Zahl der nichtehelichen Gemeinschaften hat im gleichen Zeitraum – außer bei den 18- bis 24jährigen – in allen Altersgruppen zugenommen.
Sie heiraten später: Das Erstheiratsalter der Männer stieg im gleichen Zeitraum von 28,5 auf 31 Jahre, das der Frauen von 26,1 auf 28,3 Jahre.
Sie verstehen sich schlechter: Die Familienpsychologie weist nach, daß mit zunehmender Dauer von Partnerschaften die Beziehungsqualität schlechter wird. Besonders ausgeprägt ist diese Verschlechterung in der frühen Phase der Elternschaft (Reichle & Werneck, 1999).
Sie trennen sich früher: Nicht mehr das siebte Ehejahr ist das verflixte, im fünften und sechsten Ehejahr sind die Scheidungsziffern am größten, mithin sind die vorangehenden Jahre vier und fünf für den Bestand der Ehe am gefährlichsten (Emmerling, 2003).
Sie trennen sich häufiger: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahr 1991 136.317 Ehen geschieden, im Jahr 2002 waren es 204.210. Für die Zukunft ist damit zu rechnen, daß mehr als ein Drittel aller Ehen wieder getrennt wird (Emmerling, 2003).
Die Folgen sind: Rund 160.000 Kinder waren 2002 von Scheidungen betroffen. Gegenwärtig wachsen rund 14% aller Kinder bei einem alleinerziehenden Elternteil auf (Pressemitteilungen des Statistischen Bundesamtes vom 18. 01. 2002 und vom 06. 11. 2003). »Experten schätzen, daß derzeit jedes sechste Kind, im kommenden Jahrzehnt sogar jedes dritte Kind im Laufe seiner Kindheit erleben wird, daß sich seine Eltern trennen« (Ökotest 12, 2003, S. 86).
Woran liegt das? Ergebnisse der Forschungen über psychologische Risikofaktoren für Ehescheidungen zeigen, daß Paare mit einem hohen Ausmaß an erlebtem Alltagsstreß, resultierend aus Termindruck und unbefriedigender Freizeitgestaltung, ein signifikant höheres Scheidungsrisiko haben (Bodenmann, 2001). Eine große Rolle spielt dabei die zunehmend geforderte berufliche Mobilität: In einer Befragung von rund 1.000 mobilen Berufstätigen und deren Partnern fand sich (Schneider et al., 2002), daß rund zwei Drittel aller Mobilen über psychische und physische Belastungen klagen. Schlechte psychische Befindlichkeit, Streß, Zeitmangel, sozialer Kontaktverlust und Entfremdung vom Partner und der Familie werden genannt. Bei den Nichtmobilen beschweren sich nur 20% über diese Probleme. Auch rund zwei Drittel der Lebenspartner der Mobilen fühlen sich durch die Mobilität des Partners ebenso belastet wie oder sogar noch stärker belastet als dieser selbst. Für Frauen führt berufliche Mobilität fast zwangsläufig zur Kinderlosigkeit.
Die Beziehungspsychologie (vgl. zum Folgenden Asendorpf & Banse, 2000) zeigt, daß der Prozentsatz von Verheirateten, die ihre Ehe als sehr glücklich schildern, abnimmt. Ein bemerkenswerter Prozentsatz – rund 7% – wird als stabil und unglücklich geschildert. Ob eine Ehe als glücklich oder als unglücklich erlebt wird, hängt von drei Dingen ab: von Eigenschaften der Partner, belastenden Ereignissen und Anpassungsprozessen. Zu den besonders beziehungsfördernden Eigenschaften der Partner gehören eine ähnliche Sozialschicht, ein ähnliches Bildungsniveau, ähnliche physische Attraktivität sowie ähnliche Persönlichkeitsmerkmale, Werte und Einstellungen. In der Mittelschicht spielen übrigens psychologische Variablen eine größere Rolle als sozioökonomische.
Eine in diesem Zusammenhang und für unsere Argumentation besonders wichtige Variable ist das Bindungsverhalten. In einem auch empirisch fundierten Konzept (Bartholomew, 1990) werden dazu zwei Typen unterschieden: der sichere und der unsichere Bindungsstil; der unsichere wird zudem in die drei Varianten »abweisend«, »ängstlich« und »besitzergreifend« unterteilt. Sie werden folgendermaßen beschrieben (vgl. zum Folgenden Asendorpf & Banse, 2000; Smith & Mackie, 2000):
a) Sicher gebunden: »Ich finde, daß es ziemlich leicht für mich ist, anderen gefühlsmäßig nahe zu sein. Es geht mir gut, wenn ich mich auf andere verlassen kann und wenn andere sich auf mich verlassen. Ich mache mir keine Gedanken darüber, daß ich allein sein könnte oder daß andere mich nicht akzeptieren könnten.«
b) Abweisend unsicher gebunden: »Es geht mir auch ohne enge, gefühlsmäßige Bindung gut. Es ist sehr wichtig für mich, mich unabhängig und selbständig zu fühlen, und ich ziehe es vor, wenn ich nicht von anderen und andere nicht von mir abhängig sind.«
c) Ängstlich unsicher gebunden: »Ich empfinde es
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