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0004 - Ich entdeckte den Goldmacher

0004 - Ich entdeckte den Goldmacher

Titel: 0004 - Ich entdeckte den Goldmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Hautfarbe von Schwarz über Rot bis zum gelblichen Weiß vertreten. Auch der Kleidung fehlte es nicht an Phantasie. Gemeinsam waren nur die großen Strohhüte, die praktisch alle Männer trugen.
    Die Calle Dom Pedro fand mein Chauffeur noch. Er beugte sich aus dem Fenster und brüllte einigen Kerlen seine Frage nach Nummer 16 zu. Ein Arm hob sich gelangweilt. Ein Finger zeigte träge auf eine Wellblechhütte, wir stoppten davor.
    Sofort wurde unser Wagen von einem Schwarm Lausejungen umringt, deren schmutzige Hände trotz allen Geschimpfes des Chauffeurs Hunderte von Spuren auf dem Lack hinterließen.
    »Los, gehen wir ‘rein«, sagte ich.
    Der Taxifahrer schüttelte den Kopf »Unmöglich, Sir. Wenn ich den Wagen nur zwei Minuten aus den Augen lasse, haben sie mir sämtliche Räder abmontiert.«
    Ich sah das ein.
    »Geh hinein und hole irgendwen heraus! Ich warte hier.«
    Er nickte, stieg aus, bahnte sich mühsam seinen Weg durch die kreischenden Gassenjungen und verschwand hinter der windschiefen Tür der Wellblechhütte.
    Es dauerte eine Weile, bis er wieder zum Vorschein kam. Gewissermaßen trieb er einen kleinen, verhutzelten Mann vor sich her, der ein Neger mit indianischem Einschlag zu sein schien. Seine Haare waren glatt und grau, aber seine Haut war von einem tiefen Ocker, und er besaß die großen Tieraugen der Neger.
    »Das ist der Besitzer der Hütte«, erklärte der Fahrer. »Er sagt, er wohnt allein hier«
    »Frage ihn, ob ein Weißer bei ihm gewohnt hat, ein Amerikaner, der Lyonei Redborn heißt!«
    Sie palaverten miteinander, aber ich sah es schon am Kopfschütteln des Alten, daß er nichts von einem weißen Mann wissen wollte. Ich ließ meinen Chauffeur fragen, ob der Neger Briefe erhielt, die er an irgendwen weitergab, und zur besseren Erklärung zog ich ein Kuvert aus der Tasche und zeigte es. Er schüttelte wieder den Kopf, und doch, er zögerte, bevor er verneinte, und es war dem Ausdruck seiner Augen anzusehen, daß er jetzt fürchtete, in Schwierigkeiten zu kommen. Mit einem Wort, er log.
    Ich überlegte, wieviel Sinn es hatte, ihn zur Wahrheit zu zwingen, aber wir standen noch am Anfang unserer Nachforschungen, und ich konnte nicht übersehen, wieviel ich vielleicht verdarb, wenn ich jetzt zu starkes Interesse bekundete.
    »Steig ein!« befahl ich dem Chauffeur. »Wir fahren zu Bragueros 38.«
    Es war ein paar Straßenecken weiter, nur handelte es sich hier bei dem Hausbesitzer um einen schiefäugigen Mestizen, der renitenter war als der alte Neger. Er begnügte sich nicht damit, nur den Kopf auf meine Fragen zu schütteln, sondern ließ Kaskaden von Sätzen auf uns niederprasseln, die, nach der Lautstärke zu urteilen, aus Beschimpfungen zu bestehen schienen. Der Schwarm der zerlumpten Gassenkinder war uns aus der Calle Dom Pedro gefolgt, und jetzt sammelte sich auch ein Haufen der erwachsenen Nichtstuer um unseren Wagen.
    »Besser, wir fahren«, wandte sich mein Chauffeur an mich.
    »Was sagt er?« fragte ich und zeigte auf den Mestizen.
    In diesem Augenblick löste sich aus der Gruppe der Männer ein breitschultriger Bursche von dunkelbrauner Hautfarbe und einer Habichtsnase, die ihm über das Kinn zu reichen schien, schob den Hut in den Nacken und baute sich vor mir auf.
    »Kann Ihnen helfen, Senor«, sagte er in einem grauenvollen Englisch. »Kenne Mann, den Sie suchen.«
    »Okay, haben Sie eine Ahnung, wo ich ihn finden kann?«
    Die Habichtsnase grinste mich an. Das Grinsen bedeutete: Erst Geld, dann Ware.
    Ich griff in die Tasche und brachte eine Hand voll Dollarstücke zum Vorschein. Der Warnungsruf meines Chauffeurs: »Tun Sie es nicht!« kam zu spät.
    Der Bursche schlug mir blitzschnell unter die Hand, daß meine Dollarstücke durch die Luft flogen. Um das zu verhindern, war ich zu überrascht, aber sonst reagierte ich befriedigend. Bevor noch die erste Münze auf der Erde gelandet war, lag er schon ’arauf. Ich hatte sein Kinn trotz der langen Nase genau getroffen, und als er fiel, nahm er zwei seiner Genossen mit, die sich auf das Geld stürzen wollten.
    Ich dachte, es würde losgehen, aber zunächst waren sie damit beschäftigt, sich um die Münzen zu raufen, und als keiner mich angriff, wollte ich dazwischenfahren, um sie von meinem Geld zu vertreiben, aber mein Chauffeur zerrte mich verzweifelt am Ärmel-'
    »Schnell, Sir«, flehte er. »Sie haben Messer!«
    Na schön. Einen Messerstich zu riskieren, nur wegen ein paar lumpiger Dollar, die im Gesamtbudget der Vereinigten

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