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0002 - Das Dorf der versteinerten Monster

0002 - Das Dorf der versteinerten Monster

Titel: 0002 - Das Dorf der versteinerten Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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sich, was diese unheimlichen Spukgestalten hier wollten, weshalb sie um dieses Haus herumtobten, worauf sie warteten. Ob sie zu ihr kommen würden? Oder zu Melvin? »O Gott!« stieß das Mädchen entsetzt hervor. Plötzlich formierten sich die Ungeheuer. Sie kehrten dem Haus den Rücken zu und entfernten sich mit weichen, geisterhaft schwebenden Schritten. Gayle wußte sofort, wohin sie gingen. Sie hatten den kürzesten Weg zur Ruine eingeschlagen. Eine Idee schoß dem Mädchen auf einmal durch den Kopf, und sie war sofort Feuer und Flamme dafür. Ohne noch eine Sekunde länger nachzudenken, kleidete sie sich mit schnellen Bewegungen an. Flink schlüpfte sie in flache Pumps, eilte zur Tür und schlich mit angehaltenem Atem die Treppe hinunter. Melvin brauchte nicht zu wissen, daß sie das Haus verließ. Wie eine Diebin stahl sie sich fort. Erst als das Haus außer Sicht war, setzte sie ihre Schritte etwas fester auf den erdigen Weg. In einer Entfernung von etwa hundert Metern nahm sie dunkle, schemenhafte Bewegungen wahr. Das waren die furchterregenden Gespenster. Kein Zweifel. Sie waren auf dem Weg zur Ruine. Die Dämonen verschwanden in einem kleinen Wäldchen. Gayle lief mit zitternden Knien und pochendem Herzen hinter ihnen her. Als sie das Wäldchen, in dem eine rabenschwarze Dunkelheit herrschte, betrat, wurde ihr Herzschlag so laut, daß sie befürchtete, er könne sie verraten. Vorsichtig schlich sie von Baum zu Baum. Schweiß glänzte auf ihrer fieberheißen Stirn. Sie lief hinter den Gespenstern her, stolperte, fing sich an irgendwelchen Baumstämmen, stützte sich ab und hastete weiter. Die grauenerregenden Gestalten stakten mit schweren Schritten zwischen den Bäumen hindurch. Still war es in dem kleinen Wäldchen. So still wie in der kühlen Tiefe eines Grabes. Die Gespenster hatten bereits das Ende des Wäldchens erreicht. Sie traten auf eine weite Wiese hinaus. Dunkelgraue Nebelschleier flogen ihnen entgegen und umringten sie tanzend wie böse Hexen, die ihren Sabbat feiern. Schwarz, düster und drohend ragten die Mauerreste der Ruine auf. Das silbrige Licht des Mondes umriß die schroffen Konturen mit seinem gravierenden Schein. Gayle trat nun ebenfalls auf die Wiese. Sie hörte ein dumpfes, monotones Singen, ausgestoßen von rauhen Männerkehlen. Es füllte die Luft und ließ die Erde erbeben. Die schrecklichen Gestalten verschwanden nacheinander zwischen den hoch aufragenden Mauern der Ruine. Dunkle Schatten warfen sich über sie und verschlangen sie mitsamt den quellenden Nebelfetzen.
    Gayle wußte, wie gefährlich das war, was sie tat. Trotzdem mußte sie es tun. Sie nahm sich vor, äußerst behutsam an die Gestalten heranzuschleichen, denn es war für sie eine an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit, daß diese Gestalten sie töten würden, wenn sie sie entdeckten. Lautlos lief das Mädchen durch das hohe Gras. Nahe der unheimlichen Ruine mußte sie über die ersten Gesteinsbrocken klettern. Dornen im Unkraut rissen ihre zarte Haut an den Beinen auf. Stachelige Disteln stachen immer wieder schmerzhaft zu.
    Nun sah sie die finsteren Gestalten wieder. Das monotone Singen schwoll an. Scheinbar plan- und ziellos irrten die Schreckgestalten zwischen den Ruinenmauern umher. Gayle näherte sich ihnen behutsam. Nur kein Geräusch verursachen. Du darfst jetzt nicht das geringste Geräusch verursachen, sonst bist du verloren! dachte sie. Sie erreichte eine meterhohe Mauer und ging dahinter keuchend in die Hocke. Hier wollte sie erst einmal verschnaufen. Mit vibrierenden Nerven, zitternden Gliedern und wie verrückt schlagendem Herzen hockte Gayle im Schlagschatten der niedrigen Mauer. Mit geschlossenen Augen versuchte an nichts zu denken. Es war nicht leicht. Tausende Gedanken schlugen in ihrem erhitzten Kopf Purzelbäume, wirbelten durcheinander verschmolzen mit anderen, wurden zu Hypothesen mit Wenn und Aber, dann zu Todesahnungen und quälenden Angstzuständen. Trotzdem brachte das tapfere Mädchen den Willen auf, zu bleiben. Als sie sich einigermaßen beruhigt hatte, richtete sie sich langsam auf. Was sie nun aber sah, erschreckte sie so gewaltig, daß sie beinahe einen gellenden Schrei ausgestoßen hätte. Sie schlug sich beide Hände auf den aufgerissenen Mund um den Schrei zu unterdrücken. Ihre Augen wurden ungemein groß und nahmen einen starren Ausdruck an, in dem sich ein irres Grauen spiegelte. Sie hörte das monotone Singen und sah die grauenvollen Bestien mit schweren Schritten um einen

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