0002 - Die dritte Macht
noch einmal schildern.
Unsere Panzer rollten vor und prallten zwei Kilometer von der gelandeten STARDUST entfernt auf ein unsichtbares Hindernis. Abtastungen zeigten, daß sich diese durchsichtige Sperrmauer rund um die STARDUST zog. Sie schließt ein Gebiet von etwas mehr als zwölf Quadratkilometern kreisförmig ein, das von einem gewissen Rhodan als Machtbereich einer neuen und neutralen Kraft bezeichnet wird. Unsere Panzer zogen sich zurück und eröffneten das Feuer auf den Stützpunkt. Alle Granaten detonierten weit vor dem Ziel, als setze sich die unsichtbare Mauer auch nach oben hin fort und umschließe das gelandete Schiff wie eine schützende Glocke. Unsere wissenschaftlichen Berater sind der Meinung, der Stützpunkt sei von einer Energiekuppel umgeben. Damit wäre er unangreifbar. Wir machen Sie darauf aufmerksam, daß wir somit die STARDUST als eine Bedrohung des Weltfriedens betrachten und entsprechende Konsequenzen ziehen werden. Sollte der Stützpunkt nicht innerhalb von vierundzwanzig Stunden zurückgezogen oder an uns übergeben werden, betrachten wir die diplomatischen Beziehungen zwischen Peking und Washington als gelöst. Wir erwarten hierzu Ihre Stellungnahme. Weitere Meldungen unsererseits erfolgen nicht mehr. Ende."
Pounder sah Mercant an. Seine Hautfarbe war längst nicht mehr so gesund wie vor zehn Minuten. Auch der Chef der Abwehr hatte sein mildes Lächeln mit einigen Sorgenfalten vertauscht.
„Energieschirm?" dehnte er forschend. „Davon ist sogar uns nichts bekannt. Ich muß sagen, Pounder, da haben Ihre Wissenschaftler aber dichtgehalten..."
„Reden Sie doch keinen Unsinn, Mercant. Von einem Energieschirm ist mir ebensowenig bekannt wie Ihnen. Die Asiaten bluffen, das ist alles. Sie suchen schon lange nach einem Grund, ihre Atomraketen loszuwerden. Jetzt haben sie einen."
Mercant beugte sich vor.
„Wollen Sie vielleicht behaupten, von einem Energieschirm der STARDUST nichts zu wissen? Auch nichts von einem Gerät, mit dem man die Schwerkraft aufheben kann?"
„Unsinn! So etwas gibt es überhaupt nicht. Ich sagte schon, die Asiaten bluffen..."
„Hallo!" Der Informationschef aus Washington meldete sich und unterbrach das Streitgespräch. „Sie haben mitgehört?"
„Selbstverständlich!" bejahte General Pounder. „Das ist der grandioseste Blödsinn, den ich je gehört habe, und ich würde raten …"
„Aus dem Blödsinn kann ein größerer entstehen - nämlich Krieg. Das müssen wir unter allen Umständen verhindern. Versuchen Sie auf jeden Fall, Verbindung mit der STARDUST zu erhalten - Mercant kann Ihnen dabei behilflich sein. Und dann finden Sie heraus, was mit der Energiemauer gemeint ist. Lehmann weiß sicher Rat. Ich erwarte Ihre Rückantwort noch vor Ablauf des Ultimatums, das uns die AF stellte."
„Wird gemacht", knurrte Pounder, der absolut keine Ahnung hatte, wie er das anstellen sollte. „Ich melde mich rechtzeitig."
Der Schirm erlosch.
Mercant seufzte. „Wenn Major Perkins nicht bald Nachricht gibt, sitzen wir arg in der Tinte. Ich werde vorschlagen, Lehmann zu holen. Geht das?"
Pounder bellte einige Befehle in eines der Sprechgeräte. Wenige Minuten später betrat ein hochgewachsener, älterer Mann das Büro. Es war Professor Dr. Lehmann, der Leiter des wissenschaftlichen Projekts Mondschuß. Seit 1968 Direktor der California Academy of Space Fight, gab es keinen erfahreneren Spezialisten auf diesem Gebiet als ihn. In ganz besonders aufrichtigen Momenten konnte General Pounder sogar zu dem Geständnis verleitet werden, daß Lehmann der geistige Vater der STARDUST sei.
Der Professor nickte den beiden Männern erstaunt zu. „Sie wollten mich sprechen?"
Pounder nickte. „Den Spürhund Mercant kennen Sie ja zur Genüge, also erübrigt sich eine Vorstellung. Ich möchte mir eine lange Vorrede ersparen, also hören Sie sich an, was inzwischen geschehen ist."
Er hantierte mit beiden Händen unter der Tischplatte. Ein Knacken ertönte, dann ein Summen. Auf einem der Nachrichtenkästen spulten sich Zahlen ab. Dann knackte es wieder. Ein erneutes Summen.
„Das Tonband", erläuterte Pounder, als wolle er eine neue Erfindung vorführen. „Es erspart einem manche Mühe."
Während Professor Lehmann dank technischer Hilfe so über das Vorgefallene in Kenntnis gesetzt wurde, hockte Mercant mit unschuldiger Miene auf seinem Stuhl und zog im Geiste seine Schachfiguren. Wenn es Perkins gelang, mit Rhodan Verbindung aufzunehmen - vorausgesetzt immer, dieser befand
Weitere Kostenlose Bücher