanger warst?«, fragte der Elfte.
»Drei Mondzeiten waren ausgeblieben, und alle anderen Anzeichen hatte ich ebenfalls«, erwiderte Ayla. »Ja, ich bin mir sicher.«
»Ich auch«, warf die Erste ein. »Ich wusste, dass sie ein Kind in sich trägt, bevor ich zum Sommertreffen aufbrach.«
»Dann muss sie eine Fehlgeburt gehabt haben. Das würde die Schmerzen einer Niederkunft erklären, die ich aus ihrer Geschichte herauszuhören glaubte«, sagte die Zelandoni der Südland-Höhle.
»Dass sie eine Fehlgeburt hatte, liegt wohl auf der Hand. Und ich glaube, diese Fehlgeburt in der Höhle brachte sie dem Tode gefährlich nahe«, sagte die Erste. »Das muss der Grund gewesen sein, weshalb die Mutter das Kind haben wollte. Das Opfer war notwendig. Es brachte Ayla der nächsten Welt nahe genug, damit die Mutter mit ihr sprechen und ihr die Strophe von der Gabe der Kenntnis schenken konnte.«
»Das tut mir sehr leid«, sagte die Zelandoni der Zweiten Höhle. »Ein Kind zu verlieren, kann eine schwere Bürde sein.« Das große Mitgefühl, das in ihren Worten mitklang, ließ Ayla aufhorchen. Welche Erfahrungen sie wohl damit haben mochte?, fragte sie sich.
»Wenn es keine Einwände gibt, schlage ich vor, dass es Zeit für die Zeremonie ist«, sagte die Eine, Die Die Erste Ist. Alle nickten zustimmend. »Ayla, bist zu bereit?«
Bestürzt zog die junge Frau die Stirn kraus und blickte in die Runde. Bereit wofür? Das kam sehr plötzlich. Die Donier bemerkte ihr Unbehagen.
»Du sagtest, du möchtest dich der vollständigen formalen Prüfung unterziehen. Der Brauch ist, dass du auf die nächste Stufe vorrückst, wenn du die

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