0002 - Ich stellte die große Falle

Titel: 0002 - Ich stellte die große Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann

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friedlich miteinander gepokert, und wenn es not tut, beschwören es noch zwei Dutzend.« Er wandte sich zu dem Wirt. »Beggar, setz das Orchestrion in Betrieb, für den Fall, daß er schreit.«
    Der Wirt schlurfte hinaus. Zehn Sekunden lang standen wir uns in tiefem Schweigen gegenüber, hier ich und dort Shine und seine Bande. Dann begann das Orchestrion zu hämmern. Ich erkannte sogar die Melodie. Es war ein alter Schmachtfetzen: You are my lucky star.
    »Auf ihn, Jungs«, sagte Shine und trat in den Hintergrund. Sie rückten an. Voran Joe, der in Shines Wohnung mal Keile von mir bezogen hatte. Neben ihm sein Kompagnon und in der zweiten Linie die Burschen, die bei Shine das Boxen als Beruf betrieben. Schlechtere Aussichten habe ich eigentlich nie gehabt, und es war ganz klar, daß sie mich schaffen würden, aber ich wollte es ihnen so schwer wie möglich machen.
    Angriff ist die beste Verteidigung. Ich hatte den rachedurstigen Joe an der Krawatte, bevor er wußte, wie ihm geschah. Ich stieß ihn mit aller Gewalt rückwärts. Er behinderte die zweite Linie, und ich fischte mir den anderen Leibgardisten von links. Er kassierte eine stramme Gerade und schnappte nach Luft. Zur selben Zeit fing ich mir den ersten Hieb auf das Ohr ein. Einer von den Boxern hatte zugeschlagen. Es tat sehr weh.
    Ich tauchte unter dem Jungen weg, kümmerte mich nicht um ihn. Joe stand noch, und ich benutzte ihn ein zweitesmal als Rammbock, jetzt mit besserem Erfolg. Er riß zwei Mann mit sich, und ich hatte plötzlich freie Bahn zum Tisch und den Stühlen.
    Im Handumdrehen hatte ich einen von ihnen in den Fingern. Joe rappelte sich eben wieder hoch. Ich nahm den Stuhl wie eine mittelalterliche Sense.
    Aber mir blieb nicht viel Freude an diesem Sieg. Mit zwei Mann waren sie da. Von links und rechts prasselte es auf mich ein, und ich konnte nicht einen Bruchteil abdecken. Ich kassierte den überwiegenden Teil. Es war ziemlich schlimm.
    Dann schrie plötzlich jemand. »Weg, jetzt komm’ ich. Laßt mich dem verdammten Kerl den Rest geben!« Etwas Schwarzes tauchte vor meinen verschwollenen Augen auf — Tom.
    Er holte gewaltig aus, und er schlug auch gewaltig zu, aber er bremste den Schlag kurz vor meinem Kinn. Natürlich spürte ich ihn noch, und natürlich tat er auch weh, aber es war ein Zuckerlecken gegen das, was die anderen mir verpaßten.
    Ich begriff. Mein immer langsamer funktionierender Denkapparat kapierte, daß es ihm leid tat und daß er mich auf die anständigste Art aus der Affäre herausholen wollte, die überhaupt noch drin war.
    Bei seinem nächsten Schlag spielte ich mit. Ich ließ meinen Kopf zurückfallen und stöhnte auf. Beim dritten dann ließ ich den Kopf baumeln und ging in die Knie. Meine Bändiger ließen los, und ich fiel nach vorn und rührte mich nicht mehr.
    Erwarten Sie jetzt bitte nicht, daß ich nun bei nächster Gelegenheit die Bande furchtbar überlisten werde. Zunächst einmal wurde ich tatsächlich ohnmächtig. Toms Trick hatte mich eigentlich nur auf die Idee gebracht, endlich aufzugeben. Genug hatte ich schon lange.
    Ich weiß nicht, ob sie sich noch die Schuhe an mir abputzten. Ich spürte nichts mehr davon. Ich war hinüber. Ich kam noch einmal zu Verstand, als ich frische Luft fühlte. Ich schwebte, aber ich fand nicht heraus, daß sie mich an Armen und Beinen trugen. Dann warfen sie mich in den Fond eines Wagens, und nun wußte ich wieder nichts mehr von mir und meiner Umgebung.
    Während der Fahrt fand ich ganz langsam meine fünf Sinne wieder. Es ging in Etappen vor sich, und selbst als ich schon feststellen konnte, daß ich in einem Auto fuhr, hatte ich nicht mehr die Spur einer Erinnerung daran, was sich vorher abgespielt hatte. Immerhin, ich wurde klarer, und als Shine vom Führerhaus her sagte: »Werft ihn hinaus!«, da wußte ich, daß mir gleich wieder einige Bösartigkeiten zugedacht waren.
    Der Mann rechts von mir kletterte über mich hinweg, der an meiner linken Seite packte mich am Kragen. Sie öffneten die Seitentüren und feuerten mich auf die Straße. Der Wagen machte nicht gerade viel Fahrt, aber ich rollte wie eine Kugel, schlug mit dem Kopf irgendwo an und war wieder aus dieser Welt. Ein paar entsetzte Aufschreie waren alles, was ich noch hörte.
    ***
    Dieser Stenton Shine erlaubte sich mit mir und dem ganzen FBI einen netten Witz. Er kegelte mich unmittelbar vor unserem Hauptquartier aus dem Wagen, so daß ich ziemlich genau vor dem Eingang landete.
    Das Kreischen, das ich als