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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Essplatz unterhielt man sich und stellte sich gegenseitig Fragen. Allen war nach wie vor unbehaglich zumute.
    »Komm, Jondalar«, sagte Joharran. Sein Bruder hörte ihn nicht. Er war derart in seine Gedanken vertieft, dass er die Menschen um sich her gar nicht wahrnahm.
    »Jondalar!« Joharran schüttelte ihn an der Schulter. »Was ist?«, fragte Jondalar.
»Komm, das Essen wird aufgetragen.«
»Ach.« Langsam stand der jüngere Bruder auf, ihm
    schwirrte der Kopf.
»Was meinst du, was das alles bedeuten soll?«, fragte Jo
harran, während sie sich auf den Weg machten.
»Hast du gesehen, wo Ayla hingegangen ist?« Jondalar
konnte sich von seinen Gedanken nicht losreißen. »Ich habe sie nicht gesehen, aber sie wird sicher bald
kommen. Das war eine großartige Zeremonie, die sehr viel Arbeit und viel Planung erfordert hat. Selbst die Zelandonia müssen sich ab und zu erholen und etwas essen«, sagte Joharran. Sie gingen ein paar Schritte. »Was meinst du, was das zu bedeuten hatte, Jondalar? Die letzte Strophe des Lie
des von der Mutter?«
Schließlich drehte sich Jondalar zu seinem Bruder um.
»Es bedeutet genau das, was es sagt: >Des Mannes Saft bedarf es.< Nicht nur Frauen werden gesegnet. Ohne einen
Mann kann kein neues Leben beginnen.«
Joharran zog die Stirn kraus, auf der die gleichen Falten
erschienen wie bei seinem Bruder. »Glaubst du das wirklich?«
Jondalar lächelte. »Ich weiß es.«
In dem Bereich, in dem die Neunte Höhle das Festmahl
einnahm, wurden mehrere starke Getränke herumgereicht.
Jemand drückte Joharran und Jondalar jeweils einen gefüllten, wasserdicht geflochtenen Becher in die Hand. Sie
tranken einen Schluck, doch es war nicht, was sie erwartet
hatten.
»Was ist denn das?«, fragte Joharran. »Ich dachte, es wä
re Laramars Gebräu. Es schmeckt gut, ist aber sehr leicht.« Der Geschmack war Jondalar vertraut, er kostete noch
einmal. Woher kannte er das? »Ach! Die Losadunai!« »Wie bitte?«, fragte Joharran.
»Das ist das Getränk, das die Losadunai bei ihren Festen
der Mutter anbieten. Es schmeckt leicht, aber unterschätze
es nicht«, warnte Jondalar. »Die Wirkung ist sehr stark, sie
stellt sich allerdings nur ganz allmählich ein. Das muss Ayla
zubereitet haben. Hast du gesehen, wohin sie nach der Zeremonie gegangen ist?«
»Ich glaube, ich habe sie vor einer Weile aus dem Zeremoniezelt kommen sehen. Sie trug ihre normale Kleidung«,
sagte Joharran.
»Hast du gesehen, in welche Richtung sie gegangen ist?« »Da ist sie doch. Dort drüben, wo das neue Getränk aus
geschenkt wird.«
Jondalar ging auf eine größere Ansammlung von Menschen zu, die vor einem ausgehöhlten Holzbehälter standen
und das Getränk in ihre Becher schöpften. Als er Ayla sah,
stand sie zufällig neben Laramar und reichte ihm gerade einen gefüllten Becher. Er sagte etwas, woraufhin sie lachte
und ihm dann ein Lächeln zuwarf.
Laramar schaute überrascht und grinste dann anzüglich.
Vielleicht war sie ja doch nicht so übel, dachte er. Früher
war sie immer etwas hochmütig gewesen, hatte kaum ein
Wort mit ihm gesprochen. Aber jetzt ist sie eine Zelandoni,
die sollen bei solchen Zeremonien ja die Mutter ehren. Vielleicht wird das Fest doch noch spannend.
Plötzlich trat Jondalar neben ihn. Enttäuscht zog Laramar
die Stirn kraus.
»Ayla, ich muss mit dir reden«, sagte Jondalar. »Komm,
lass uns von hier weggehen.« Er nahm sie am Arm und
wollte sie aus dem Gewühl hinausführen.
»Gibt es einen bestimmten Grund, weshalb du nicht hier
mit mir reden kannst? Ich kann dich gut hören, ich bin
nicht plötzlich taub geworden«, erwiderte Ayla und entzog
sich seinem Griff.
»Ich muss aber mit dir alleine sprechen.«
»Du hattest schon genügend Gelegenheit, allein mit mir
zu sprechen, aber du hast es nicht für nötig befunden. Warum ist es jetzt plötzlich so wichtig? Wir feiern das Fest der
Mutter. Ich will hierbleiben und mich amüsieren.« Sie
wandte sich ab und warf Laramar ein aufforderndes Lä
cheln zu.
In seiner Aufregung, das neue Wissen jetzt in all seiner
Tiefe zu begreifen, hatte Jondalar alles vergessen. Unvermittelt fiel es ihm wieder ein. Sie hatte ihn mit Marona gesehen! Und es stimmte, er hatte seitdem nicht mit ihr gesprochen. Jetzt wollte sie nicht mit ihm reden. Ayla sah, wie er blass wurde. Er taumelte, als hätte ihm jemand einen Schlag versetzt, und stolperte davon. So niedergeschlagen und verwirrt sah er aus, dass sie ihn beinahe zurückgerufen
hätte, aber sie biss sich auf die

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