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0005 - Ich griff »Nummer eins«

0005 - Ich griff »Nummer eins«

Titel: 0005 - Ich griff »Nummer eins« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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jetzt schon im Krankenhaus!« schrie Carruzzi und setzte sich.
    Ich ging auf diesen Vorwurf nicht ein.
    »Wenn er das nächste Mal kommt, wirst du ihn nicht ins Krankenhaus schicken«, sagte ich. »Du kennst John Patt, nicht wahr? Gut, Patts Leute hören jetzt auf Brians Kommando.«
    Für einen Augenblick erschien ein Schimmer von Nachdenklichkeit auf Carruzzis Gesicht, aber er liebte das Gefühl der absoluten Herrschaft viel zu sehr, um eine Schwäche einzugestehen.
    »Er soll nur kommen«, heulte er. »Wir zeigen ihm, was eine Harke ist.« Er wandte den Kopf dorthin, wo die Halbwüchsigen zusammengerückt waren. »Was, Jungens? Wir zeigen jedem, was eine Harke ist, der es mit uns anlegt!«
    »Ja, Boß!« riefen sie im Chor.
    Mir stieg die Galle ins Blut.
    »Verdammt, Carruzzi«, sagte ich heftig, »laß wenigstens diese dummen Jungen aus dem Spiel. Ich verspreche dir, wenn einem von diesen halben Kindern bei deinem Zusammenstoß mit Brian — und verlaß dich darauf, dieser Zusammenstoß kommt, und er geht nicht gut für dich aus —, wenn also einem von den armen Irren, die du mit deinem Geprotze vom großartigen Gangsterleben verführt hast, ein Haar gekrümmt wird, dann nehme ich dich vor, Carlo.«
    In seinen schwarzen Augen glomm es auf.
    »Ich finde, wir haben jetzt genug miteinander geredet, G-man«, knurrte er.
    Ich stand auf. »Nimm Vernunft an«, warnte ich noch einmal dringend. »Du und deine Horde, ihr seid ›Nummer eins‹ nicht gewachsen!«
    Sie behelligten mich nicht, als ich das Hinterzimmer verließ. Ein paar von den Halbwüchsigen pfiffen mir gellend nach, das war alles.
    Ich warf im Vorbeigehen dem Wirt ein Nickelstück hin für den Whisky, den ich getrunken hatte, und trat auf die Straße. Ich ging vielleicht zwanzig Schritte und sah mich nach einem Taxi um. Dabei erblickte ich auf der anderen Straßenseite zwei Männer, die eben aus einem Wagen stiegen. Ich erkannte, daß es Patt-Leute waren und drückte mich in den nächsten Hausflur. Im gleichen Augenblick rollte ein zweiter Wagen langsam an mir vorbei. Ich erkannte zwei der Gesichter von den drei Leuten, die darin saßen. Es waren wieder Patt-Männer.
    Es sah wahrhaftig so aus, als wollte ›Nummer eins‹ jetzt schon seinem ehemaligen Abteilungsleiter an den Kragen. Ich mußte Carruzzi warnen. Es blieb mir nichts anderes übrig.
    Die 84. war eine der typischen Bronxstraßen, nicht breit und nicht schmal, hohe Häuser links und rechts, ein paar Geschäfte.
    Um diese Stunde waren nicht einmal wenige Leute unterwegs. Auch ein paar Fahrzeuge rollten auf dem Asphalt.
    Ich verließ eilig meine Türnische und ging rasch zu der Kneipe zurück. Der Wagen, aus dem die Patt-Leute ausgestiegen waren, rollte langsam wieder an, fuhr zehn Schritte und blieb dann wieder stehen. Das andere Fahrzeug war verschwunden, aber ich erblickte es wieder, als ich den Eingang der Kneipe erreichte. Es hatte gedreht, so daß es links von dem Haus stand, in dem sich Carruzzi befand. Ich begriff den Schlachtplan.
    Sie wollten ihn in die Zange nehmen, sobald er herauskam. Ob er sich nach rechts oder nach links wandte, jedesmal mußte er an einem Wagen mit Gegnern vorbei.
    Raschen Schrittes durchquerte ich den Vorraum und eilte ins Hinterzimmer. Carruzzi stand finsteren Gesichts am Billardtisch. Er fuchtelte mit der Queue und brüllte:
    »Was willst du schon wieder, G-man?«
    »By Jove, ich ziehe dir das Ding hier über den Schädel. Ich bin es leid, mir dein Geschwätz anzuhören.«
    »Keine Zeit für Scherze«, antwortete ich kalt. »Brian und seine Leute sind schon da.«
    Er Wurde sehr ruhig. »Wie viele?« fragte er sachlich.
    »Sechs mindestens, falls nicht Pete O‘Neigh und Brian selbst dabei sind. Hör zu, Carlo. Du bleibst jetzt hier und rührst dich nicht vom Fleck! Ich gehe hinaus, und mache den Herren klar, daß es nicht geht, unter den Augen eines G-man alte Differenzen auszutragen. Sobald sie weg sind, kannst du herauskommen.«
    Ich hatte nicht leise gesprochen, und jeder der Halbwüchsigen, die mit offenen Mündern lauschten, hatte verstanden. Das war es wohl, was Carruzzi nach einer Sekunde des Zögerns in seinen alten Herrscherwahn zurückfallen ließ. Er konnte es nicht ertragen, vor den Augen seiner Anhänger einen Rückzug anzutreten.
    »Zuhören, Jungens«, rief er sie über meinen Kopf hinweg an.
    »Das sind ein paar alte Bekannte von mir, die sich hier breitmachen wollen. Der G-man schlägt einen Rückzug vor, wie das so die Art der feigen Schnüffler

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