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0004 - Götterdämmerung

Titel: 0004 - Götterdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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besonderen Eindruck auf sie machen."
    „Abwarten. Jedenfalls sehe ich Ihnen an, daß die Aufgabe Sie reizt. Sie nehmen also an, wie ich hoffe."
    „Ich werde schon müssen. Außerdem, um ehrlich zu sein, die Angelegenheit interessiert mich wirklich."
    Mercant wühlte in der Tasche.
    „Hier habe ich Ihre Anweisungen. Die Flugkarte liegt bei. Vorher erhalten Sie einen kurzen, aber intensiven Informationskurs über Psychologie."
    Anne fühlte plötzlich, wie ihr kühl wurde. Sie sah nach oben und bemerkte, daß die Sonne nun von den Zweigen des Baumes verdeckt wurde. Sie stand auf.
    „Gehen wir ins Haus, mir wird kalt. Sie können mir bei einem Schluck Whisky alles Nähere erklären."
    Während sie voranging, hatte sie plötzlich das Gefühl, sich in eine Sache einzulassen, der sie nicht gewachsen war. Perry Rhodan, der gefeierte Astronaut hatte ihre ungeteilte Bewunderung gefunden, als er das große Wagnis unternahm. Von dem, was dann geschehen war, hatte sie nicht viel verstanden. Sie wußte nur, daß er kein Verräter oder gar Verbrecher war, wenn auch die ganze Welt gegen ihn stand. Und nun sollte sie gegen ihn kämpfen.
    Sie war sich plötzlich nicht mehr so sicher, ob sie es tun würde.
     
    *
     
    Im Gegensatz zu Anne Sloane war Ras Tschubai völlig ahnungslos. Im Jahre 1947 in El Obeid, einem kleinen Flecken im Sudan, geboren, studierte er in Indien und lebte seit zwei Jahren in Moskau, der Metropole des Ostblocks. Hier arbeitete er im Labor eines wissenschaftlichen Forschungsinstitutes, das sich mit der Herstellung eines lebensverlängernden Serums beschäftigte.
    Als Chemiker beteiligte er sich an einer Expedition in das Innere Afrikas, wo eine ganz bestimmte Sorte wilder Bienen lebte, deren hormonreicher Königinnen-Futtersaft zur Herstellung des Serums unerläßlich war.
    Seit Wochen schon streifte die Expedition durch die Urwälder der Kongoquellen, fern aller Zivilisation und abgeschnitten vom Nachschub. Der Funkverkehr war durch Ausfall des Gerätes unterbrochen. Die eingeborenen Träger hatten einer nach dem anderen auf ihre Weise den Abschied genommen und waren im Dunkel der Dschungelnächte untergetaucht: Die Lage war verzweifelt, denn gerade im Zeitalter der vollkommenen Technik bedeutete der Rückfall in primitive Verhältnisse den sicheren Untergang. Die beiden Russen, der Deutsche und der Afrikaner Ras Tschubai hockten mitten im unermeßlichen Urwald, umgeben von einer noch unberührten und feindlichen Wildnis, fern jeder Hilfe. Wie ein Hohn war es, wenn hoch über ihnen jenseits des dichten Blätterdaches das Düsengeräusch dröhnte, nur wenige Kilometer entfernt - und doch unerreichbar.
    Die Lebensmittel wurden knapp. Ebenso die Medikamente.
    Der Leiter der verunglückten Expedition seufzte. „Der Teufel soll diese Wunderbienen holen! Das Leben verlängern! Dazu benötigen wir jetzt keine Bienen, sondern einige Konserven und eine gehörige Portion Glück. Ras, Sie sind der einzige von uns, der dieses Land einigermaßen kennt. Wenn einer uns helfen kann, dann Sie."
    Sie saßen vor dem Zelt am Lagerfeuer, das fast unerträglich qualmte. Sie fanden nur nasses Holz, denn niemals drang die Sonne bis in diese Tiefen.
    „Ich wurde nur in Afrika geboren, aber ich lebte in Indien und Moskau."
    „Ihre Eltern wohnten hier. Ihre Ahnen. Sie haben Ihnen ihr Wissen und ihren Instinkt vererbt. Sie allein sind in der Lage, den Weg durch diesen Irrgarten zu finden. Wir haben es seit Tagen vergeblich versucht, wenigstens eine Ansiedlung zu finden. Nun fehlen uns die Kräfte, weiterzukämpfen. Einer von uns muß allein weitergehen - Sie, Ras."
    Ras erschrak. Sicher, seine Großeltern noch hatten gegen die Weißen um ihre Unabhängigkeit gekämpft, sogar noch seine Eltern. Sie hatten in den unendlichen Steppen und undurchdringlichen Urwäldern gelebt und sich von der Jagd ernährt. Aber er selbst war durch eine Generation von ihnen getrennt. Was wußte er von den Gefahren der Wildnis?
    Nichts, wenigstens so gut wie nichts. Er schüttelte den Kopf.
    „Es ist sinnlos, das weiß ich genau. Ich werde niemals allein den Weg finden. Niemand weiß, ob noch jemand in dieser Wildnis lebt. Sie wohnen alle an der Küste oder in den Steppen. Selbst die unberührten Stämme wurden durch die Zivilisation angelockt. Der Urwald ist verlassen. Die Tiere haben von ihm Besitz ergriffen. Wie soll ich als einzelner Mann den Weg zu den Menschen finden?"
    Während er das sagte, tauchte ein Bild aus ferner Vergangenheit vor ihm auf.

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