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0003 - Achterbahn ins Jenseits

0003 - Achterbahn ins Jenseits

Titel: 0003 - Achterbahn ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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er.
    Carl Norton gönnte sich einen Scotch. Die Eiswürfel klingelten gegeneinander, als er das Glas zum Mund führte.
    Lionel Hampton hatte auf einem Stuhl Platz genommen, die Beine eng aneinandergelegt und die Hände gefaltet. Auffordernd wurde er von Carl Norton angesehen.
    »Was kann ich also für Sie tun?«
    »Mein Problem ist etwas schwierig. Es geht um diesen Rummelplatz hier. Soviel ich weiß, sind Sie der Eigner der Achterbahn und noch einiger Schießstände.«
    »Das stimmt.«
    »Demnach sind Sie der Mann, der die meisten Vergnügungsstätten hier besitzt.«
    »So kann man es sehen.« Carl Norton wurde der Besucher immer komischer. Was wollte der Knabe? Weshalb stellte er diese Fragen? Außerdem paßte sein Aussehen nicht mehr in die heutige Zeit. Oder aber er kam selbst aus dem Schaugeschäft, und dieser Aufzug gehörte zu seiner Vorstellung.
    Norton wurde ungeduldig. »Können wir endlich zur Sache kommen, Mister Hampton?«
    »Wir sind schon mittendrin. Ich möchte, daß dieser Rummelplatz heute nicht eröffnet wird. Heute nicht und morgen nicht – niemals.«
    Diese Worte trafen Carl Norton wie Schläge ins Gesicht. »Was haben Sie da gesagt?« fragte er mit krächzender Stimme.
    Lionel Hampton wiederholte seine Sätze. »Reißen sie Ihre Achterbahn wieder ab und bauen Sie sie woanders auf«, fügte er noch hinzu. »Es geschieht in Ihrem und im Interesse Ihrer Mitmenschen.«
    »Aber warum?« Mehr fiel Carl Norton in diesem Augenblick nicht ein.
    »Weil ich es so will«, erwiderte Lionel Hampton sanft.
    Erst jetzt kam bei dem Schausteller die Reaktion. Wie unter Dampf stehend fuhr er von seinem Stuhl hoch. Krebsrot lief sein Gesicht an. »Sind Sie eigentlich wahnsinnig?« schrie er seinen Besucher an. »Sie kommen hier herein und verlangen von mir die Zerstörung meines Lebenswerks. Ich glaube, Sie müssen mal zum Uhrmacher gehen. Sie ticken nicht richtig.«
    »Beruhigen Sie sich«, sagte Lionel Hampton.
    »Beruhigen! Ich!« brüllte Norton weiter. »Wer sind Sie überhaupt, Sie komischer Clown?«
    Lionel Hampton lächelte, als er sagte: »Ich bin der Totengräber!«
    »Oh, wie schön. Und als Totengräber verlangen Sie von mir, ich soll aufgeben. Herrlich ist das. Eine Komödie kann man daraus machen, wenn es nur nicht so ernst wäre. Und jetzt raus.« Nortons Arm schnellte vor. Der ausgestreckte Zeigefinger deutete in Richtung Tür. »Raus, sage ich Ihnen, ehe ich mich vergesse!«
    Der Totengräber blieb sitzen. »Sie verkennen sie Situation, Sir. Sie wollen es nicht, daß auf diesem Platz ein Jahrmarkt aufgebaut worden ist.«
    »Wer ist sie?«
    Auf dem Gesicht des Totengräbers zeichnete sich ein verklärtes Lächeln ab. »Die Geister der Verstorbenen. Für sie soll der Friedhof weiterhin eine Oase der Ruhe sein.«
    »Ich habe hier keinen Friedhof gesehen«, erwiderte Carl Norton.
    »Es gab aber einen. Lassen Sie sich die alten Geschichten mal erzählen, dann werden Sie schlauer sein. Und ich bin von den Toten als Hüter dieses Friedhofs eingesetzt worden. Ich muß das ausführen, was sie verlangen. Noch einmal, Sir. Räumen Sie den Platz!«
    »Nein, verdammt!«
    »Dann werden Sie es bereuen!« Der Totengräber stand auf.
    Carl Norton schluckte. Er fuhr sich mit der Hand über sein graues Haar. »Das war eine Drohung!« keuchte er, »eine hundsgemeine, verwerfliche Drohung. Und so etwas lasse ich mir nicht bieten.« Blitzschnell kam Norton um den Tisch herum und wollte den Totengräber an den Aufschlägen seines Gehrocks packen.
    Die Hände faßten ins Leere…
    Carl Norton schrie unwillkürlich auf. Verwirrt rieb er sich die Augen. Der Platz, an dem der Totengräber noch vor Sekunden gesessen hatte, war leer!
    Dafür stand der Totengräber jetzt nahe der Tür. »Lassen Sie diese Scherze«, sagte er. »Ihr Menschen seid doch zu dumm!«
    Norton atmete schwer. »Was haben Sie eben gesagt? Ihr Menschen?«
    »Ja, denn ich lebe nicht mehr. Ich, Lionel Hampton, bin schon seit siebzig Jahren tot. Meine Empfehlung, Sir.« Der Totengräber lüftete den Hut. »Und denken Sie an meine Warnung, Mister Norton. Es bleibt Ihnen nicht mehr viel Zeit. Guten Tag!«
    Fassungslos starrte Carl Norton auf seinen unheimlichen Besucher. Der Totengräber drehte sich um, lächelte noch einmal und löste sich auf wie ein Nebelstreif in der Sonne.
    Norton wankte zu seinem Schreibtisch. Schwer ließ er sich auf die Sitzfläche fallen. »Das… das darf doch nicht wahr sein«, ächzte er. »Ich spinne…« Er winkelte die Arme an

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