0005 - Der Mörder mit dem Januskopf
Wahrscheinlich bereute er es schon, Suko mit hochgebracht zu haben.
»Jetzt müßte Janus diesen Sinclair eigentlich schon haben«, sagte Tarras nach einer Weile.
Der Rumäne fühlte sich angesprochen. »Hoffentlich«, erwiderte er. »Da hat er uns Arbeit abgenommen!«
Tarras grinste nur mühsam.
Wieder schwiegen die Männer.
Und dann – niemand hatte auf die Uhr geschaut, wie lange das Schweigen gedauert hatte – hörten sie ein Geräusch.
»Das war draußen an der Tür«, sagte Tarras.
Ein Lämpchen begann auf seinem Schreibtisch aufzuflackern.
Laszlos Körper spannte sich. Die Augen verengten sich zu Schlitzen, während die Finger seiner Hände sich hin- und herbewegten. »Wenn Sinclair schon an der Tür ist, dann hat er unter Umständen Janus besiegt!« zischte Laszlo.
»Sieh nach!« befahl Tarras.
Im nächsten Augenblick hörten sie einen dumpfen Aufprall. Der Rumäne begann zu kichern. »Die Magnetwand«, lachte er, »Sinclair ist jetzt waffenlos!«
»Dann kill ihn endlich!« rief Tarras.
Laszlo glitt zur Tür.
Suko drehte sich um. Er hätte den Rumänen zurückhalten können, doch er vertraute darauf, daß John mit dem Kerl allein fertig werden würde. Suko wollte die Zeit nutzen und sich um Tarras kümmern.
Laszlo verschwand. Er hatte die Tür hinter sich ins Schloß gezogen. Alex Tarras starrte noch auf das Holz.
Suko ging um den Schreibtisch herum und blieb vor Tarras stehen. Seine linke Faust umspannte blitzschnell den Jackettkragen des Gangsters.
»He, was soll das?« protestierte Tarras.
Suko fletschte die Zähne. »Du wolltest Sinclair doch killen, mein Freund – oder?«
»Ja – ich…« Tarras wurde plötzlich puterrot. Er schien erst jetzt begriffen zu haben, daß Suko ihn gepackt hielt. »Was erlaubst du dir, du dreckiger Chink! Laß mich sofort los!«
Suko stieß den Gangsterboß von sich. Direkt vor dem Fenster ging Tarras zu Boden. Seine Hand verschwand unter dem Jackett. Suko ließ ihn gewähren. Jedoch nur so lange, bis die Hand wieder zum Vorschein kam. Bevor Tarras auf den Chinesen anlegen konnte, trat Suko zu.
Es war ein genau gezielter Tritt, und die Kanone wurde dem Gangsterboß aus den Fingern gewirbelt.
Suko riß den schreienden Tarras hoch. Der große Boß rief nach Tai Wong, doch Sukos Landsmann rührte sich nicht. Er sah mit unbewegtem Gesicht der Auseinandersetzung zu.
»John Sinclair wolltest du killen!« schrie Suko. Er schleuderte Tarras die Worte förmlich ins Gesicht. »Du hast dich schlecht informiert, mein Freund. John Sinclair arbeitet nicht allein. Er hat immer noch einen Freund zur Seite. Und dieser Mann ist Chinese.«
»Na, mein Bester, geht dir jetzt ein Licht auf?«
Tarras war weiß geworden. »Sie… Sie… du bist der Chinese?« keuchte Tarras. Er wollte noch immer nicht glauben, daß man ihn hereingelegt hatte.
»Genau. Ich bin der Mann«, erwiderte Suko.
Tarras’ Knie wurden weich. Er konnte es einfach nicht fassen. Er, der große Gangsterboß, der sich bisher immer hundertprozentig abgeschirmt hatte, war durch einen billigen Trick geleimt worden.
Suko schüttelte den Knaben durch. »Und jetzt beantwortest du mir einige Fragen, wer ist dieser verdammte Dämon? Was hat Janus für eine Macht?«
»Er… er kann seinen Kopf um einhundertachtzig Grad drehen. Nie – nie werdet ihr gegen ihn ankommen, denn wenn er euch anblickt, verliert ihr euer Gesicht.«
»Wie diese Mandy«, sagte Suko.
»Genau.« Tarras begann zu kichern. »Ihr habt keine Chance gegen ihn«, versuchte er sie zu entmutigen. »Er wird in den nächsten Minuten hier auftauchen, und dann ist es um euch geschehen.«
»Wenn er so mächtig ist, warum hat er dann dich um Unterstützung gebeten?« höhnte Suko.
»Er wollte ja mehr. Er wollte die Macht in London. Ich wäre sein Partner geworden und hätte zum absoluten Herrscher der Unterwelt aufsteigen können. Ich…«
Tarras kam nicht mehr dazu, weiterzusprechen. Die Dinge überstürzten sich.
Plötzlich zersplitterte die Scheibe!
Mit Alex Tarras im Griff kreiselte Suko herum.
Und er sah Janus.
Der Dämon schwebte in den Raum. Er hatte seinen Kopf um einhundertachtzig Grad gedreht, präsentierte sein zweites grauenhaftes Gesicht und wandte sich Suko zu, um ihn durch seinen dämonischen Einfluß zu töten…
***
Der Geisterjäger wich zurück. Es war nicht das erste Mal, daß er einem Gegner gegenüberstand, der ihn mit einem Messer angriff. Doch daß ihm jemand mit gleich zwei Messern das Lebenslicht ausblasen wollte,
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