0003 - Achterbahn ins Jenseits
sekundenlang die gähnende Tiefe vor sich und fiel.
»Aaaahhhhh…!«
Schaurig hallte sein Schrei durch die Sommernacht. Das Echo klang noch nach, als Gaylord Carruthers auf einer Querstrebe aufschlug, die ihm das Rückgrat brach.
Reddy war schon tot, als er dicht neben dem Kassenhäuschen auf den Boden prallte.
Die Frauen saßen noch im Wagen.
Die unheimliche Hand hielt das Gefährt fest umschlossen. Blitze zuckten plötzlich vom nachtschwarzen Himmel, rasten wie feurige Speere in den Bau der Achterbahn hinein.
Irgendwo gab es einen Kurzschluß.
Die Lichter fielen aus.
Dunkelheit…
Und in der Finsternis verhallten die Todesschreie der Frauen.
Der Totengräber kannte keine Gnade.
Die riesige Hand drehte den Wagen um. Wie Puppen fielen zwei Menschen aus dem Gefährt und rasten dem Boden entgegen. Wo sie auftrafen, spritzten die Gaffer auseinander.
Dann packte die Hand den Wagen. Sie drückte ihn zusammen wie eine Blechdose. Es mußte eine ungeheure Kraft in den Fingern stecken. Mit Schwung warf der Unheimliche die Teile weit in die Nacht hinaus.
Noch einmal gellte das schaurige Gelächter.
Dann war es still.
Die Hand verschwand ebenso rasch, wie sie gekommen war. Der Totengräber hatte seine Rache wahrgemacht.
Zurück blieb das Grauen.
***
Die Panik kam!
Wie eine alles vernichtende Woge rollte sie heran. Die Menschen drehten durch, nachdem sie den ersten Schock überwunden hatten.
Von Todesangst getrieben hetzten sie über den Rummelplatz. Niemand nahm Rücksicht auf den anderen. Sie rannten sich gegenseitig um, stießen sich zu Boden und hetzten weiter.
Nur weg.
Dort, wo John Sinclair und Vera Norton sich aufhielten, war es relativ ruhig. Sie befanden sich noch in Nähe der Wohnwagen. John warf sich Vera Norton über die Schulter und lief in den Wagen zurück. Dort legte er das Girl auf ein Bett.
Von draußen her drangen die Angstschreie an seine Ohren. Ein Imbißstand wurde kurzerhand umgerissen. Weinend verschwand eine Frau unter den Holz- und Metalltrümmern. Die kleineren Buden hielten dem Drang der menschlichen Woge nicht stand. Im Nu waren die Ausgänge verstopft. Tausende von Füßen trampelten auf die Parkplätze zu.
Dort kam es dann erneut zum Fiasko.
Die Menschen waren viel zu nervös.
Jeder wollte als erster den Ort des Schreckens verlassen.
Wagen keilten ineinander. Schreie, Flüche, Schlägereien.
John Sinclair bekam von all dem Durcheinander nichts mit. Er hatte im Wohnwagen ein Telefon entdeckt. Mit flinken Fingern wählte er die Nummern der Polizei, der Feuerwehr und des Katastrophenschutzes.
Präzise gab John Sinclair seine Anweisungen.
Während er noch sprach, erwachte Vera Norton aus ihrer Ohnmacht. Sie setzte sich auf. Der fragende Ausdruck auf ihrem Gesicht verschwand. »Wo ist er? Was ist mit Dad?«
John drehte sich um, den Hörer noch am Ohr. »Bleiben Sie ruhig liegen«, sagte er.
Vera schüttelte den Kopf. Sie hörte ebenfalls die Schreie und Rufe und konnte sich denken, was draußen los war. Zu allem Unglück tauchte auch noch ein Mann mit blutüberströmtem Gesicht in der Türöffnung auf. Er rollte wild mit den Augen und schrie: »Der Weltuntergang. Der Weltuntergang ist gekommen! Rette sich, wer kann!« Schreiend torkelte er in den Wohnwagen.
John ließ den Hörer fallen. »Raus!« fuhr er den Mann an.
Der Kerl wollte zuschlagen.
John fing die Hand ab. Hebelte den Mann herum, so daß er dessen Rücken vor sich sah und warf ihn zur Tür hinaus.
Draußen schrie der Knabe weiter. »Der Weltuntergang, der Weltuntergang ist nahe.«
Der Geisterjäger schloß die Tür.
Telefonieren war nicht mehr nötig. Er konnte jetzt nur noch abwarten, bis die von ihm alarmierten Leute eintrafen.
»Wo gibt es hier Whisky?« erkundigte er sich.
Vera deutete auf einen kleinen Schrank. John öffnete ihn, wählte unter verschiedenen Flaschen aus und entschied sich für einen Scotch. Er füllte zwei Wassergläser zur Hälfte.
Eins reichte er Vera.
»Trinken Sie!«
Vera nahm das Glas mit zitternden Fingern entgegen. Während sie es zum Mund führte, verschüttete sie einen Teil des Getränks.
Langsam kehrte Farbe in ihr Gesicht zurück. Der Alkohol tat seine Wirkung.
John nahm dem Girl das Glas aus der Hand. Er selbst hatte seins auch geleert.
Vera räusperte sich, als sie fragte: »Ist Dad… ist Dad…?« Sie wagte das Wort tot nicht auszusprechen.
John Sinclair nickte mit ernstem Gesicht. »Ja, Vera, Ihr Vater lebt nicht mehr.«
»Nein!« Vera hob die Hände und
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