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0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai

0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai

Titel: 0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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poetische Ader. Alles, was ich bestenfalls berichten kann, sind nackte Tatsachen. Wir waren schon auf dem Heimweg, als Ragos Vater, in dessen Boot wir saßen, mich leicht am Arm berührte.
    »Schiff«, sagte er und zeigte in die Nacht. In einiger Entfernung glitten ein paar Lichter durch die Nacht.
    »Der Postdampfer?« fragte ich.
    »No, kommt erst in so vielen Tagen.« Er zeigte mit den Fingern die Zahl fünfzehn.
    Phil und ich sahen uns bedeutungsvoll an.
    »Also der von Mr. High angekündigte Besuch«, brummte ich.
    »Vielleicht fährt der Kahn vorbei«, sagte Phil.
    Er fuhr nicht vorbei. Von den Bambustüren unserer Hütten aus sahen wir, wie die Lichter des Schiffes vor der Hafeneinfahrt zum Stillstand kamen. Wir glaubten verwehte Kommandorufe zu hören, das Rasseln der Ankerkette, das schwere Klatschen, mit dem der Anker in die Wellen schlug.
    »Schade um unseren Urlaub«, seufzte Phil. »Hoffentlich sind es keine Amerikaner.«
    »Hoffentlich keine alten Kunden aus New York«, antwortete ich. »Ich bin hier, um Fische zu jagen, und habe keine Lust, anderes zu tun.«
    Es war die erste Nacht auf Panafarut, in der ich nicht gut schlief. Beim ersten Morgenlicht war ich auf den Beinen. Phil mußte es nicht anders ergangen sein, denn wir trafen uns vor unseren Hütten. Wie immer trugen wir nur Badehose und Bademantel. Die Atemgeräte lagen im Boot und wurden von Rago betreut. Durch den verwilderten Park und an den leerstehenden Wochenendhäuschen vorbei gingen wir zu Panhackers Hotel, um das Frühstück einzunehmen.
    »Haben Sie gesehen, Gents«, überfiel uns der Mischling glückstrahlend. »Ein großes Schiff ist angekommen, ein ganzes Schiff voll Amerikaner. Eben läuft es in den Hafen ein. Ich werde meine Weekend-Wohnungen vermieten und viele Dollars verdienen.«
    Wir teilten seine Begeisterung nicht, vertilgten unser Obstfrühstück und liefen zum Hafen.
    Der verdammte Kahn war eben dabei, sich durch die enge Einfahrt zu tasten. Es war eine schlanke Motoryacht mit niedrigen Aufbauten, eins dieser Schiffe, die in Filmstreifen vorzukommen und blendendweiß zu sein pflegen. Auch dieses Schiff mochte einmal weiß gewesen sein; heute war es schmierig und verdreckt.
    »Flyer«, las ich den Namen des Schiffes am Bug.
    »Landsleute«, bemerkte Phil. Er hatte recht. Vom Heck wehte die amerikanische Flagge.
    Die ›Flyer‹ drehte sich jetzt langsam, um anzulegen. Wir konnten die hinteren Aufbauten erkennen.
    »Sieht aus, als hätten sie in letzter Zeit einiges verändert und keine Zeit mehr gefunden, diese Reparaturen anzustreichen. Man kann am Heck eingeschweißte Platten feststellen, die flüchtig mit Mennige gestrichen sind.«
    »Seltsamer Aufbau, den sie achtern haben«, wunderte sich Phil. »Wenn mich nicht alles täuscht, ein Gegengewichtskran, wie Bergungsschiffe ihn führen.«
    Wir sahen uns an. »Also die ›Patronia‹-Diamanten.«
    Phil hob die Schultern. »Was geht's uns an? Aber Mr. Highs Telegramm…«
    »War leider nicht zu kapieren. Ich habe um deutliche Nachrichten ersucht, aber es dauert drei Tage. Wir müssen warten. Die Burschen werden die Diamanten nicht in acht Stunden aus der ›Patronia‹ holen.«
    Die Yacht legte an. Natürlich hatte sich inzwischen alles am Hafen versammelt, was in der näheren Umgebung wohnte. Der sogenannte Hafenkommandant, Mr. Horben, ein Mischling, dirigierte mit schallender Stimme sechs Eingeborene, die die ›Flyer‹ am Steg festzurrten.
    Ich sah mir die Leute an, die auf dem Schiff herumwimmelten. Es mochten an die zwei Dutzend Mann sein; aber sie schienen sämtliche Rassen zu vertreten, die es auf der Erde gibt. Nur fünf Weiße waren darunter, schlampig angezogen, teils mit freiem Oberkörper. Einer, der besonders laut brüllte und eine ehemals weiße Schiffermütze auf dem Schädel trug, schien den Kapitän zu mimen. Dann tauchten zwei weitere Weiße auf. Ein großer, schlanker Mann mit einem Panama auf dem Kopf, und ein zweiter, nur eine Spur kleiner. Er trug Badehose und an den Füßen Sandalen. Sein Körper war muskulös und knochig zugleich, sein Gesicht mager und wie ausgelaugt. Das blonde Haar trug er zu einer kurzen Bürste geschnitten.
    Der Mann in weißem Leinen und mit dem Panama setzte in einer Flanke über die Reling auf den Steg. Der Badehosenträger sprang ohne Anlauf hinterher.
    Horben, der Hafenkommandant, salutierte. Single-Pag, der Polizist, vertrieb mit drohenden Armgebärden die Neugierigen. Panhacker dienerte und pries in höchsten Tönen sein

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