Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0002 - Ich stellte die große Falle

0002 - Ich stellte die große Falle

Titel: 0002 - Ich stellte die große Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
hinab zu einer weiteren Tür, und als ich diese aufstieß, befand ich mich in dem langgestreckten Anbau, der — das sah man auf den ersten Blick — als Sporthalle diente.
    Erst dachte ich, der Laden sei leer, dann erblickte ich einen alten Mann, der uns aufmerksam entgegensah.
    »Hallo«, sagte ich.
    »Hallo«, antwortete der Alte. Er hatte eine baßtiefe Stimme, aber seine Gestalt war eher zierlich und ein wenig krumm vom Alter.
    »Wer ist das?« fragte ich.
    »Onkel von mir, Webb Stumpton«, antwortete Baker. »Komm her, Webb.«
    Der Alte kam und sah uns neugierig an.
    »Hat Sie das Schießen nicht gestört?« fragte ich.
    Er grinste.
    »Tut mir leid«, antwortete Baker. »Er ist stocktaub.«
    »Er hat doch vorhin geantwortet, als ich grüßte.«
    »Wenn man langsam spricht, kann er die Worte an den Lippenbewegungen ablesen.«
    Na schön, so sehr interessierte mich Bakers Verwandtschaft wieder nicht. Er schien den Alten als eine Art Faktotum zu verwenden. Ich machte eine grüßende Armbewegung zu ihm hin.
    Wir gingen ins Haus zurück. Ich inspizierte noch die obere Etage, aber außer zwei völlig harmlosen Schlafzimmern gab es hier nichts zu sehen.
    Eigentlich war nichts mehr zu tun. Ein Polizeiwagen war inzwischen eingetroffen, und auch unser Fahrzeug war zurückgekommen. Sie verluden eben die Burschen.
    Wissen Sie, es wurmte mich gewaltig, daß wir diesem Baker seine Geschäfte besorgt hatten. Natürlich ist es immer gut, wenn Gangster dahin gebracht werden, wo sie am besten schon geboren werden sollten: ins Kittchen nämlich. Wenn man sie dahin bringen kann, nimmt man in Teufels Namen auch die Hilfe eines anderen Gangsters gern in Anspruch. Aber daß Baker, der doch in eine Reihe mit Shine, Firestone und Goodman gehörte, mit dem einen Unterschied, daß er ein Anfänger in dem Geschäft war, daß also dieser Baker nun so rein da stand wie die Jungfrau von Orleans, das ärgerte mich. Außerdem hatte er jetzt freie Bahn.
    »Also, Wiedersehen, Baker«, verabschiedete ich mich von ihm. »Glauben Sie nicht, daß wir Ihnen jetzt die Bahn freigeräumt haben. Ich werde Ihnen gewaltig auf die Finger sehen, und wenn es not tut, werde ich Ihnen daraufklopfen.«
    Er verzog keine Miene seines Gesichtes. Nicht mal in seinen Augen war zu lesen, ob er mich haßte, fürchtete oder nur über meine Worte lachte.
    Wir fuhren ab, nahmen im Hauptquartier ein verspätetes Frühstück ein und knöpften uns gleich anschließend unseren ganzen Fang der Reihe nach vor.
    Was in Goodmans und Firestones Begleitung gewesen war, fanden wir in unseren Karteien wieder. Sie wußten alle, wie ein Gefängnis von innen aussieht, und ihre Register reichten vom kleinen Diebstahl bis zum bewaffneten Überfall. Lediglich Goodman und Firestone selbst waren noch nicht vorbestraft.
    Schön, wir hatten eine handfeste Anklage wegen Mordversuches gegen sie, mit Augenzeugen und Schußwaffen, in denen die Kugeln fehlten, die wir aus Bakers Garten geklaubt hatten. Zwar fanden die beiden Bosse ihre Sprache wieder und verlangten Anwälte, die wir ihnen nicht verweigern durften, aber auch die Anwälte konnten nichts ausrichten.
    Als wir am späten Abend dem Richter die Akten und die Gutachten der Laboratorien und unsere Aussagen als Zeugen vorlegten, schickte er uns den gesamten Kram eine halbe Stunde später mit säuberlich Unterzeichneten Haftbefehlen zurück, so daß aus der vorübergehenden Polizeihaft eine unbeschränkte Untersuchungshaft wurde. Da es für eine Anklage auf Mordversuch keine Möglichkeit der Kautionsstellung gab, saßen die beiden Boxgangster und ihr Anhang vorläufig fest.
    Eines war erstaunlich. Bei allen Verhören konnten wir die Brüder nicht dazu bewegen, irgend etwas Belastendes gegen Stenton Shine auszusagen. Natürlich hätten Firestone und Goodman nach ihrem Gemüt der lieben Konkurrenz gern etwas ans Bein gebunden, und wenn sie wollten, so konnten sie uns so gute Aussagen gegen Shine liefern, daß wir ihn kassieren konnten. Aber sie waren zu klug dazu. Ihre Rechnung sah so aus: Shine weiß, daß wir ihn mit in die Tinte reißen können, in der wir sitzen. Er wird also alles unternehmen, um uns herauszuholen. Tut er es nicht, so haben wir immer noch Zeit, ihn zu belasten, oder wir sparen es uns gar auf, bis wir Zeit und Gelegenheit finden, eine hübsche kleine Erpressung an ihm auszuprobieren. Vorläufig wollen wir ihn schonen.
    Stenton Shine selbst schien nicht so völlig von dieser Art Fairneß seiner Kumpane überzeugt zu sein.

Weitere Kostenlose Bücher