Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
staunender Blicke gewesen, aber diesmal
nicht. Jetzt war es Danug. Natürlich galt es als unhöflich,
jemanden anzustarren, aber in gewisser Hinsicht konnte
Ayla es ihnen nicht verdenken. Danug war wirklich auffällig. Die Zelandonii-Männer waren im Allgemeinen recht
groß und kräftig gebaut, aber Danug überragte alle um
Haupteslänge, dazu war er ausgesprochen wohlproportioniert. Hätte man ihn für sich allein aus der Ferne gesehen, hätte man ihn für einen durchschnittlichen muskulö
sen Mann gehalten. Erst wenn er mit anderen zusammen
war, fiel seine tatsächliche Größe auf. Ayla musste daran
zurückdenken, als sie Talut zum ersten Mal gesehen hatte,
den Mann seines Herdfeuers, den einzigen Mann mit vergleichbarer Körpergröße, den sie kannte. Vermutlich hatte
sie ihn damals auch angestarrt. Allerdings war Talut außer
Jondalar der erste Mensch ihrer eigenen Art, den sie seit
ihren allerersten Lebensjahren gesehen hatte. Vielleicht
hatte sie ihn ja auch nur deshalb so unverwandt angesehen. Als sie die Hütte in der Mitte des Lagerplatzes erreichten,
traten zwei Gehilfinnen auf sie zu. »Ich wollte sichergehen,
dass wir auch alle Zutaten für das besondere zeremonielle
Getränk haben, von dem du uns erzählt hast«, sagte eine
von ihnen. »Du hast fermentierten Birkensaft, Fruchtsäfte versetzt mit Waldmeister und einige Kräuter genannt.
Stimmt das?«
»Ja, vor allem Artemisia«, sagte Ayla. »Manchmal heißt
es auch Wermut oder Absinth.«
»Ich glaube nicht, dass ich das Getränk kenne«, bemerkte
Druwez.
»Habt ihr unterwegs die Losadunai besucht?«, fragte Ayla. »Und vor allem, habt ihr bei ihnen ein Fest der Mutter
begangen?«
»Wir waren bei ihnen, aber nicht lange«, antwortete
Druwez. »Und leider wurde in der Zeit kein Fest gefeiert.« »Solandia, die Gefährtin Losadunas, erzählte mir, wie
man es herstellt. Es schmeckt wirklich gut und kommt einem sehr leicht vor, in Wirklichkeit aber ist es ein berauschender Trank, der den Zweck hat, die Menschen so aufzulockern und füreinander aufgeschlossen zu machen, wie
man es sich bei einem Fest zu Ehren der Mutter wünscht«,
erklärte Ayla und fügte an die Gehilfinnen gewandt hinzu:
»Wenn ihr fertig seid, koste ich davon und sage euch, wenn
etwas fehlt.«
Als sie sich zum Gehen wandten, tauschten die beiden
jungen Frauen untereinander ein paar Gesten aus und warfen dabei einen Blick zu Danug. Im Lauf der vergangenen
Jahre, insbesondere bei den Sommertreffen, hatte Ayla allen Zelandonia die grundlegenden Clan-Handzeichen beigebracht, um es den Doniers zu erleichtern, sich zumindest
ansatzweise zu verständigen, sollten sie auf ihren Reisen
zufällig Leuten des Clans begegnen. Manche begriffen die
Zeichensprache schneller als andere, aber den meisten gefiel es offenbar, eine lautlose, geheime Sprache zu kennen,
die nur die wenigsten verstanden. Die beiden Gehilfinnen
konnten nicht ahnen, dass Danug und Druwez die ClanZeichen von Ayla gelernt hatten, als sie bei den Mamutoi
war.
Lächelnd blickte Danug eine der jungen Frauen an. »Vielleicht möchtest du das beim Fest der Mutter ja herausfinden«, sagte er, drehte sich zu Druwez um, und beide lach
ten.
Die beiden Frauen erröteten, doch dann warf diejenige,
die als erste Zeichen gemacht hatte, Danug ein verführerisches Lächeln zu. »Kann sein«, sagte sie. »Ich wusste nicht,
dass du die Handzeichen verstehst.«
»Kannst du dir vorstellen, lange in Aylas Nähe zu leben,
ohne die Zeichen zu lernen?«, fragte Danug. »Vor allem, da
mein Bruder, der Junge, den meine Mutter adoptierte, halb
Clan war und nicht sprechen konnte, bis Ayla kam und uns
allen ihre Zeichen beibrachte. Ich werde nie vergessen, als
Rydag zum ersten Mal das Zeichen für >Mutter< verwendete. Sie weinte.«
    Die Leute fanden sich früh um den Platz ein, an dem die Zeremonie stattfinden sollte. Aufregung lag in der Luft. Seit Tagen liefen die Vorbereitungen für die Feier, die gespannte Vorfreude darauf war fast greifbar. Es sollte ein ganz besonderes, ein einzigartiges Fest werden. Das wusste jeder, nur den Anlass kannte niemand. Als die Sonne zu sinken begann, stieg die Spannung. Nie zuvor hatten die Zelandonii bei einem Sommertreffen dem Sonnenuntergang derart entgegengefiebert.
    Als die Sonne endlich hinter dem Horizont versank und es dunkel wurde, suchten sich die Menschen einen Platz, um sich niederzulassen, und warteten, dass die zeremoniellen Feuer entzündet wurden. In der Mitte des Areals befand sich ein natürliches

Weitere Kostenlose Bücher