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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Rundtheater, das groß genug war, um das gesamte Sommerlager mit seinen etwa zweitausend Menschen zu fassen. Rechts hinter dem Lager hatten die Kalksteinhügel die Form einer großen, flachen, nach vorn geöffneten Schale. Die Abhänge mündeten in einem kleinen, relativ ebenen Feld, das im Lauf der vielen über die Jahre hier abgehaltenen Zeremonien mit Steinen und Erdreich noch weiter begradigt worden war.
    In einem Wäldchen unterhalb des Berggrats entsprang ein Bach, der einen kleinen Teich füllte und sich über den Hang der Schale hinab ergoss, quer durch die flache Talsohle plätscherte und schließlich im größeren Hauptbach des Lagers mündete. Dieser Wasserlauf war vor allem im Spätsommer so schmal, dass man ihn mühelos mit einem Schritt überwinden konnte, doch der kalte Teich oben am Berg lieferte klares Trinkwasser. Die grasbewachsenen Abhänge stiegen stufenförmig an, im Lauf der Jahre waren sie von Menschenhand hier etwas ausgegraben und dort etwas aufgefüllt worden, bis viele abgeflachte Terrassen entstanden waren, auf denen sich größere Familien oder gar ganze Höhlen gemeinsam niederlassen konnten und einen guten Blick auf die ebene Fläche unten in der Talsohle hatten.
    Die Leute setzten sich ins Gras oder breiteten Webmatten, Polster oder Felle auf dem Boden aus. Lichtquellen wurden entzündet, zumeist einfache Fackeln, die man in den Boden steckte, aber auch kleine Feuergruben rings um die Versammlungsstätte und um die bühnenartige Fläche, ebenso ein größeres Feuer vorne in der Mitte. Zudem wurden auf den Hängen, auf denen die Menschen saßen, hier und dort Feuer entfacht. Wenig später war über dem allgemeinen Geplauder leise der Gesang junger Stimmen zu hören. Die Leute baten untereinander um Ruhe, machten sich gegenseitig auf das Singen aufmerksam. Langsam zog eine Prozession der meisten Kinder im Sommerlager auf die Fläche in der Mitte und sang dabei ein rhythmisches Lied aus Zählwörtern. Als sie schließlich in die Mitte des Platzes gelangten, waren alle verstummt, hier und da zwinkerte man sich lächelnd zu.
    Den Gesang der Kinder an den Anfang zu stellen, diente zwei Zwecken. Zum einen konnten die Jüngsten den Älteren damit vorführen, was sie von den Zelandonia gelernt hatten. Zum anderen war, wenn auch unausgesprochen, allgemein bekannt, dass nach dieser Zeremonie ein Fest der Mutter begangen würde. Sobald die Kinder also ihren Teil beendet hatten, würden sie zu einem Lagerplatz am Rand der Versammlung gehen, wo sie völlig getrennt von den Erwachsenen spielen und ihr eigenes Festmahl einnehmen würden. Beaufsichtigt wurden sie dabei von einigen Zelandonia und anderen, vorwiegend älteren Männern und Frauen sowie Müttern, die gerade erst niedergekommen waren und noch nicht am Fest der Mutter teilnehmen durften, oder von Frauen, deren Mondzeit soeben begonnen hatte.
    Die meisten freuten sich auf ein Fest der Mutter, auch wenn niemand verpflichtet war, mitzumachen, und man konnte unbeschwerter daran teilnehmen, wenn man sich an dem Abend nicht um die Kinder zu kümmern brauchte. Allerdings wurden Kinder nicht daran gehindert mitzufeiern, wenn sie es wollten, und einige ältere kamen auch, um ihre Neugier zu befriedigen, aber den Erwachsenen zuzusehen, wie sie miteinander redeten, lachten, aßen, tranken, tanzten und sich paarten, war nicht sonderlich interessant, da sie im Grunde noch nicht dazu bereit waren und es nicht verboten war. Infolge der Enge, in der sie lebten, bekamen Kinder alles mit, was die Erwachsenen machten, von der Geburt eines Kindes bis zum Sterben. Niemand versuchte, sie davon fernzuhalten, das war alles ein natürlicher Bestandteil des Lebens.
    Sobald der Gesang endete, wurden die meisten Kinder ins Publikum geführt. Als Nächstes bezogen zwei als Wisentbullen verkleidete Männer mit schwer behörnten Köpfen an gegenüberliegenden Seiten Position und stürmten aufeinander los, streiften sich aber nur. Das weckte die Aufmerksamkeit der Zuschauer. Dann schlüpften mehrere Leute, darunter einige Kinder, in die Felle und Hörner von Auerochsen und liefen wie eine Herde herum. Einige der verwendeten Tierhäute dienten sonst als Tarnungen für die Jagd, andere waren eigens für diesen Anlass angefertigt worden. Ein Löwe, gehüllt in ein entsprechendes Fell mit Schwanz, erschien fauchend und grollend und griff die Ochsen mit derart überzeugendem Brüllen an, dass einige Zuschauer zusammenfuhren.
    »Das war Ayla«, flüsterte Folara Aldanor ins

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