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0004 - Im Totenreich der Ghouls

0004 - Im Totenreich der Ghouls

Titel: 0004 - Im Totenreich der Ghouls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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Er ist hinter einer Gruft verschwunden. Ich glaube - er hat sich während des Laufens in einen Menschen zurückverwandelt. Mehr weiß ich nicht, Mr. Fleming. Leider… Ich glaube, ich bin ohnmächtig geworden. Es war einfach zuviel für mich…«
    Bill versuchte einzuhaken.
    »Können Sie den Menschen beschreiben, in den sich der Ghoul verwandelt hat, Mr. Zemetkin?«
    »Nein.«
    »Wie war er gekleidet?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie sagten doch, er hätte sich zurückverwandelt…«
    »Es ging so schnell. So schnell. Ich kann Ihnen nichts mehr sagen. Sehen Sie mich an. Ich bin am Ende. In mir brennt seit dieser schrecklichen Stunde ein furchtbares Feuer, das mich langsam auffrißt. Ich weiß, daß ich nicht mehr lange zu leben habe. Bitte, Mr. Fleming, gehen Sie! Ich kann nicht mehr, wirklich nicht mehr… Es ist zuviel für mich, noch einmal über all das zu sprechen…«
    »Sagen Sie mir wenigstens, in welche Richtung der Ghoul geflohen ist, Mr. Zemetkin.«
    Vladek Zemetkin wand sich, als fühlte er schlimmen körperlichen Schmerz.
    »Ich kann es nicht. Bitte, haben Sie Mitleid mit einem alten, zerbrochenen Mann. Der schmerzliche Verlust meiner Frau… Das Erlebnis auf dem Friedhof… Das alles hat meine Gesundheit angegriffen und untergraben. Ich fühle, daß ich nur noch eine leere Hülle bin, die irgendwann in den nächsten Tagen in sich zusammenfallen wird.«
    Bill tat der Mann leid.
    »Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, Mr. Zemetkin…«
    Es war erschütternd, zu sehen, mit welch verzweifelter Miene der alte Mann sein graues Gesicht verzerrte, mit welch unsagbar müder Bewegung er den Kopf schüttelte.
    »Mir kann niemand helfen, Mr. Fleming. Niemand. Jetzt nicht mehr…«
    »Wenn Sie Geld brauchen…«
    »Geld? Wozu sollte ein Wrack wie ich denn noch Geld brauchen? Meine Frau lebt nicht mehr. Geld hat für mich keinen Wert mehr, seit sie tot ist…«
    Bill Fleming erhob sich seufzend. Er bedauerte es fast, hierhergekommen zu sein und die Not und die Trauer dieses zerbrochenen Mannes gestört zu haben.
    Deshalb verabschiedete er sich nun mit einigen tröstenden Worten, die jedoch an Vladek Zemetkins fahlem Gesicht wirkungslos abprallten.
    Bill bat ihn, im Hotel Four Seasons anzurufen, falls er auf die eine oder andere Frage doch noch eine Antwort wüßte.
    Ob Zemetkin ihn verstanden hatte, war fraglich. Er reagierte nicht, saß da, starrte auf die gegenüberliegende Wand, war geistig weit weg. Wahrscheinlich bei seiner geliebten Frau.
    Zemetkin begleitete Fleming nicht zur Tür.
    Es war auch nicht nötig. Bill fand den Weg allein. Er schloß die Tür, nachdem er noch einen besorgten Blick auf den alten Mann geworfen hatte.
    Zemetkin befand sich in einer schweren Krise. Es konnte Tage und Wochen dauern, bis er den erlittenen Schock überwunden hatte.
    Fleming überquerte den Korridor und ging langsam die Stufen hinunter.
    Als sein Fuß die zehnte Stufe berührte, fiel in Vladek Zemetkins Wohnung ein trockener, bellender Schuß.
    Bill sprang das eiskalte Entsetzen an. Er wirbelte augenblicklich herum und schnellte die Stufen hinauf. Er keuchte zur Wohnungstür, riß sie auf, stürmte in Zemetkins Wohnung…
    Der alte Mann war tot.
    Er war mit seinen schweren Problemen nicht fertig geworden. Er hatte sie auf seine Art gelöst.
    Vornübergebeugt lag er auf dem Tisch. Das Gesicht zur Seite gewandt und kreideweiß.
    Ein Loch in der Schläfe.
    Eine tschechische Armeepistole in der verkrampften rechten Hand, während sein Gesicht einen erschreckend unglücklichen Ausdruck erkennen ließ. Selbst jetzt noch, wo ihn der Tod von seinen irdischen Leiden erlöst hatte.
    ***
    Professor Zamorra war neugierig, wie dieser Burke Sikking aussah, dem David Winner ein verdammt schlechtes Zeugnis ausgestellt hatte.
    Er war bereits in dem Haus, in dem Sikking wohnte. Eine alte, miese Bruchbude, die aber über den Komfort eines Lifts verfügte.
    Rumpelnd und quietschend fuhr der Fahrstuhl nach oben. Zamorra hatte sich unten an der Orientierungstafel kurz informiert. Nun wußte er, daß Sikking in der dritten Etage wohnte.
    Er trat aus dem Lift, als die Kabine hielt, und er fühlte so etwas wie Erleichterung, denn der Fahrstuhl hatte ihm mit seinen Geräuschen nicht gerade Vertrauen eingeflößt.
    Er fand die Wohnungstür auf Anhieb. Sie befand sich der Lifttür schräg links gegenüber.
    Ein Knopf aus Perlmutt leuchtete ihm entgegen. Er preßte seinen Daumen darauf, und drinnen schrillte im selben Augenblick eine

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