Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
einen Blick zu dem Jungen. »Nein, natürlich nicht«, sagte er stirnrunzelnd.
»Wenn du wüsstest, dass deine anderen Kinder mit deinem Lebenssaft begonnen wurden, würdest du sie mehr lieben?«
Willadan zögerte, überlegte sich, worauf sie hinauswollte. »Mehr könnte ich sie nicht lieben.«
»Ist es dann wirklich von Bedeutung, ob der Lebenssaft, mit dem sie begonnen wurden, von dir stammt oder von einem anderen?« Zelandoni bemerkte, dass die Falten in Willadans Stirn tiefer wurden, und beschloss, einfach weiterzureden. »Ich bin nie schwanger geworden, ich habe nie ein Kind bekommen, obwohl es eine Zeit gab, als ich mir das sehr wünschte, mehr, als ihr euch vorstellen könnt. Jetzt bin ich damit zufrieden, ich weiß, die Mutter hat gewählt, was für mich das Beste ist. Aber es ist möglich, Willadan, dass du wie ich geboren wurdest. Vielleicht konnte dein Lebenssaft aus Gründen, die nur Doni kennt, mit deiner Gefährtin damals kein Kind beginnen. Doch die Große Erdmutter gab dir und deiner Gefährtin in ihrer Weisheit die Kinder, die ihr euch gewünscht habt. Falls du nicht derjenige warst, der sie begann, wärest du dann bereit, sie zurückzugeben, wenn du den Namen des Mannes herausfändest, der sie begonnen hat?«
»Nein. Ich habe sie seit ihrer Geburt versorgt«, sagte Willadan.
»Genau. Du hast sie versorgt, du liebst sie, sie sind die Kinder deines Herdfeuers, das heißt, sie sind deine Kinder, Willadan.«
»Ja, sie sind Kinder meines Herdfeuers. Aber du sagtest, falls ich nicht derjenige bin, der sie begann. Denkst du, sie könnten doch von meinem Lebenssaft begonnen worden sein?«, fragte er hoffnungsvoll.
»Es ist durchaus möglich, dass die Ehren, die deine Gefährtin der Mutter erwies, als Opfergabe angenommen wurden und sie deinem Lebenssaft erlaubte, die Kinder zu beginnen. Das wissen wir nicht. Aber wenn du sie nicht inniger lieben könntest, Willadan, ist es dann wirklich von Belang?«
»Nein, vermutlich nicht.«
»Sie können von deinem Lebenssaft begonnen worden sein oder auch nicht«, sagte Zelandoni. »Aber sie werden immer mehr als nur die Kinder deines Herdfeuers sein. Sie sind deine Kinder.«
»Werden wir das je mit Sicherheit wissen können?«
»Ich weiß nicht, ob uns das jemals möglich sein wird. Bei einer Frau ist es offensichtlich. Sie ist entweder schwanger oder nicht. Für einen Mann sind seine Kinder stets die Kinder seiner Gefährtin. So ist es immer schon gewesen. Nichts hat sich verändert. Kein Mann kann mit Sicherheit wissen, wer die Kinder seines Herdfeuers begonnen hat.«
»Jondalar schon«, erklang eine Stimme aus dem Publikum. Alle drehten sich um und starrten den jungen Mann an, der sich zu Wort gemeldet hatte. Es war Jalodan aus der Dritten Höhle. Er saß neben Folaras Freundin Galeya, mit der er vor zwei Jahren den Knoten geknüpft hatte. Ob der allgemeinen Aufmerksamkeit und unter dem fragenden Blick Zelandonis lief er rot an. »Doch, er kann es wissen«, stammelte er. »Jeder weiß, dass Ayla nie einen anderen als ihn gewählt hat - bis gestern Nacht. Wenn Kinder mit dem Lebenssaft aus dem Organ eines Mannes begonnen werden und Ayla die Wonnen nie mit einem anderen Mann als Jondalar geteilt hat, dann muss das Kind seines Herdfeuers sein Kind sein, muss mit seinem Saft begonnen worden sein. Deshalb hat er schließlich die Beherrschung verloren, oder nicht? Jedes Mal, wenn er auf Laramar einschlug, brüllte er doch: >Er macht mein Kind!<«
Jetzt schauten alle zu Jondalar, der sich unter den vielen neugierigen Blicken wand. Mehrere Augenpaare richteten sich kurz auf Ayla, doch sie sah nur starr zu Boden.
Plötzlich stand Joharran auf. »Jondalar hatte sich nicht in der Gewalt. Er ließ sich zu viel zu trinken geben, sein Verstand ist untergegangen«, sagte er sarkastisch.
Allseits wurde gelächelt und gekichert. »Ich wette, er hat bei Sonnenaufgang unter der Übelkeit vom >Morgen danach< gelitten«, rief ein anderer junger Mann. In seiner Stimme schwang ein anerkennender Unterton mit, als wäre er von Jondalars Gewalttätigkeit beeindruckt.
»Da sowohl Jondalar als auch Laramar zur Neunten Höhle gehören, wird diese Auseinandersetzung von der Neunten Höhle beigelegt«, sagte Joharran, um das Thema abzuschließen. Er hatte die bewundernden Kommentare einiger anderer junger Männer gehört und wollte unbedingt vermeiden, dass sie sich Jondalars Verhalten zum Beispiel nahmen.
»Eines noch, Jemoral«, sagte Zelandoni. »Jondalar wird unter weit mehr zu leiden haben
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