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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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und Abgeschiedenheit eignete sich dieser Ort ideal für die rituelle Reinigung, aber Ayla war nicht mehr an der Stelle gewesen, seit sie Jondalar mit Marona dort überrascht hatte. Sie wusste, dass es in der Ecke auch Feuerstein gab, Jondalar hatte welchen gefunden, doch jetzt konnte sie keinen sehen, und sie hatte auch nicht die Zeit, in der weiteren Umgebung zu suchen. Sie wusste, dass Jondalar immer ein paar schöne Stücke bei sich hatte, aber es kam ihr nicht in den Sinn, ihn um eines zu bitten. Er redete ja nicht einmal mehr mit ihr. Sie würde sich eben mit einem ZelandoniiMesser und einer Zelandonii-Ahle begnügen müssen, um das Leder zu schneiden und die Löcher für die Kordel am Rand zu bohren, selbst wenn das eine weitere Abweichung von der Clan-Tradition bedeutete.
    Sie fand einen abgeflachten Stein und trug ihn näher zur Badestelle im Bach, dann legte sie das Seifenkraut darauf und schlug es mit einem runderen Stein, bis es unter Zugabe von etwas Wasser zu schäumen begann. Sie trat in das stille Wasser in der Innenrundung des Tümpels und verteilte den Schaum auf ihrem Körper. Das Ufer fiel nach wenigen Schritten zur Bachmitte hin steil ab, so dass sie sich gut abspülen konnte. Sie tauchte mit dem Kopf unter, schwamm einige Züge und kehrte ans Ufer zurück, um sich das Haar zu waschen. Beim Baden dachte sie an den Clan.
    In ihrer Erinnerung war ihre Kindheit bei Bruns Clan friedlich und beschützt gewesen, es hatte Iza und Creb gegeben, die sie liebten und umsorgten. Beim Clan wusste jeder vom Moment seiner Geburt an, was von ihm erwartet wurde, es gab keinerlei Spielraum für Abweichungen. Die Rollen waren klar umrissen. Jeder wusste, wo er hingehörte, jeder kannte seinen Platz in der Rangordnung, jeder kannte seine Pflichten und Aufgaben. Das Leben war sicher und geordnet. Keiner brauchte sich zu sorgen, dass neue Gedanken sein Leben verändern würden.
    Warum musste immer sie, Ayla, Neuerungen einführen, die das Leben aller veränderten? Die ihr nur Hass eingetragen hatten? Rückblickend erschien ihr das Leben beim Clan derart friedvoll, dass sie sich fragte, weshalb sie sich so vehement gegen die Beschränkungen gewehrt hatte. Jetzt erschien ihr das geordnete Leben dort ausgesprochen wünschenswert. Strenge Vorschriften boten eine tröstliche Sicherheit.
    Dennoch war sie froh, dass sie sich das Jagen beigebracht hatte, auch wenn es gegen die Clan-Tradition verstieß. Sie war eine Frau, und Clan-Frauen jagten nicht, aber hätte sie es nicht gekonnt, wäre sie nicht mehr am Leben, auch wenn sie fast gestorben wäre, nachdem sie ertappt worden war. Als sie das erste Mal verflucht wurde und Brun sie aus dem Clan verstieß, beschränkte er die Zeit auf einen Mond. Das war zu Beginn des Winters, und alle erwarteten, dass sie sterben würde, doch das Jagen, dessentwegen sie verflucht worden war, hatte ihr Leben vor dem Fluch bewahrt. Vielleicht hätte ich damals sterben sollen, dachte sie.
    Sie hatte sich den Sitten des Clans ein zweites Mal widersetzt, als sie mit Durc weglief, doch sie konnte nicht zulassen, dass der Clan ihren neugeborenen Sohn der Gnade der Elemente und der Raubtiere überließ, nur weil sie glaubten, er wäre entstellt. Brun hatte sie und das Kind verschont, trotz Brouds Einwände. Broud hatte ihr das Leben nie leichtgemacht. Und als er Anführer wurde und sie verfluchte, war es für immer, wenn auch aus keinem ersichtlichen Grund. Da hatte sie keine andere Wahl gehabt, als den Clan zu verlassen. Auch damals war das Jagen ihre Rettung gewesen. Sie hätte in dem Tal nie überlebt, wenn sie keine Jägerin gewesen wäre und nicht gewusst hätte, dass sie, wenn es sein musste, sich selbst versorgen konnte.
    Ayla dachte immer noch an den Clan und wie sie die Rituale, die mit der Wurzel einhergingen, richtig durchführen sollte, als sie zum Lagerplatz zurückkam. Jonayla saß bei Proleva und Marthona, die sie zu sich winkten.
    »Komm, nimm dir etwas zu essen«, forderte Proleva sie auf. Wolf war ebenfalls bei ihnen. Er kauerte auf der anderen Seite des Feuers und nagte an einem Knochen, schaute jetzt aber auf. Ayla ging zu dem Kreis von Menschen, drückte ihre Tochter an sich, hielt sie dann auf Armeslänge von sich, betrachtete sie mit leiser Trauer und umarmte sie noch einmal, beinahe zu fest.
    »Dein Haar ist nass, Mutter.« Quengelnd wand Jonayla sich aus der Umarmung.
»Ich habe es gerade gewaschen«, sagte Ayla und streichelte den großen Wolf, der gekommen war, um sie zu

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