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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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er nicht, was er tun und wie er sich verhalten sollte, und Ayla hatte ebenso wenig Erfahrung wie er, mit einer derartigen Situation umzugehen.
Seit der Clan sie als Fünfjährige gefunden hatte, war sie stets bemüht gewesen, sich einzufügen und anzupassen, um nicht verstoßen zu werden. Der Clan weinte keine Tränen, deswegen waren die Clan-Leute verstört, wenn sie weinte, und so lernte Ayla, ihre Tränen zu unterdrücken. Im Clan gehörte es sich nicht, Angst und Schmerz oder andere starke Gefühle zu zeigen; also machte Ayla es sich zu eigen, sich nichts anmerken zu lassen. Um eine gute Clan-Frau zu sein, lernte sie, was von ihr erwartet wurde, und versuchte, sich entsprechend zu verhalten. Bei den Zelandonii hatte sie dasselbe getan.
Diesmal aber wusste sie sich nicht zu helfen. Für sie stand fest, dass sie nicht gelernt hatte, eine richtige ZelandoniiFrau zu sein. Die Menschen waren unzufrieden mit ihr, einige verabscheuten sie, Jondalar liebte sie nicht mehr. Er ignorierte sie, und sie hatte versucht, ihn herauszufordern, damit er auf sie zuging, doch sein brutaler Angriff auf Laramar hatte sie völlig überrumpelt, und sie war überzeugt, dass es allein ihre Schuld war. Während ihrer Zeit bei den Mamutoi hatte sie sein Mitgefühl und seine Liebe gesehen, hatte miterlebt, wie er seine heftigen Gefühle beherrschte. Sie glaubte, ihn zu kennen. Jetzt war sie überzeugt, dass sie ihn überhaupt nicht kannte. Durch reine Willenskraft gelang es ihr, den Schein der Normalität zu wahren, aber nach den vielen Nächten, in denen sie wachgelegen hatte, in denen sie vor Sorgen, Schmerz und Zorn nicht hatte schlafen können, war sie müde, und nichts brauchte sie in diesem Moment dringender als Ruhe und Frieden.
Zelandonis Interesse an den Wurzeln war vielleicht zu groß, sonst wäre ihr womöglich etwas aufgefallen, doch sie hatte sich angewöhnt, Ayla mit anderem Maß zu messen. Die beiden Frauen hatten nicht genügend Berührungspunkte, ihr Hintergrund war viel zu unterschiedlich. Gerade, wenn die Erste glaubte, jetzt verstehe sie Ayla wirklich, stellte sie fest, dass sie mit ihrer Einschätzung völlig falsch lag.
»Wenn du wirklich der Ansicht bist, wir sollten darauf verzichten, Ayla, will ich dich nicht drängen, aber wenn du mir erzählen könntest, wie man diese Wurzel zubereitet, können wir vielleicht ein bisschen davon probieren. Nur um zu sehen, ob sie nützlich ist. Natürlich nur für die Zelandonia. Was meinst du?«, fragte die Erste.
In ihrem bekümmerten Zustand erschien Ayla selbst die erschreckende schwarze Leere als ein Ort der Ruhe, an dem sie den Schwierigkeiten um sich entkommen konnte. Und wenn sie nicht zurückkäme - wen störte das schon? Jondalar liebte sie nicht mehr. Ihre Tochter würde ihr fehlen - Ayla spürte, wie sich ihr Magen verkrampfte -, aber dann dachte sie, dass Jonayla es ohne sie besser hätte. Das Kind vermisste Jondalar. Wenn sie nicht da war, würde er zurückkommen und sich wieder um seine Tochter kümmern. Und es gab so viele andere Menschen, die Jonayla liebten und versorgen würden.
»Es ist nicht schwierig, Zelandoni«, sagte Ayla. »Im Grunde werden die Wurzeln nur zu Brei zerkaut und in eine Schüssel mit Wasser gespuckt. Aber sie sind schwer zu kauen, es dauert sehr lange, und derjenige, der sie zubereitet, sollte keinen Tropfen des Saftes hinunterschlucken. Vielleicht ist das Wasser, das sich im Mund ansammelt, als Zutat notwendig«, erklärte Ayla.
»Das ist alles? Mir scheint, wenn man nur eine sehr kleine Menge verwendet, wie bei allem Unbekannten, kann das nicht allzu gefährlich sein«, sagte Zelandoni.
»Ein paar Clan-Rituale gehören noch dazu. Wenn die Medizinfrau die Wurzel für die Mog-urs zubereiten soll, muss sie sich zuerst reinigen. Sie muss sich mit Seifenkraut im Fluss waschen, und sie darf keine Kleidung tragen. Iza erklärte, dass sie makellos und offen sein muss und nichts Verborgenes bei sich haben darf, um die heiligen Männer, die Mog-urs, nicht zu beschmutzen. Creb, der Erste unter den Mog-urs, bemalte mich mit Rot und Schwarz, vorwiegend Kreise um die weiblichen Teile, um sie zu isolieren, glaube ich«, sagte Ayla. »Dem Clan ist die Zeremonie sehr heilig.«
»Wir könnten das in der neuen Grotte machen, die du gefunden hast. Sie ist ein sehr heiliger Ort, und abgeschieden. Das wäre eine gute Verwendung für sie«, schlug die Erste vor. »Noch etwas?«
»Nein. Aber als ich die Wurzel mit Mamut probierte, hat er den Leuten des Löwenlagers

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