manchmal als ziemlich unangenehm, anderen nahe zu sein. Ich möchte Beziehungen, in denen ich anderen nahe bin, aber ich finde es schwierig, ihnen vollständig zu vertrauen oder von ihnen abhängig zu sein. Ich fürchte manchmal, daß ich verletzt werde, wenn ich mir erlaube, anderen zu nahe zu kommen.«
d) Besitzergreifend unsicher gebunden: »Ich möchte anderen gefühlsmäßig sehr nahe sein, aber ich merke oft, daß andere Widerstände dagegen errichten, mir so nahe zu sein, wie ich ihnen nahe sein möchte. Es geht mir nicht gut, wenn ich ohne enge Beziehung bin, aber ich denke manchmal, daß andere mich nicht so sehr schätzen wie ich sie.«
Sicher gebundene Paare sind mit der Beziehung zufriedener, die Beziehungen sind stabiler, die Partner haben ein hohes Selbstwertgefühl und wenig Angst vor Nähe. Abweisend unsicher Gebundene fürchten zu große Enge und akzeptieren ihre Partner weniger als die anderen Gruppen. Ängstlich unsicher Gebundene haben es besonders schwer: Sie sind eifersüchtiger, leidenschaftlicher und sehnsüchtiger als die anderen, haben aber auch gleichzeitig große Angst vor der Beziehung. Sie gehen häufiger als andere stabil unglückliche Beziehungen ein, da sie die vorgestellten Alternativen als noch unglücklicher beurteilen. Zu den belastenden Ereignissen zählen der erwähnte Streß durch die Arbeit, auch Arbeitslosigkeit, die Geburt von Kindern und deren Erziehung, außereheliche Beziehungen und dergleichen. Die Zufriedenheit der Partner hängt schließlich auch davon ab, ob es ihnen durch entsprechende Anpassungsvorgänge gelingt, belastende Ereignisse zu vermeiden oder sie konstruktiv zu bearbeiten. Wesentliches Merkmal ist hier die Bereitschaft zur offenen Kommunikation in Konfliktsituationen. Auch in diesem Punkt unterscheiden sich glückliche und unglückliche Paare voneinander: Glückliche Paare zeigen mehr positive Verhaltensweisen wie neutrale, positive und aufgabenorientierte Problembeschreibungen, Zustimmung, Humor und Lachen oder andere positive Reaktionen. Sie schreiben dem Partner auch in Konflikten häufiger gute Absichten zu. Unglückliche Paare beschweren sich häufiger, kritisieren stärker, sprechen negativ über die Beziehung, gebrauchen »Ja-aber«-Strategien, sind defensiv, werten den Partner ab, unterstellen auch in ambivalenten Situationen schlechte Absichten und eskalieren die negativen Affekte.
Damit angemessen umzugehen, dies gelingt den Menschen offenbar immer weniger. So wächst die Zahl derjenigen, die notgedrungen oder lieber alleine durchs Leben gehen: Der Single ist zumindest in den Großstädten inzwischen die dominierende Lebensform geworden. 14.225.000 Einpersonenhaushalte gibt es in Deutschland, vor zehn Jahren waren es noch 1.846.000 weniger, Tendenz weiter steigend. In Großstädten mit über 500.000 Einwohnern lebt nahezu die Hälfte aller Menschen allein, aber auch in den Dörfern der Republik sind es schon 26% (Presseerklärung des Statistischen Bundesamtes vom 27. 08. 2002). Alle anderen Haushaltsformen sind seltener, zudem nehmen die Drei-, Vier- und Fünfpersonenhaushalte über die Jahre hin ab (Statistisches Bundesamt Wiesbaden, 2004). Europaweit sollen im Jahr 2025 knapp vier von zehn Haushalten Einpersonenhaushalte sein (eurostat, 2003).
Aber das muß ja so schlecht nicht sein. Zwar mag die soziale Einbindung nachlassen, wie Putnam (2000) es in seinem Buch mit dem ebenso traurigen wie einprägsamen Titel Bowling alone nachgewiesen hat. Danach nimmt das traditionelle Engagement der jungen Amerikaner in Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, Nachbarschaftsaktivitäten und dgl. rapide ab. Andererseits kann man sich aber beruflich munter verändern, wo immer der jeweils interessanteste Arbeitgeber die Ich-AG jeweils hinschicken will. Man kann sich einrichten und kleiden, wie es einem gerade gefällt. Und man kann aufstehen, wann und mit wem man will.
Und sozialpsychologische Untersuchungen zur romantischen Liebe zeigen (vgl. etwa Smith & Mackie, 2000), daß gerade die erste Phase einer Beziehung, die Verliebtheit und die ersten Sexualkontakte, voller physiologischer Erregung ist, den Histrio also genau in den Zustand versetzt, den er so liebt: sich nach dem anderen sehnen, Euphorie in seiner Gegenwart, sexuelle Höhepunkte, wenn alles klappt, intensiver Liebeskummer, wenn es schiefläuft, und der schnelle Wechsel zwischen beiden Zuständen. Andere Reize – wie laute Musik oder Lichtreize – können dieses Gefühl übrigens noch
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