0003 - Die strahlende Kuppel
allen Besuchern des Hauptquartiers übersehen worden war. Nur ein Mann dachte daran. Der Gedanke wurde ihm zum Quell ewiger Unruhe.
„Dann laßt die Würfel rollen", flüsterte Mercant.
3.
26. August 1971, zwei Uhr morgens.
Der schlank und zierlich wirkende Offizier mit den Rangabzeichen eines Generalleutnants senkte ruckartig die Hand.
Fast im gleichen Augenblick brach die Hölle los. Schwerste Langrohrgeschütze und Raketenbatterien eröffneten das Feuer aus nahezu 6000 Schlünden.
Ein solches Trommelfeuer hatte es in der Kriegsgeschichte der Menschheit noch nicht gegeben.
Zumindest war es noch niemals geschehen, daß 1500 Batterien von zumeist schweren Kalibern ein Ziel beschossen, das nicht größer und ausgedehnter war als ein Garten.
Der Einschließungsring bestand nach wie vor, nur hatte man während der vergangenen vier Wochen neue Divisionen in Marsch gesetzt. Seit einigen Tagen wurde das von dem Energieschirm eingeschlossene Landgebiet von einem fünffach gestaffelten Truppenkordon abgeriegelt.
Nur wenige Sekunden nach der schlagartigen Feuereröffnung hieben 6000 Geschosse verschiedener Kaliber auf den Schutzschirm ein. Das Zielgebiet lag 20 Meter oberhalb der Bodenlinie. Es bedeckte eine quadratische Fläche von 50 x50 Metern. - Dort, und nur dort explodierten die Sprengladungen der Projektile. Es war der letzte Versuch, nach den vorangegangenen Feuerüberfällen die Energiemauer zu durchbrechen.
Das HQ des Generals lag auf einer Anhöhe, 13 Kilometer von der äußersten Grenze des von Rhodan eingeschlossenen Landgebietes entfernt.
Die Geschützstellungen lagen weiter nördlich. Die schwersten Werferbatterien waren 30 Kilometer hinter dem Zielgebiet aufgefahren worden. Nun hatte man auch wieder konventionelle Kanonen eingesetzt, nachdem es sich herausgestellt hatte, daß die kleine Besatzung des abgeriegelten Landegebietes offenbar machtlos geworden war.
Von einem schwerelosen Zustand war nichts mehr bemerkt worden. So hatte Generalleutnant Tai-Tiang den neuen Angriff befohlen.
Die Offiziere seines Stabes sahen gebannt zu dem Ort des Unheils hinüber. Unter ihnen gab es wissenschaftliche Beobachter, dazu Waffenexperten. Die Aufschlagswucht der gleichzeitig einschlagenden Geschosse ging in die Millionen Tonnen. Die donnernden, niemals abreißenden Druckwellen hätten ausgereicht, um ein kleines Gebirge abzuflachen.
Sie beobachteten über eine Viertelstunde, ohne ein Wort zu wechseln. Aus dieser Entfernung betrachtet, nahm sich das Zielgebiet wie ein handgroßer, weißglühender Fleck aus, dem immer wieder grelle Blitze entflohen. Die normalerweise unsichtbare Energieglocke leuchtete in einem hellgrünen Farbton. Nahe der Einschlagstelle glühte der Energieschirm in grellem Violett. Sonst geschah nichts. Die aufglühende Energieglocke stand als leuchtendes Fanal in der blutrot aufgehellten Nacht.
„Die stärksten Festungen der Welt würden darunter zerbrechen", knirschte Tai-Tiang. „Welche Maschinen gibt es da drüben? Wie ist es möglich, diesen Beschuß so einfach abzuwehren wie Glaskugeln, die gegen eine Stahlwand geworfen werden?"
Der Kopf des schmalhüftigen Chinesen ruckte herum. Seine Augen schienen zu brennen. Tai-Tiang war sich darüber klar, daß er drauf und dran war, eine weitere Milliarde wertvollen Volksvermögens gegen eine rätselhafte Wand zu schießen.
„Die Herren Wissenschaftler hüllen sich in ratloses Schweigen", grollte der General. „Sehr schön! Ihre Kollegen aus dem fernen Westen haben wohl auch nichts zu sagen, oder?"
Amerikanische und europäische Beobachtungsteams waren vor 14 Tagen eingetroffen. Die Delegation des Ostblocks hatte die katastrophale Pleite der asiatischen Armee von Anfang an miterlebt. Die guten Ratschläge waren daraufhin seltener geworden. Nun bedachte man die westlichen Kollegen mit ironischen Blicken.
Ein führender Kernphysiker der USA. versuchte, das fürchterliche Dröhnen der weit entfernten Geschütze mit seiner Stimme zu durchdringen. Es gelang ihm nur mühevoll, sich schreiend zu verständigen.
„Sir, wir haben Sie und Ihre Regierung nicht darüber im Zweifel gelassen, daß auch wir den Stein der Weisen nicht besitzen. Unsere naturwissenschaftlichen Kenntnisse und die Erfahrungen unserer Techniker haben hier eine unübersteigbare Mauer angetroffen. Ich rate dringend, die psychologischen und medizinischen Teams erneut zu befragen. Wenn hier etwas zu machen ist, dann ist es nur über die nervliche Zermürbung der
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