0005 - Der Mörder mit dem Januskopf
schüttelte eine Zigarette aus der Packung.
Beide starrten auf die Tote. »Was machen wir denn mit der Toten?« fragte Maja nach einer Weile.
Hank hob die Schultern.
»Wirf sie doch wieder ins Wasser«, schlug Maja vor.
»Eigentlich müßten wir ja die Polizei benachrichtigen. Die ist bestimmt ermordet worden.«
Damit war Maja nun gar nicht einverstanden. »Die Bullen!« rief sie. »Niemals. Ich will mit dem verfluchten Pack nichts zu tun haben. Außerdem hat siegar keine Verletzung. Die ist bestimmt nur einfach ins Wasser gegangen, weil sie Ärger mit ihrem Mac hatte.«
»Möglich.« Hank spie die Kippe ins Wasser. »Trotzdem Will ich es wissen.« Er machte sich daran, die Tote herumzudrehen und schaffte es nach einigen Schwierigkeiten.
»So«, sagte er, »jetzt kannst du…«
Die weiteren Worte verschluckte Hank. Seine Augen wurden groß. Das Entsetzen fraß sich wie eine Flamme in seinen Körper.
Nicht die Leiche hatte die beiden so erschreckt, sondern der Schädel.
Die Tote hatte kein Gesicht mehr!
***
Die Haschdealer hatten die »Bullen« doch alarmiert. Zuvor allerdings hatten sie das Rauschgift versteckt.
Die Beamten der Hafenpolizei waren geschockt. Sie hatten ja schon manche Wasserleiche aus der Themse gefischt, aber eine Tote ohne Gesicht war ihnen noch nie unter die Augen gekommen. Ein rasch herbeigerufener Arzt machte sich an eine erste Untersuchung.
Auch der Doc stand vor einem Rätsel.
Kopfschüttelnd sah er den Inspektor der Hafenpolizei an. »Das gibt es nicht, Murdock«, sagte er, »keine Spur von Gewaltanwendung zu entdecken!«
Inspektor Murdock knetete seine Finger. »Haben Sie denn eine andere Erklärung?«
»Nein.«
Auch Murdock war ratlos. Doch dann hatte er eine Idee. »Wir übergeben den Fall dem Yard. Sollen die sich darum kümmern.«
Der Doc grinste. »Ist auch wieder wahr.« Er schlüpfte in seinen Mantel. »Vorher würde ich an Ihrer Stelle aber noch die beiden Hippies verhören. Vielleicht wissen die doch mehr.«
Murdock nickte. »Das mache ich auch.«
Wenig später standen Maja und Hank vor ihm. Der Inspektor hatte für Leute ihres Schlages nicht viel übrig, und das gab er ihnen auch zu verstehen.
»Wenn ihr mich belogen habt, sperre ich euch ein, bis ihr schwarz werdet«, drohte er.
Maja verzog das Gesicht. »Typisch Bulle!« zischte sie.
Und Hank meinte: »Seien Sie froh, daß wir Sie überhaupt alarmiert haben.«
Murdock lief rot an. Er beherrschte sich jedoch und sagte: »Jetzt erzähl mal der Reihe nach. Was hattet ihr überhaupt zu dieser Zeit auf der Themse zu suchen?«
Hank Destry grinste. »Wir haben eine Spazierfahrt gemacht«, erwiderte er.
»Ja, wir wollten allein sein«, log Maja dem Inspektor frech ins Gesicht.
Die beiden hatten sich schon vorher eine Geschichte zurechtgelegt. Sie machten auf harmloses Liebespärchen, ahnten jedoch nicht, daß sich Murdock, der alte Fuchs, bereits beim Rauschgift-Dezernat über sie erkundigt hatte.
Maja und Hank waren bekannt. Murdock sagte es ihnen auf den Kopf zu, doch damit konnte er das Dealerpärchen auch nicht aus der Reserve locken.
»Können wir jetzt gehen?« fragte Maja frech.
»Ja«, knurrte Murdock, »aber zum Yard.«
»Scheiße!« schrie Maja und fing an zu toben. Murdock ließ sie, und Hank konnte seine Freundin schließlich beruhigen.
Die Dealer wurden in einen Wagen verfrachtet und zur Victoria Street gefahren, wo das hochaufgeschossene Gebäude von New-Scotland-Yard liegt.
Zufällig war John Sinclair in dieser Nacht auch anwesend, und da die Tote ohne Gesicht ein völliges Rätsel darstellte, hatte der Nachtdienstleiter nichts anderes zu tun, als John den Fall aufs Auge zu drücken.
Der Geisterjäger schimpfte. Er war dabei, die beiden Leichenräuber zu verhören. Soviel sich jetzt schon herausgestellt hatte, war klar, daß die beiden Männer auf eigene Faust gehandelt hatten. Ihre Motive waren abartig. Eine nähere Erklärung konnte sich John Sinclair sparen.
Er ließ die beiden Friedhofsangestellten wieder in die Untersuchungszellen bringen und widmete sich dem neuen Fall. Die ersten provisorischen Vernehmungsprotokolle lagen schon auf seinem Schreibtisch. John selbst hatte die Tote noch nicht gesehen. Die Spezialisten des Yard beschäftigten sich mit ihr.
John packte das Hippiepärchen anders an. Suko hatte eine Kanne Kaffee geholt, und John spendierte eine Runde Zigaretten.
Maja und Hank begannen fast von selbst mit ihrer Erzählung. John Sinclair hörte ruhig zu. Dann fragte er:
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