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0004 - Götterdämmerung

Titel: 0004 - Götterdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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gebracht. Mehr als zwei Jahre in die Zukunft. Aber - und nun kommt das Erstaunliche - nicht meinen Körper. Zuerst glaubte ich, es sei so, aber dann bemerkte ich plötzlich, daß ein anderer Wille gegen meinen ankämpfte. Es war mein eigener Wille, wie ich bald feststellen konnte. Nur mein Geist war in die Zukunft gelangt und in den Körper des zwei Jahre älteren Ernst Ellert geschlüpft. Mit seinen Augen sah und erlebte ich jene Zeit, die noch vor mir liegt. Ich nahm an den Erinnerungen teil. Aber es gelang mir nicht, ihm meinen Willen aufzuzwingen. Immerhin wußte ich, daß an diesem Abend wieder die übliche Zusammenkunft stattfinden sollte, allerdings besagte der Kalender, daß es sich um eine Ausnahme handelte. Ich selbst war diese Ausnahme. Ich erhielt Urlaub - und so konnten wir unseren Abend abhalten."
    „Urlaub?" wunderte sich Johnny als habe er ein solches Wort noch niemals zuvor gehört.
    „Eine andere Geschichte", lenkte Ellert ab. „Jedenfalls kann ich euch beruhigen: im Jahr 1973 leben wir noch alle. Es hat keinen Krieg gegeben, aber große Veränderungen werden stattfinden..."
    „Jetzt weiß ich, was mit ihm los ist", unterbrach Lothar triumphierend. „Er ist unter die Wahrsager gegangen."
    „Vielleicht bestehen da Zusammenhänge", nickte Ellert ungerührt.
    „Aber ich sehe, ihr glaubt mir die Geschichte nicht..."
    „Natürlich nicht." Frettel nickte und lächelte. „Aber sie ist sehr amüsant. Ich warte schon die ganze Zeit auf die Pointe."
    „Pointe?"
    „Natürlich! Der Gag. Wo ist der Gag?"
    Ellert zündete sich eine Zigarette an. Sein Gesicht war ernst.
    „Da gibt es keinen Gag und keine Pointe. Die Geschichte ist einfach wahr. Soll ich es euch beweisen?"
    „Das wäre nett von dir", stimmte Lothar zu. Frettel und die anderen nickten. Sie sahen alle sehr gespannt aus. „Ich werde jetzt versuchen, unseren nächsten Ratschabend zu besuchen - mit anderen Worten, ich werde euch gleich sagen, was heute in acht Tagen geschieht - oder besser, was in der Zwischenzeit geschehen ist. Ihr werdet es ja in acht Tagen erzählen. Ich belausche das Gespräch in der Gestalt des um eine Woche älteren Ellert und kehre zurück, um euch zu berichten. Im Laufe der kommenden Woche werdet ihr ja dann alles erleben, was ich euch voraussage. Einverstanden?"
    „Natürlich." Frettel grinste. „Ich werde in der Zwischenzeit, wenn dein Geist in der Zukunft weilt, deinen Körper untersuchen. Vielleicht kann ich einen Unterschied feststellen und so ebenfalls einen Beweis erbringen."
    „Ich glaube kaum", sagte Aarn bissig, „daß du einen Unterschied bemerken wirst."
    Ellert kümmerte sich nicht um die entstehende Diskussion. Er saß tief in seinen Sessel zurückgesunken und hielt die Augen geschlossen. Er bewegte sich nicht mehr. Sein Atem ging ruhig und gleichmäßig.
    Frettel wartete auf irgendeine Veränderung, aber sie trat nicht ein. Endlich wurde er ungeduldig, und er tippte Ellert vor die Brust. „Hast du schon angefangen?"
    Ellert gab keine Antwort. Er schlief. Und er ließ sich auch nicht wecken. Alle Versuche schlugen fehl, ihn wachzukriegen. Frettel untersuchte den Puls und andere Körperfunktionen, aber sie unterschieden sich nicht von denen eines Schlafenden, nur war dieser Schlaf fester und tiefer als alles, was der Arzt bisher gesehen hatte.
    „Schon fünf Minuten", sagte er und blickte auf die Uhr. Johnny war nun ebenfalls ernst geworden. Er sah Lothar und Aarn an.
    „Meint ihr, es wäre etwas dran an dem, was er uns erzählt hat?"
    Sie zuckten die Achseln. Ellert schlug plötzlich die Augen auf, sah sich eine Sekunde lang verwirrt um und schien sich dann zu erinnern. Er lächelte schwach.
    „Nun?" drängte Aarn. „Was ist?"
    „Ich war eine Woche in der Zukunft", flüsterte Ellert und machte ein entsagungsvolles Gesicht.
    „Genau eine Woche, von dieser Sekunde an gerechnet. Fünf Minuten lang. Aber ich kann euch leider nicht sagen, was mit euch sein wird, denn ich habe euch nicht getroffen. Am kommenden Freitag werden wir uns nicht bei mir treffen, weil ich nicht hier sein werde. Ich habe meinen um acht Tage älteren Körper gefunden.
    Aber nicht in München."
    „Wo denn?"
    „In Asien. Genauer gesagt: in der Wüste Gobi. Wie ich dorthin komme, weiß ich natürlich nicht. Ich hatte Mühe genug, eine Zeitung aufzutreiben, um euch wenigstens mitteilen zu können, was in acht Tagen geschieht. Ihr solltet doch euren Beweis haben. Leider ließ sich die Zeitung nicht mitbringen, da Materie

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