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0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai

0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai

Titel: 0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Kapitän der ›Flyer‹.«
    Kopfnicken auf beiden Seiten.
    »Trinken wir etwas«, fuhr der Yachtbesitzer fröhlich fort.
    »Danke«, sagte ich, »wir möchten Ihnen keine Unkosten bereiten. Sie haben, glaube ich, heute schon eine Menge Drinks zu zahlen.«
    »Oh, ich tat das gern«, antwortete er und sah mir in die Augen. »Ein Drink zur rechten Stunde fördert mein Geschäft — mein Geschäft.« Er wiederholte es mit deutlicher Drohung. Gleich darauf lächelte er wieder.
    »Es ist ein toller Zufall, daß sich hier, auf einer der verlassensten Inseln Ostasiens, zwei Gruppen von Amerikanern treffen. Der Wirt erzählte mir, in den neun Jahren seit Kriegsende seien keine mehr hiergewesen. Und jetzt gleich so viele zur selben Zeit. Sie sind New Yorker, Mr. Cotton?«
    Er versuchte, uns in ein Gespräch über Herkunft, Tätigkeit und Bekannte zu verstricken, doch wir logen ihm die Hucke voll. Phil bezeichnete sich als Sohn eines Mannes, der sein Geld mit Petroleumaktien verdient hatte und dessen einzige Aufgabe es nun war, die Dividende auf den Kopf zu hauen. Ich dichtete mir ein Maklerbüro an; aber es war fraglich, ob Flybert uns das glaubte.
    Immerhin, der Abend ging in erstaunlicher Harmonie zu Ende. Von den Tauchgeräten und der Befürchtung, wir könnten uns an den ›Patronia‹-Diamanten vergreifen, war nicht mehr die Rede. Wir schieden in einiger Herzlichkeit, wobei sich herausstellte, daß Flybert, Creoly und drei andere Matrosen der Mannschaft fünf Weekend-Häuser von Panhacker gemietet hatten, so daß wir eine wenig angenehme Nachbarschaft hatten.
    Am anderen Tag, als wir später als gewöhnlich zum Hafen kamen, war die ›Flyer‹ schon ausgelaufen. Rago erwartete uns am Steg, begrüßte uns und lief voraus, um uns den Weg zum Versteck des Bootes zu zeigen. Er ging einen schmalen Pfad, der hinter den wenigen Häusern des Hafens begann und mitten durch das tropisch wuchernde Gebüsch anscheinend ins Landesinnere lief. Nach einer halben Stunde blieb Rago stehen, zeigte auf eine große Fächerpalme und sagte: »Dieses Baum merken.« Dann schlug er sich seitwärts in die Büsche.
    Zehn Minuten lang folgten wir ihm. Leise, dann immer lauter, hörten wir die Brandung des Meeres, durchbrachen eine letzte Buschreihe und standen am Rand einer Klippe. Vorgelagerte Felsen, in denen sich die Brandungswellen zu Gischtbergen brachen, bildeten hier eine natürliche Barriere. An die zwanzig Fuß fiel die Klippe steil ins Meer, das an dieser Stelle wie in einem Kessel kochte.
    Wortlos sprang Rago ab und verschwand in elegantem Bogen in den zischenden Wassermassen. Phil und ich warfen uns einen Blick zu. Ich rieb mir den Schädel. Verlockend war es wahrhaftig nicht, da hineinzuspringen.
    Unten tauchte Ragos dunkler Kopf auf, immer wieder überspült von weißen Schaumfetzen. Er winkte uns.
    »Wir können uns von einem Eingeborenen doch nicht beschämen lassen, Phil«, ermunterte ich den Freund und sprang. Gischt schlug über mir zusammen. Ich japste und arbeitete mich nach oben. Neuer Schaum klatschte mir ins Gesicht. Ich versuchte mich zu orientieren. Vorn, an einem der vorgelagerten Felsen, erblickte ich Rago. Er ließ sich von einer Welle gegen die Klippe tragen, krallte sich fest, kletterte wie eine Katze zwei, drei Yard weiter und war damit aus dem Bereich der nächsten Welle. Er sah sich nach uns um. Ich winkte ihm. Er zeigte lachend seine Zähne.
    Als ich mich bis zu der Klippe hingearbeitet hatte, hing sie wie eine unerklimmbare Wand über mir. Jede Welle warf mich gegen den Felsen. Ich mußte Arme und Beine vorstrecken und mich immer wieder abstoßen. Neben mir tanzte Phils Kopf wie ein Korken auf dem Wasser.
    »Schweinerei!« brüllte er mir zu, bekam eine Welle in den Mund, hustete und fluchte.
    Rago schrie uns Anweisungen zu, die wir nicht verstanden. Ich ließ mich hochtragen, griff zu und versuchte, mich festzuhalten. Nur die Hände fanden eine Vertiefung, die Füße nicht. Das Wasser wich zurück, und ich baumelte über einem Abgrund. Die nächste Welle wusch mich wieder vom Felsen. Viermal versuchte ich es, bis ich endlich Halt fand und vor der nächsten Woge so weit hochklettern konnte, daß ich nicht wieder heruntergezerrt wurde. Phil schaffte es beim sechsten Versuch.
    Oberhalb der Wasserlinie, wo die Felsen nicht vom ständigen Wogenprall glattgeschliffen waren, wurde die Kletterei leicht. Wir erreichten eine flache Felsenkuppe. Rago hatte sich hingehockt, und erwartete uns. Ich wischte mir das Salzwasser

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