0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai
Flossen, Brillen, sonst nichts. Unsere Kleidung bestand aus Badehose und Turnschuhen; aber die Nächte waren selbst dafür warm genug. Solange uns Rago mit Essen versorgte, brauchten wir nichts zu befürchten, und wahrscheinlich würden wir in unserem Versteck auch nicht entdeckt werden, sofern wir uns ruhig verhielten.
Wir dachten nicht daran, ruhig zu bleiben. Wenn es eine Chance gab, Flybert zu stellen, so würden wir sie wahrnehmen.
»Wenn sie von Labian oder Celebes irgend etwas in Panafarut anfragen und die Sendestation antwortet nicht, glaubst du, daß sie dann kommen, um den Fall zu untersuchen?« fragte Phil.
»Sie werden es nicht merken. Flybert wird einfach die Sendeanlage seines Schiffes auf die Welle von Panafarut einstellen und so antworten, als sei alles in schönster Ordnung. Ich wette, er hat bereits einige wunderschöne Lügen an Mr. High telegrafiert. Und der denkt, hier habe sich weit und breit kein Ganovenschiff blicken lassen, und wir hätten nichts anderes zu tun, als Fische zu jagen.«
»Haben wir keine Möglichkeit, die Außenwelt zu benachrichtigen?«
»Bis zur nächsten Insel sind es hundertdreiundvierzig Seemeilen. Mit unserem Boot oder denen der Eingeborenen nicht zu schaffen, selbst wenn das Wetter einwandfrei bleibt. Mit der Barkasse der ›Flyer‹ würde ich es riskieren; aber dazu müßten wir sie erst haben.«
»Entern wir sie doch«, schlug Phil vor.
»Zu riskant«, lehnte ich ab. »Selbst wenn es klappt, wissen wir nicht, ob sie genügend Sprit für die Entfernung an Bord hat. Hat sie zu wenig — und ich möchte es annehmen, weil der Kahn ja nur für die Strecke zwischen Schiff und Land gedacht ist — dann schwimmen wir irgendwo auf dem Ozean, verdursten oder bekommen den Sonnenstich, während Flybert voller Gemütsruhe die Steine aus der ›Patronia‹ holt und abdampft.«
»In zehn Tagen kommt der Postdampfer«, sagte Phil.
»Auf den rechne ich auch«, bestätigte ich. »Ich weiß noch nicht, wie wir es anfangen, aber mit dem Postdampfer müssen wir entweder Hilfe herbeiholen, oder die Mannschaft des Schiffes muß uns helfen, Flybert dingfest zu machen.«
»Und wenn Flybert die Diamanten vorher findet und türmt?«
»Er darf sie eben nicht vorher finden. Wir werden seine Arbeiten an dem Wrack stören, daß ihm graue Haare wachsen, hätte er sie nicht schon. Wenn er die ›Patronia‹, wie er es vorhat, in seichtes Wasser schleppt, ist sie auch für uns erreichbar. Vielleicht haben wir Glück und bekommen die Steine in die Hand; dann hat er das Nachsehen.«
Phil lachte. »Wir machen also genau das, was er von Anfang an befürchtet hat.«
Ich schnippte meinen Zigarettenrest ins Wasser.
»Genau. Ich hoffe, Rago wird uns sagen können, wie weit sie mit den Arbeiten an dem Schiff sind.«
Rago kam kurz vor Sonnenuntergang. Seine bronzebraune, tiefbraune Gestalt tauchte auf dem Gipfel der Innenklippe auf. Er rutschte abwärts und plumpste neben unserem Boot ins Wasser. Wir zogen ihn hinein. Er trug einen wasserdicht vernähten Beutel aus Ziegenleder um den Hals. Darin war etwas Eßbares für uns.
Mit weiten Bewegungen seiner Arme und unter Augenrollen informierte er uns über die Situation.
»Weißer Mister von Schiff nicht gekommen, zu suchen Sie in Dorf. Nur Single-Pag war da, aber niemand etwas gesagt. Rago gegangen, zu hören, was mit Wrack ist von ›Patronia‹. Heute morgen sie gezogen in flacher Wasser. Arbeit lange gedauert. Jetzt Wrack liegt an Ostkap, nicht weit von Küste. ›Flyer‹ ist vor Anker gegangen. Morgen sie wollen beginnen, zu suchen nach Funkelsteinen.«
»Flyberts Matrosen haben nicht nach uns gesucht?« vergewisserte ich mich.
Er schüttelte den Kopf.
»Einleuchtend«, erklärte Phil, »der weiß, daß wir ihm im Augenblick nicht schaden können. Wenn er die Diamanten hat, flieht er, und der Fall ist für ihn erledigt. Was soll er seine Zeit damit vergeuden, nach uns zu suchen.«
Ich überlegte. Neun Tage lang mußten wir verhindern, daß der Gangster an den Schatz der ›Patronia‹ herankam. Ich setzte Phil meinen Plan auseinander. Er war einverstanden. Wir packten, was wir von unseren Sachen brauchten: Tauchgeräte, Reserveflaschen Preßluft, Gewehre mit den Pfeilen, Brillen und Flossen. Rago ruderte uns an eine Stelle, von der aus das Ufer leichter zu ersteigen war. Dann kam er selbst, nachdem er das Boot ins Versteck zurückgebracht hatte, ohne Gepäck über einen schwierigeren Weg zu uns. Unter seiner Führung begaben wir uns ins
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