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0005 - Ich griff »Nummer eins«

0005 - Ich griff »Nummer eins«

Titel: 0005 - Ich griff »Nummer eins« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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wurden. Auch damit kann man einen Indizienbeweis aufbauen. Wir fanden auch einige Kugelhülsen und ein leeres Magazin zu einer Smith-Pistole.
    Die Cops hatten dafür gesorgt, daß keiner der Jugendlichen aus Carruzzis Bande durch die Lappen gegangen war. Sie hatten sie in der Kneipe zusammengetrieben, und dort standen sie mit unruhigen Gesichtern herum.
    Wir gingen hinein, und ich sah sie der Reihe nach an.
    »Ich hoffe, es war euch eine verdammte Lehre«, sagte ich. »Ihr habt gesehen, wie so etwas ausgeht. Carruzzi ist tot, und bei dem einen von euren Kameraden steht es noch nicht fest, ob er durchkommt. — Ich bin ’ne ganze Menge Jahre im Beruf, und ich habe einige Leute so enden sehen wie Carruzzi, Leute, die schlauer und vorsichtiger waren als er, und ich habe auch eine Menge Leute auf dem Pflaster liegen sehen, die sich wie ihr zu Handlangerdiensten mißbrauchen ließen. — Früher oder später endet jeder, der diesen Weg geht, auf eine der drei Weisen: mit einem Loch im Kopf auf der Straße, mit einer Nummer auf dem Anzug hinter Gittern oder als Krüppel mit zerschossenen oder zerschlagenen Knochen. Wenn euch das erstrebenswert erscheint, dann macht weiter so und sucht euch einen neuen Führer, nachdem es Carlo Carruzzi erwischt hat.«
    Ich ließ sie stehen. Die Cops würden sich ihre Namen notieren, und der Jugendrichter würde darüber entscheiden, wer von ihnen in Haft zu nehmen war. Aber die zwei erwachsenen Kumpane des erschossenen Gangsters befanden sich noch im Laden, und sie sollten nicht so billig davonkommen.
    Ich ging zu ihnen hin und verhaftete den einen wegen Beteiligung an einer Schießerei, verbunden mit Mordversuch, den anderen wegen Bandenverbrechens. Sie waren kleine Fische und nicht sehr interessant, aber ich wollte verhindern, daß einer von ihnen auf den Gedanken kam, Carruzzis Nachfolge antreten zu wollen.
    »So«, sagte ich, »und jetzt wollen wir sehen, was ›Nummer eins‹ dazu sagt.«
    Phil faßte leicht meinen Arm.
    »Vielleicht gestattest du deinem alten Freund, dich darauf aufmerksam zu machen, daß du auch eins abbekommen hast.«
    Er bog meinen Kopf zur Seite, daß ich meine linke Schulter sah. Tatsächlich, mein Anzug zeigte einen langen Riß über dem Schlüsselbein. Ich hatte nichts gemerkt in der Erregung. Jetzt erst fühlte ich das Brennen.
    Phil half mir aus Anzug und Hemd, und wir riefen den Arzt. Es war nichts von Bedeutung, nur die Schramme eines Streifschusses. Der Arzt wusch die Wunde aus, verpflasterte sie, und ich zog mich wieder an.
    »Bin gespannt, ob ›Nummer eins‹ zu Hause ist«, sagte ich zu Phil, als wir in einem der Polizeiwagen saßen und zur Pine-Street fuhren. »Wenn man es richtig betrachtet, so ist das auch für ihn nicht gerade glattgegangen. Carruzzi ist zwar tot, aber er hat sich sein Ende sicherlich anders vorgestellt. Er dachte, seine Leute brauchten nur zu warten, bis er herauskäme, um ihn voll Blei zu pumpen, könnten dann abhauen, und er selbst wäre am anderen Tage hier erschienen und hätte den Jungens gesagt: Hört mal her, jetzt bin ich der Boß, und nun werden wir Carlos Geschäfte erst einmal richtig aufziehen. Durch die Schießerei ist ihm diese Tour erst einmal verdorben, und — was noch wichtiger ist — den Patt-Leuten hat er sich auch hier nicht als der große, alles voraussehende Boß zeigen können. Im Gegenteil, anstelle einer kleinen, altgewohnten Sache haben sie eine halbe Straßenschlacht mitmachen und Haare dabei lassen müssen. Es wird nicht mehr lange dauern, und sie sind so aufsässig, daß er sie nicht mehr bändigen kann. Dann sind sie reif für uns, und damit auch er.«
    Wir erreichten die Villa in der Pine-Street, hielten und stiegen aus. Phil läutete. Nichts rührte sich.
    »Das war ja zu erwarten«, sagte ich.
    »Wollen wir eindringen?« fragte er.
    Ich sah einen großen, schwarzen Fairlane die Straße herunterkommen.
    »Nicht nötig. Ich glaube, dort kommt er. Aber paß auf, falls er auf die Idee kommt, anders als mit Worten mit uns zu sprechen.«
    Wir nahmen die Waffen in die Hände. Der Fairlane rollte an den Bürgersteig. ›Nummer eins‹ und Pete O‘Neigh stiegen aus. Vielleicht täuschte ich mich, aber ich fand, Harry Brian war bleich, und in seinem Gesicht stand ein Zug, den ich bisher noch nicht darin gesehen hatte, etwas wie Schrecken und Ratlosigkeit.
    Immerhin brachte er es noch fertig, mit gespieltem Erstaunen auf die Kanonen in unseren Händen zu blicken und ironisch zu fragen:
    »Wozu dieser

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