0005 - Der Mörder mit dem Januskopf
Sukos Gehirn nach. Eine Sekunde nur in die schreckliche Physiognomie des Januskopfes zu blicken, bedeutete den Tod.
Suko reagierte gedankenschnell.
Hart riß er den Gangsterboß hoch, hielt ihn als Schild vor sich und präsentierte ihm den Januskopf.
Der Dämon war von Sukos rascher Reaktion überrascht. Obwohl er und Tarras Partner waren, gelang es ihm nicht, den Kopf so schnell wegzudrehen, daß dem Killerboß nichts geschah.
Zwei, drei Herzschläge lang starrte Tarras in das schreckliche Gesicht mit der grauen, rissigen Haut und den rotgelb glühenden Augen. Er sah auch das Gewimmel von winzigen Schlangen auf der Stirn des Dämons und die unzähligen kleinen Augen der gräßlichen Tiere als winzige Punkte leuchten.
Dann kam schon der Schmerz. Es war mehr ein gewaltiges Ziehen, das den Körper durchzuckte. Und wo das Ziehen aufhörte, breitete sich die Kälte aus.
Die Kälte des Todes…
Sie nahm Besitz von Tarras, glitt höher und höher, machte die Muskeln steif, erreichte das Herz…
Zum gleichen Zeitpunkt verschwand auch das Gesicht des Gangsterkönigs. Die Umrisse zerflossen, die Haut wurde hell, durchscheinend. Für einen winzigen Augenblick waren die Knochen zu sehen, dann wurden sie von der weißen, glanzlosen Masse überdeckt, die jetzt an Stelle des Gesichtes zu sehen war.
Genau da hörte auch das Herz auf zu schlagen.
Suko hielt einen Toten in den Armen.
Der arme Tai Wong hatte die grauenhafte Szene mit ansehen müssen. Er hatte jedoch nicht in das Gesicht des Dämons geschaut, und das war sein Glück.
Trotzdem übermannte ihn das Entsetzen.
Er stieß einen grauenhaften Schrei aus, spritzte von seinem Stuhl hoch und hetzte zur Tür.
Da wurde die Tür aufgerissen.
John Sinclair stand auf der Schwelle.
»Johnnn!« brüllte Suko aus Leibeskräften. »Nicht, bleib da. Komm nicht in den Raum. Der Januskopf! Sieh ihn nicht an!«
John Sinclair schaltete innerhalb eines Lidschlages. Er nahm Sukos Worte auf, warf sich aus dem Stand herum und flog zurück in die Diele.
Wie ein Panther war John gesprungen. Während er durch die Luft hechtete, verarbeitete sein Gehirn die Begriffe, die Suko ihm zugeschrien hatte.
Januskopf! Sieh nicht hin! John wurde an die Medusa erinnert. Die Frau aus der griechischen Sage, auf deren Kopf sich Schlangen tummelten und denjenigen, der sie ansah, zu Stein erstarren ließ.
Mit Janus war es ähnlich. John brauchte nur an die gesichtslosen Toten zu denken.
Hart kam der Geisterjäger auf. Doch er verwandelte den Sturz in eine gleitende Rolle und warf sich herum.
John kam gar nicht dazu, darüber nachzudenken, wie Suko in das Haus gekommen war. Er hörte aus dem Raum, in dem sich Suko und der Janus aufhielten, ein gräßliches Heulen.
»Sinclair!« brüllte der Dämon. »Jetzt bist du dran!«
John suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Sein Blick blieb an der Magnetwand kleben, an der seine Beretta haftete. Die Distanz betrug einige Yards, zu weit, um sie überbrücken zu können, ohne in die Gefahr zu laufen, von Janus überrascht zu werden.
Eine teuflische Situation.
Dann peitschte ein Schuß auf. John ahnte, daß Suko mit dem Dämon kämpfte. Tatsächlich war dies der Fall.
Suko hielt mit der linken Hand den toten Gangsterboß fest umklammert. Mit der rechten hatte er ihm die Waffe aus der Halfter gefischt.
Es war ein 38er Smith & Wesson Special!
»In Deckung, Tai Wong!« schrie Suko und begann an dem Toten vorbeizufeuern.
Er konnte nicht genau sehen, wo der Januskopf stand, hoffte aber, ihn zu treffen, um wenigstens seine weitere Aktion stören zu können.
Suko schoß fünfmal. Zwei Kugeln bekam der Janus ab. Sie taten ihm nichts.
Er lachte nur und brüllte: »Dich hole ich später, Chinese! Erst ist John Sinclair an der Reihe!«
Der Januskopf wirbelte auf die Tür zu und riß sie auf, um John Sinclair endgültig zu vernichten…
***
Es gab Momente, in denen John Sinclair Gefühle wie Angst und Hoffnung völlig ausschaltete. Da konzentrierte er sich nur auf das reine Überleben.
Jetzt war wieder solch eine Situation eingetreten.
Ihm war vorhin der Vergleich mit der Medusa durch den Schädel gezuckt. Man konnte die Medusa besiegen oder verbannen. Es gab einen Trick.
Man mußte sie in einen Spiegel schauen lassen.
Himmel noch einmal, in der Diele hing ein Spiegel. Wenn der Janus tatsächlich Parallelen zur Medusa aufwies, dann mußte es doch möglich sein…
John Sinclair dachte den Gedanken nicht mehr zu Ende.
Die Tür flog auf.
Der
Weitere Kostenlose Bücher