0002 - Ich stellte die große Falle
Fensterladens hervorsah.
»Haut ab!« hallte eine Stimme vom Haus her. »Und bestellt Stenton Shine und seinen Freunden einen schönen Gruß. Er kann mit mir nicht Schlitten fahren. Ich gebe euch eine Minute. Dann rufe ich die Polizei an, und wenn sich die Cops auch nicht gern in die Bowery-Geschichten einmischen, auf einen Anruf wegen bewaffneten Überfalls werden sie immer reagieren.«
»Den Anruf können Sie sich sparen. Die Polizei ist schon da. Wir sind Männer vom FBI.«
Der Mann im Haus lachte nur.
Ich wandte mich an unseren Fahrer.
»Sieh zu, daß du an die Funksprechanlage herankommst, und sage ihnen, sie sollen vom nächsten Revier einen Wagen mit Blauen schicken. Aber laß den Cops ausrichten, sie möchten nicht mit Sirenengeheul antanzen, sondern schön still und bescheiden.«
Der Fahrer öffnete aus der Kniebeuge heraus die Wagentür, kroch ins Innere und sprach mit der Zentrale.
Ich zündete mir einen Glimmstengel an, und ich hatte ihn noch nicht ausgeraucht, als der Wagen mit den Polizisten auftauchte. Er hielt neben uns, und die Beamten stiegen aus.
Der Streifenführer salutierte. Ich zeigte ihm meinen FBI-Ausweis.
»Der Mann in dem Haus hat nur zu Uniformen Vertrauen. Weisen Sie uns ihm gegenüber als FBI-Leute aus.«
Er nickte und ging zu dem Stacheldrahttor. Die Dogge bellte ihn so gewaltig an, daß er sich kaum verständlich machen konnte.
»Öffnen Sie!« rief er. »Hier sind G-men, die Sie sprechen wollen.«
Der Lauf verschwand, der Fensterladen wurde ganz aufgestoßen, und das Gesicht des Mannes erschien. Die Entfernung war zu groß, als daß ich Einzelheiten des Gesichts hätte erkennen können. Ich sah nur, daß er schwarze Haare hatte, aber ich hörte, daß er erbärmlich fluchte.
»Was wollen die Burschen, zum Teufel?« brüllte er. »Ich habe sie nicht gerufen. Dieses ist mein Haus, und ich denke nicht daran, jedem hergelaufenen Hanswurst das Betreten zu erlauben.«
Ich war neben den Cop getreten.
»Hören Sie, Baker!« rief ich. »Ich gebe Ihnen drei Minuten. Wenn Sie bis dahin nicht das Tor geöffnet haben, werden sie mich kennenlernen. Haben Sie verstanden?«
Er antwortete nicht. Er schlug nur das Fenster zu. Zwei Minuten lang geschah nichts, und ich dachte schon, er würde es darauf ankommen lassen. Dann ging doch die Haustür auf, und Lush Baker ging durch den ungepflegten Vorgarten auf uns zu.
Er war ein mittelgroßer, kräftiger Mann mit einem mageren, aber kantigen Gesicht. Seine Wangenknochen standen vor, und seine Augen waren klein und sehr blau. Er hatte einen großen, nicht einmal schlecht geschnittenen Mund und kleine, enganliegende spitze Ohren. Trotz der frühen Stunde war er vollständig bekleidet.
»Was wollen Sie?« fragte er.
Ich zeigte ihm meinen Ausweis, wandte mich dann an den Cop. »Vielen Dank, Sergeant, aber am besten fahren Sie jetzt wieder. Machen Sie einen Umweg. Es ist nicht notwendig, daß man in der Bowery merkt, daß die Polizei unterwegs ist.« Zu Baker sagte ich: »Lassen sie uns herein. Wir haben eine ernste Sache mit Ihnen zu besprechen.«
Er ließ einen mißtrauischen Blick von einem zum anderen laufen, schloß die Tür auf und faßte seinen Hand am Halsband.
Ich gab dem Fahrer die Anweisung, sich mit dem Wagen zu verkrümeln.
Lush Baker stiefelte uns wortlos voran auf sein Haus zu, führte uns in ein bescheiden eingerichtetes Wohnzimmer, drehte sich uns zu und sagte knapp: »Also, schießen Sie los, aber machen Sie schnell.«
Ich tat ihm den Gefallen nicht. Der Mann fing an, mich zu interessieren. Ich wußte nicht, ob er je ein Verbrechen begangen hatte, aber ich zweifelte nicht daran, daß er das Zeug dazu hatte. Schließlich waren Shine, Goodman und Firestone skrupellose Gangsterbosse, und doch waren sie bisher nie eines Verbrechens überführt worden.
Ich setzte mich auf einen schäbigen Plüschstuhl.
»Stenton Shine wohnt entschieden eleganter als Sie, Lush«, sagte ich. »Schwer, in der Branche groß zu werden, was?«
Er zog einen Winkel seines Mundes zu der Andeutung eines Lächelns hoch. »Nicht schwerer als in jedem anderen Geschäft, in dem die Konkurrenz groß ist«, antwortete er.
»Aber dort wird nicht immer so scharf vorgegangen. Kein Lebensmittelhändler schießt dem anderen ein Loch in den Anzug.«
Er kapierte rasch. »Will Stenton Shine mich umlegen?« fragte er.
»Ich konnte Ihrer Reaktion auf unser Auftauchen entnehmen, daß Sie das bereits wußten«, antwortete ich.
»Natürlich«, sagte er, »will er
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