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0005 - Ich griff »Nummer eins«

0005 - Ich griff »Nummer eins«

Titel: 0005 - Ich griff »Nummer eins« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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fahren wir ganz gut dabei. Unsere Leute hindern Ginger daran, seine Hehlergeschäfte in vollem Umfang durchzuführen, und du weißt, wie es bei solchen großen illegalen Organisationen ist. Sobald der Mann, der sie zusammenhält, ausgeschaltet wird, fallen sie auseinander. Verhaftet man den Mann, so geht das sehr schnell. Hindert man den Mann an der Arbeit, so verläuft der Prozeß langsamer. Die Organisation zerbröckelt. Wir werden durch Gingers Überwachung den Hehlerring auf kalte Art los, und Brian verliert damit das gemachte Bett, in das er sich zu legen wünscht.«
    ***
    Ganz früh am anderen Morgen wurden mir die Tonbänder von zwei Telefongesprächen vorgelegt, die ›Nummer eins‹ mit Reive und Matterson geführt hatte. Der Inhalt war der gleiche: Geld.
    Nach ziemlich massiven Drohungen Brians versprach der jammernde Matterson, fünftausend Dollar zu schicken. Mehr hätte er nicht flüssig, während aus Reive nur zweitausend Dollar herauszuholen waren, obwohl ›Nummer eins‹ sich gewaltig ins Zeug legte und ihm furchtbare Dinge versprach. Wir wußten ja, daß die Geschäfte der beiden Buchmacher nicht besonders liefen, seitdem sie sich gegenseitig in die Haare geraten waren.
    Kurz darauf wurde uns gemeldet, daß Anwalt Loying bereits in der Halle warte, um sich bei unserem Chef über die eigenmächtige Aneignung von Geldern durch FBI-Beamte zu beschweren. High war informiert. Er würde diesen Rechtsberater für Gangster auf den Instanzenweg verweisen.
    Phil und ich machten uns über einen Plan zur Überwachung von Ginger her, teilten die Leute ein und gaben Anweisungen heraus, in welchen Fällen wir oder das Hauptquartier zu benachrichtigen waren.
    »Es wäre mir lieb, wenn du heute nacht bereits an der Überwachung teilnehmen würdest«, bat ich den Freund. »›Nummer eins‹ liebt schnelle und überraschende Schläge. Es wäre nicht verwunderlich, wenn er sich Gingers Namen schon für diese Nacht notiert hätte.«
    Wir aßen zusammen in der Kantine.
    »Ich werde gleich in die 84. Straße hinausfahren«, erklärte ich Phil. »Wir wissen nichts über die Lage zwischen Brian und Carruzzi. Erwarte nicht, daß ›Nummer eins‹ den Italiener von der Liste streicht. — Es bleibt uns gar nichts anderes übrig. Wir müssen uns mit Carruzzi genauso in Verbindung setzen wie mit Ginger, obwohl ich nicht glaube, daß er gefährdet ist, solange Brian noch nicht fest im Sattel sitzt, denn Carruzzi ist die undankbarste und die am wenigsten lohnende Aufgabe.«
    Während Phil zum Büro von Ginger fuhr, nahm ich mir ein Taxi und ließ mich in die 84. Straße zu jener Kneipe fahren, in der die Begegnung zwischen ›Nummer eins‹ und Carlo Carruzzi stattgefunden hatte.
    Heute war die Kneipe leer. Ich erkundigte mich beim schmierigen Wirt, wo Carruzzi zu erreichen sei, aber er zuckte nur die Schultern, obwohl er mir sicherlich die Wohnung hätte nennen können. Ich verzichtete darauf, ihm ein wenig die Nase zu zwiebeln, um ihn so gesprächiger zu machen. Ich spazierte durch das elende Viertel und sah von Zeit zu Zeit in das Lokal.
    Ab vier Uhr füllte es sich nach und nach mit den gleichen Jugendlichen, die sich schon bei meinem ersten Besuch dort im Jazz und Ringkampf und Kartenspiel produziert hatten. Ich dachte mir, daß Carruzzi nun auch langsam erscheinen würde, bestellte mir einen Whisky und setzte mich damit ins Hinterzimmer.
    Die Halbwüchsigen erkannten mich natürlich wieder. Erst wurden sie stumm, dann steckten sie die Köpfe zusammen und begannen, mich anzupöbeln. Ihr Jazzspezialist klemmte sich hinter das Piano und hämmerte einen Rag-Time, nach dessen Melodie sie einen für die Polizei nicht gerade schmeichelhaften Text brüllten, der mit dem Refrain endete: »Schnüffler, raus!«
    Ich ließ sie singen, und als sie fertig waren, klatschte ich begeistert in die Hände. Es verblüffte die Jungens dermaßen, daß sie zehn Minuten lang keinen neuen Trick erfanden. Aber sie waren in der Masse, und sie konnten es nicht lassen, sich zu produzieren, und einer wollte dem anderen seinen Heldenmut beweisen. Sie führten laute, .böse Redensarten, und sie vergriffen sich gewaltig im Ton dabei. — Ich stamme aus Connecticut. Das ist eine ehrliche und saubere Gegend, und was diese Pflanzen von sich gaben, das war mir zu dreckig. Es konnte ihnen nicht schaden, wenn sie eine Lektion erhielten, und ich vertrieb mir auf diese Weise nutzbringend die Zeit, bis Carruzzi auftauchte. Einer der lautesten Schreier saß nicht

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