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0004 - Ich entdeckte den Goldmacher

0004 - Ich entdeckte den Goldmacher

Titel: 0004 - Ich entdeckte den Goldmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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ins Schloß werfen, bevor er mir an die Haut gehen konnte.
    Er war viel kleiner als ich, aber er besaß Muskeln aus Stahl und Draht. Er hatte nur einen Nachteil. Er kämpfte zu ehrlich. Er faßte mich um die Hüfte, wollte mich aus dem Stand heben und zu Boden schleudern- Sein Kinn lag so frei vor mir wie ein Punching-Ball, und ich tupfte ihn darauf. Er fiel um, sah mich aus unsäglich erstaunten Augen an, als könne er nicht verstehen, wieso er auf dem Boden lag, stand auf und griff neu an. Ich konnte ihn treffen, bevor er mich noch berührt hatte. Er kam ein drittes Mal. Ich traf ihn härter. Er blieb auf den Rücken liegen und rührte sich nicht mehr.
    Der Mestize hatte dem ganzen Zauber zugesehen, ohne auch nur den Versuch einer Beteiligung zu machen. Ich bedeutete ihm, daß ich einen Strick brauchte, um den Besucher zu binden. Er kramte bereitwillig in seinem Krempel und kam mit einer langen Wäscheleine, genügend für beide.
    Ich fesselte den noch bewußtlosen Indianer und knebelte ihn. Der Mestize sah interessiert zu-Erst als ich nach Beendigung meiner Arbeit freundlich lächelnd auf ihn zuging kapierte er, daß ihm ein Gleiches blühen würde, begann zu zittern und gab lange flehende Sätze von sich. Ich machte es kurz. Er fiel so bereitwillig um, als sei es eine Erlösung für ihn.
    Ich verpackte ihn nicht schlechter als den Indianer. Dann löschte ich das Licht, schloß die Hütte von außen ab, ging erst langsam und dann im Trab der Stadt zu.
    Die Taxichauffeure in Rio können fast alle ein wenig Englisch. Der erste, den ich traf, machte keine Ausnahme.
    »Fünfzig Dollar«, erklärte ich, »wenn Sie nichts sehen, nichts hören und alles vergessen haben, sobald wir uns trennen.«
    »Senor«, antwortete er feierlich, »ich bin blind, taub und stumm.«
    Als er hörte, daß er in die Slums fahren sollte, versuchte er, noch zehn Dollar mehr herauszuquetschen, und ich versprach sie ihm.
    Wir fuhren vor Bragueiros 38 vor. Ich schloß auf, ging hinein, lud mir den nicht schweren Indianer auf die Schulter und packte ihn in den Fond. Das ging so schnell, daß die Einwohner der Straße, die sich auch jetzt noch herumtrieben, nicht einmal Zeit fanden, sich um das Taxi zu sammeln. Ehe sie recht begriffen hatten, was geschah, fuhren wir schon wieder. Den Mestizen überließ ich der Hilfe seiner Nachbarn.
    Ich glaube, meinem Chauffeur war trotz der sechzig Dollar nicht wohl in der Haut.
    »Senor«, stammelte er, während wir dem Zentrum zubrausten, »ich verdiene gern Geld, aber… Ist der Mann tot?«
    »Keine Sorge. Es ist alles in Ordnung. Fahren Sie zum Hotel .Americano', parken Sie dort, aber ein wenig im Schatten.«
    Er tat, was ich ihm befahl. Schräg gegenüber dem Hoteleingang hielt er unter einem Baum. Ich gab ihm den ausgemachten Preis, zog lächelnd den Zündschlüssel ab und ging ins Hotel.
    »Senor Lohmann? Senor Decker?« fragte ich den Portier.
    »Auf der Terrasse!«
    Die Terrasse war so gut wie leer. Lohmann und Phil saßen an einem Baludí radentisch, tranken und machten sorgenvolle Gesichter. Phil sprang auf, als er mich sah.
    »Jerry wir haben…«
    »Moment«, unterbrach ich. »Ich habe einen Gast in dem Taxi, einen merkwürdigen Gast. Ich brauche einen Platz, an dem wir uns ungestört mit ihm unterhalten können, aber ich möchte ihn nicht gern quer durch das Hotel in mein Zimmer tragen.«
    »Mein Privatwagen?« fragte Lohmann.
    »Wo ist der?«
    »In der Hotelgarage.«
    »Holen Sie ihn und fahren Sie ihn neben das Taxi, das vor dem Hotel unter Palmen steht, oder wie die Bäume heißen. Phil komm mit.«
    Es ging ganz reibungslos. Wie ein gelernter Kidnapper fuhr Lohmann drei Minuten später langsam an dem Taxi vorbei. Die Fondtüren flogen auf, und Phil und ich wuchteten den Indianer hinüber und sprangen hinterher. Lohmann drückte den Gashebel hinunter, und der zurückbleibende Taxichauffeur dankte wahrscheinlich dem Himmel, daß er unbeschädigt aus der Sache hervorgegangen war, dazu um sechzig Dollar reicher.
    »Wohin fahren Sie?« fragte ich Lohmann.
    »Kenne eine einsame Stelle am Strand.«
    Der Wagen verließ die Asphaltstraße, kurvte ein wenig zwischen den Kakteen umher und hielt dann zwischen irgendwelchem Grün. Lohmann schaltete das Fondlicht ein und drehte sich neugierig nach unserem Gast um.
    »Ach, ein Alaciente-Indianer!« rief er erstaunt.
    »Er ist der Mann der den Brief für Kaspers holen wollte.«
    »Ein Alaciente in Rio! Das ist fast eine Sensation.«
    »Ist es ein besonderer

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