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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Älterer zu werden
hatte ebenfalls bestimmte Auswirkungen. Man konnte dann
um einen Gefallen bitten, ohne Schulden zu machen und
ohne an Ansehen zu verlieren. Wenn aber ein Mensch die
Fähigkeit verlor, einen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten,
veränderte sich zwar nicht sein Ansehen, aber seine Stellung. Ein Älterer, der über Wissen und Erfahrung verfügte, konnte sein Ansehen beibehalten, verlor er jedoch allmählich seine Sinne, so behielt er seine Stellung nur dem Namen nach bei. Aufgrund seiner früheren Leistungen wurde er zwar nach wie vor geachtet, aber man fragte ihn nicht
mehr um Rat.
Das System war komplex, doch da alle die Feinheiten genauso lernten wie die Sprache, verstanden sie die kleinen
Unterschiede sehr gut, vor allem, wenn sie schließlich in ein
verantwortungsbewusstes Alter kamen. Allen war stets bewusst, was sie schuldeten und was ihnen geschuldet wurde,
die Art der Schulden und welchen Rang sie innerhalb ihrer
Gemeinschaft einnahmen.
Marthona sprach auch mit Druwez, der die gleiche Stellung einnahm wie sein Vetter, da er der Sohn Tulies war,
der Schwester von Talut und Mit-Anführerin des Löwenlagers. Allerdings war er etwas zurückhaltender. Danug erregte allein schon wegen seiner Größe Aufsehen, und obwohl er in jüngeren Jahren schüchtern gewesen war, hatte
er gelernt, mehr aus sich herauszugehen. Ein herzliches Lä
cheln und ein freundliches Gespräch, so hatte er gemerkt,
zerstreuten alle Befürchtungen, die seine Größe hervorrufen mochte.
Schließlich wandte sich Marthona wieder an Ayla. »Und
wo ist mein Sohn, dieser junge Mann, der von Aldanors
Volk so verehrt wird?«
Ayla wich ihrem Blick aus. »Das weiß ich nicht«, sagte sie
und versuchte, ihrer Gefühlsaufwallung Herr zu werden.
»Ich hatte viel mit den Zelandonia zu tun«, fügte sie hinzu. Marthona wusste sofort, dass etwas sehr im Argen liegen
musste. Ayla hatte sich so gefreut, Jondalar zu sehen, und
jetzt wusste sie nicht einmal, wo er war?
»Ich habe Jonde heute Morgen am Hauptfluss gesehen«,
erzählte Jonayla. »Aber wo er schläft, das weiß ich nicht.
Ich weiß auch nicht, warum er nicht mehr bei uns schlafen
will. Ich mag es lieber, wenn er bei uns ist.«
Ayla errötete zwar, sagte aber nichts. Jetzt war Marthona
überzeugt, dass etwas wirklich Schlimmes vorgefallen war.
Sie würde herausfinden müssen, was da vor sich ging. »Folara, könntest du mit Marthona auf Jonayla aufpassen
oder, wenn ihr ins Hauptlager gehen wollt, sie zu Levela
bringen? Und Wolf mitnehmen?«, bat Ayla. »Ich muss mit
Danug und Druwez reden und eventuell mit ihnen zur Hütte der Zelandonia gehen.«
»Ja, natürlich«, sagte Folara.
Ayla umarmte ihre Tochter zum Abschied. »Wir sehen
uns heute Abend«, sagte sie. Dann ging sie zu den beiden
jungen Männern und begann, auf Mamutoi mit ihnen zu
sprechen.
»Ich habe mich an die sprechenden Trommeln erinnert
und sie der Ersten gegenüber erwähnt. Kann einer von euch
oder könnt ihr beide vielleicht die Trommeln zum Sprechen
bringen?«, fragte Ayla.
»Ja«, antwortete Danug. »Das können wir. Aber wir haben keine mitgebracht. Auf einer Reise gehören Trommeln
nicht unbedingt zur Grundausrüstung.«
»Wie lange würdet ihr brauchen, um zwei herzustellen?
Wenn nötig, finden sich bestimmt ein paar Leute, die euch
helfen. Und wärt ihr bereit, eine oder zwei Strophen auf ihnen zu spielen? Als Teil der Zeremonie, die wir planen?«,
fragte Ayla.
Die beiden sahen sich an und zuckten mit den Schultern.
»Wenn wir das Material finden - sie anzufertigen dauert
nicht lange, vielleicht einen Tag. Sie bestehen ja nur aus einer Rohlederhaut, die über ein rundes Gestell gespannt
wird, aber sie muss wirklich sehr fest gespannt werden,
sonst kann man die vielen verschiedenen Tonhöhen nicht
erzeugen. Deswegen muss der Rahmen auch sehr stabil
sein, sonst zerbricht er, wenn das Rohleder schrumpft, vor
allem, wenn wir Hitze verwenden, damit es sich schneller
zusammenzieht«, erklärte Druwez. »Die Trommeln sind klein, und man spielt sie ganz, ganz schnell mit den Fin
gern.«
»Manche verwenden auch einen Stock, den sie in der
Hand ausbalancieren, aber wir haben es mit den Fingern
gelernt.«
»Wärt ihr bereit, das bei der Zeremonie zu machen?«,
fragte Ayla.
»Natürlich«, sagten die beiden wie aus einem Mund. »Dann kommt mit.« Damit schlug sie den Weg zum
Hauptlager ein.
Unterwegs bemerkte Ayla, wie viele Menschen stehen
blieben und ihre kleine Gruppe angafften. Oft genug war sie
selbst das Objekt

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