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0005 - Ich griff »Nummer eins«

0005 - Ich griff »Nummer eins«

Titel: 0005 - Ich griff »Nummer eins« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Aufwand? Selbst wenn ich verhaftet werden soll, genügt ein höfliches Wort!«
    Ich schob die Null-acht ins Halfter zurück.
    »Schon von der Schießerei in der 84. Straße gehört, Brian?« fragte ich.
    »Nein«, antwortete er mit hochgezogenen Augenbrauen. »War was los?«
    »Carruzzi ist tot. Soweit haben Ihre Leute ihre Aufgabe wenigstens erfüllt, wenn es sich auch nicht so abgespielt hat, wie Sie es sich sicherlich vorgestellt haben.«
    Ich schob ihn zur Seite, öffnete den Schlag des Wagens und untersuchte den Fond, Polster und Boden genau, aber es waren keine Blutspuren zu finden. Sie mußten ein anderes, wahrscheinlich auch gestohlenes Fahrzeug zum Wechseln benutzt haben. Brian mochte mit seinem Auto irgendwo in der Nähe gehalten haben, um die Anordnungen zu geben.
    »Was gefunden, G-man«? fragte er höhnisch, als ich aus dem Wagen wieder auftauchte.
    »Nein, denn Sie sind ein kluger Junge, Brian, aber sehr viel ist mit Ihnen auch nicht mehr los. — Wo sind die Patt-Leute?«
    Er zuckte die Schultern. »Kann ich Ihnen leider nicht sagen, G-man. Ich habe nichts mit ihnen zu tun.«
    »Aber vorgestern waren Sie doch gut Freund mit ihnen.«
    Er schob sich eine Zigarette in den Mund.
    »Sie sind selbst daran schuld, daß wir nicht mehr gut Freund miteinander sind«, sagte er, während er das Streichholz ausblies. »Unsere Freundschaft war auf Geld gegründet. Sie, G-man, nahmen es mir ab. Ich konnte die Patt-Leute nicht bezahlen. Noch gestern nacht gaben sie ihre Arbeit für mich auf und hauten ab.«
    Er log nicht einmal ungeschickt.
    »Unnötig, zu sagen, daß ich Ihnen kein Wort glaube, Brian.«
    »Beweisen Sie das Gegenteil«, höhnte er.
    Ich ging ganz dicht an ihn heran.
    »Das werde ich, Brian, und Sie werden sich dann verdammt wundern. Ich, ein G-man,,habe mit eigenen Augen gesehen, daß die Patt-Leute eine Straßenschlacht entfesselten, daß sie zwei Leute verwundeten und einen dritten Mann töteten. Ich werde vor dem Gericht als Zeuge auftreten, als ein Zeuge, der nicht einzuschüchtern ist. In einer Stunde habe ich sechs Haftbefehle gegen die Patt-Leute in Händen, Befehle, die nicht nur auf eine vierundzwanzigstündige Polizeihaft lauten. Morgen früh stehen die sechs in den Fahndungsblättern. Jeder Cop kann sie verhaften, wenn sie sich blicken lassen. — Ich hoffe, Sie verstehen, was das für sie bedeutet, Brian. Sie sind ihre Totschlägergarde los. Sie stehen genau wieder da, wo sie am Tage Ihrer Entlassung aus dem Gefängnis standen, nur um runde fünfzigtausend Dollar ärmer, die sie als Kaution für die Parts bezahlen mußten, für Leute, die jetzt für Sie nicht einmal mehr das Schwarze unter dem Fingernagel wert sind, denn wir verhaften sie, wenn nur eine Nasenspitze von ihnen auf der Straße sichtbar wird. — Wahrhaftig, ich wünsche Ihnen eine angenehme Nachtruhe bei diesem Gedanken.«
    Ich winkte Phil. Wie ließen ›Nummer eins‹ mit seinen Sorgen stehen, stiegen in unseren Wagen und fuhren zum Hauptquartier. Ich gab meine Aussage zu Protokoll, Mister High telefonierte mit einem Richter. Zwei Stunden später brachte ein Bote die Unterzeichneten Haftbefehle. Da die Leute vorbelastet waren, machte uns die Beschaffung von Bildern und Fingerabdrücken und Beschreibungen keine Mühe. Noch bevor der Morgen graute, würde jeder Cop in New York erfahren, daß sechs Männer gesucht wurden, von denen zwei verwundet waren, und deren Beschreibung beilag. Ebenso wußten das alle Zöllner, Hafenbeamten und die Bahnpolizisten. Sie hatten nicht viel Chancen, aus New York herauszukommen.
    Phil und ich hatten die ganze Nacht bei der Zusammenstellung der Fahndungsbefehle mitgewirkt. Im Frühlicht fuhren wir nach Hause, in meine Wohnung, und schliefen uns erst einmal gründlich aus.
    ***
    Bei Licht besehen, war Harry Brians Situation miserabel. Er besaß weniger Geld als zuvor. Zwar war es ihm gelungen, sich an Carruzzi zu rächen, und das mochte seine rachsüchtige Seele befriedigen. Sachlich gesehen jedoch, hatte ihn die Schlacht in der 84. Straße in ein Dilemma gestürzt.
    Statt einer sechsköpfigen Bande von skrupellosen Männern, mit denen er jeden Konkurrenten einschüchtern konnte, hatte er zwei Verwundete und vier steckbrieflich gesuchte Ganoven auf dem Hals, von denen darüber hinaus jeder einzelne ihn durch seine Zeugenaussage auf den elektrischen Stuhl bringen konnte, wenn die Polizei ihn faßte. Gewiß, er konnte ihnen die paar tausend Dollar in den Rachen werfen, die er Matterson und Reive

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