Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai

0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai

Titel: 0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
Ostküste aus war der Weg ins Eingeborenendorf am nächsten, und ich brauchte nicht zu fürchten, daß Flyberts Leute uns noch heute nacht dort suchen würden.
    Nach zwei Stunden harter Ruderarbeit erreichte ich die einzige flache Stelle des Ostrandes und erkannte die Auslegerboote der Eingeborenen, die dort hinaufgetragen werden konnten. Ich lenkte meinen Kahn in diese Richtung, bis der Sand unter dem Kiel knirschte, sprang heraus und drückte ihn so weit hoch, daß er nicht fortschwimmen konnte.
    Ich nahm eines unserer Preßluftgewehre für die Unterwasserjagd. Wenn das auch keine überragende Waffe war, so genügte es doch unter Umständen, um sich einen Mann vom Leibe zu halten. Lautlos schlich ich zum Dorf, erreichte die primitiven Hütten und fand die Behausung von Ragos Vater. Das Dorf schien in tiefem Schlaf begriffen. Ich rüttelte an den Bambusstäben. Wie aus dem Boden gewachsen stand plötzlich Rago vor mir. Ich sah seine weißen Zähne blitzen.
    »Sir, Phil-Mister schon hier«, flüsterte er. »Kommen Sie!« Ich bückte mich und folgte ihm in die Hütte.
    Er hantierte an einer Kerze aus Fischfett und machte Licht. Ragos Vater und zwei seiner Brüder saßen aufrecht und begrüßten mich mit feierlichem Händeschütteln. Phil lag in der Ecke auf einer Bastmatte und schlief fest. Er mußte erst geschüttelt werden.
    »Okay«, sagte er und rieb sich die Augen. »Ich wußte, daß du durchkommen würdest. Was machen wir jetzt?«
    »Die Telegraphenstation«, antwortete ich. »Wenn wir es gleich jetzt versuchen, haben wir die besten Aussichten. Sie werden nicht damit rechnen. Morgen durchstreifen sie die Insel, und es ist nur eine Frage von Tagen, bis sie uns finden. Dreißig Quadratmeilen sind ein Kinderspiel. Wir haben nur Chancen, wenn es uns gelingt, Celebes oder Labian zu informieren.«
    Phil reckte sich und stand auf. »In Ordnung. Gehen wir.« Plötzlich lachte er. »Du bist ein G-man aus New York, Jerry, wenn ich mich nicht irre. Ich habe den gleichen Beruf. Wir haben manchen Gangster gejagt, und wenn es zum Schlimmsten ging, dann haben wir uns an einen Telefonapparat geklemmt, das Hauptquartier angerufen und vielleicht noch die uniformierte Polizei. Die kamen dann angebraust bis zu Kompaniestärke. Mit Autos, Maschinenpistolen, Tränengas, wenn es not tat, sogar mit Handgranaten. Was immer wir unternahmen, wir durften das sichere Gefühl haben, daß unsere Jungs wenigstens unsere Leichen für eine ehrliche Bestattung bergen würden. Heute ist das anders. Wir zwei ringen gegen eine Bande von zwanzig Leuten und zwei Dutzend bestochener Mischlinge. Wenn sie uns erwischen, erfährt der Chef in New York niemals, wo sich unser Grab befindet, damit er die entsprechende Rede von ›Pflicht und Treue bis in den Tod‹ halten kann.«
    »Ich werde dir eins sagen, Phil«, antwortete ich. »Ich habe Gangster immer gehaßt, und jage sie, weil es mir ein Bedürfnis ist, für Gerechtigkeit zu sorgen, denn für das Gehalt, das das Innenministerium zahlt, würde es sich nicht lohnen. John Flybert wird sich eines Tages wundem, wenn er auf dem elektrischen Stuhl sitzt und zum Tode verurteilt wird, weil er auf einer lächerlichen Insel in Ostasien einen freundlichen braunen Mann umgebracht hat, dessen Tod ihm so wenig bedeutet wie eine erschlagene Katze. Wir werden ihm einheizen!«
    Rago wollte mit, aber ich duldete es nicht.
    Auf einem anderen Weg durchquerten wir die Insel in Richtung auf den Hafen. Wir liefen eine gute Stunde, bis wir die einzelnen Lichter vor uns schimmern sahen.
    »Sie sind noch auf«, flüsterte mir Phil zu. »Wahrscheinlich besprechen sie das Ereignis.«
    »Das Licht dort drüben ist die Telegrafenbude«, flüsterte ich zurück. »Flybert ist nicht dumm. Er hat eine Wache darin. Wir müssen mit ihnen fertig werden, lautlos.«
    »Okay, Chingachgook«, sagte Phil grinsend. Er hatte nicht unrecht. Wir benahmen uns wirklich wie Indianer auf dem Kriegspfad und sahen auch so aus mit unseren nackten Oberkörpern und den weichen Schwimmschuhen an den Füßen.
    Vorsichtig arbeiteten wir uns an die Häuser des Hafens heran. Panafaruts Postamt stand in der Mitte, also nicht sehr günstig für uns.
    Immerhin, wir schlichen uns an vier Hütten vorbei; dann waren wir da. Aus Panhackers Hotel drangen laute, lärmende Stimmen. Wir konnten in den Hafen sehen. Flyberts Barkasse lag nicht mehr am Steg. Er mußte zur ›Flyer‹ zurückgefahren sein.
    Phil und ich standen, die Rücken eng an die Bambuswand gepreßt,

Weitere Kostenlose Bücher