0005 - Der Mörder mit dem Januskopf
»Ich will gar nicht wissen, was Sie um diese Zeit auf die Themse getrieben hat, aber es steht fest, daß Sie die Tote nicht kannten.«
»Ja, sie war uns fremd!« Maja drückte die Zigarette aus. »Das haben wir ja alles gesagt.«
John lächelte. »Verstehen Sie mich nicht falsch. Sie haben an der bewußten Stelle ja etwas aus dem Wasser gezogen, daran gibt es nichts zu rütteln. Es könnte durchaus sein, daß ihre Freunde, die dort etwas für Sie versteckt haben, auch diese Frau auf dem Gewissen…«
Hank Destry sprang auf. »Das ist eine Unterstellung!« schrie er.
Suko drückte ihn mit zwei Fingern wieder auf seinen Platz zurück. »Ruhig, Junge«, bat er, »nur ruhig. Sonst kommt der Geist des großen Zampanos!«
Destry wurde unsicher. »Spinnt der?«
John lächelte. »Nur manchmal.«
Dann kam der Geisterjäger wieder zur Sache. Knallhart stellte er seine Fragen, doch das Dealerpärchen hielt dicht. John, der im Laufe der Jahre auch zu einem guten Psychologen herangewachsen war, sah ein, daß die beiden wirklich nichts wußten.
»Sie können gehen«, sagte der Oberinspektor.
»Wohin? Nach Hause?« fragte Maja.
»Nein. Erst einmal in eine unserer bequemen Zellen. Morgen früh sehen die Kollegen dann weiter.«
Die beiden Langhaarigen protestierten nicht. Wahrscheinlich waren sie froh, für den Rest der Nacht eine warme Bleibe zu bekommen.
Für John Sinclair kam der Hammer zehn Minuten später. Da klingelte bei ihm das Telefon. Der Spezialist, der die Leiche untersucht hatte, wollte John sprechen.
»Hören Sie zu, Sinclair«, sagte er. »Wir haben erst einmal die allgemeinen Untersuchungen durchgeführt. Unter anderem auch Fingerabdrücke genommen. Zum Glück lag die Leiche noch nicht zu lange im Wasser, so daß dies keine Schwierigkeiten machte. Die Frau war bei uns registriert.«
John pfiff durch die Zähne, und der Spezialist lachte.
»Wir haben auch den Namen. Notieren Sie.«
John hörte ein trockenes Husten und dann wieder die Stimme. »Die Tote heißt Mandy Nichols, war ein Luxuscallgirl und besser bekannt unter dem Namen der blonde Tiger. Nur hat man in letzter Zeit nichts mehr von ihr gehört«, berichtete der Mann vom Erkennungsdienst. »Ein Gangsterboß hat sie unter seine Fittiche genommen. Name: Alex Tarras!«
John Sinclair fiel fast der Telefonhörer aus der Hand.
***
John Sinclair mobilisierte noch in der gleichen Nacht einen Überwachungstrupp. Unauffällig zogen die Beamten einen Kreis um Alex Tarras’ Haus. Natürlich hätte John schon sofort zuschlagen und den Gangsterboß verhaften können, aber er kannte die Spielregeln. Tarras würde abstreiten, daß die beiden Killer in seinem Auftrag gehandelt hatten. Zwar hatte John noch Buds Aussage, aber mit einem geschickten Rechtsanwalt würde es Tarras nicht schwerfallen, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Und dann gab es noch einen Punkt, der dem Geisterjäger Sorge bereitete.
Tarras mußte irgendwelchen Kontakt zu Dämonen haben. Das gesichtslose Mädchen war der Beweis. Mandy mußte durch magische Mittel ihr Gesicht verloren haben und damit auch ihr Leben. Verletzungen irgendwelcher Art waren nicht festgestellt worden.
Erst gegen Morgen hatte der Oberinspektor Zeit für einige Stunden Schlaf. Er legte sich auf das Feldbett in seinem Büro. Er ahnte allerdings nicht, daß zwischenzeitlich Alex Tarras Besuch erhalten hatte.
Der Januskopf war bei ihm!
Er und Tarras saßen sich im Arbeitszimmer des Gangsterbosses gegenüber.
Tarras verspürte ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Er konnte sich vorstellen, aus welchem Grund Janus zu ihm gekommen war.
»Sie haben versagt, Tarras«, sagte der Januskopf. Er lächelte dabei, doch es war ein Lächeln, bei dem es Tarras kalt den Rücken hinunterlief.
Der Gangsterboß preßte die Lippen zusammen. »Ich weiß«, erwiderte er, »aber meine Leute haben diesen Hund unterschätzt.«
»Dann taugen sie nichts.«
Tarras hob nur die Schultern.
Der Januskopf fuhr fort. »Wie Sie ja gehört haben, ist einer Ihrer Männer festgenommen worden. Er wird reden, Tarras. Und dann sind Sie dran.«
»Ich streite alles ab!«
Janus behielt sein Lächeln bei. »Trotzdem bleibt der Verdacht bestehen. Es sieht schlecht aus für Sie, Tarras!«
Der Gangster schwieg. Er spürte, daß sich der Schweiß in seinem Nacken sammelte und kalt den Rücken herunterlief. Dieser verdammte Januskopf wußte um seine Stärke und machte mit ihm, was er wollte. Tarras bereute jetzt, daß er sich mit ihm
Weitere Kostenlose Bücher