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0005 - Ich griff »Nummer eins«

0005 - Ich griff »Nummer eins«

Titel: 0005 - Ich griff »Nummer eins« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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abgenommen hatte, aber er mußte sie in New York versteckt halten. Tage, Wochen, vielleicht Monate, und das würde den Burschen verdammt an die Nerven gehen. Es war nicht anzunehmen, daß sie einem Chef gegenüber, der sie in eine solche Situation manövriert hatte, besonders sanftmütig sein würden. Bekamen wir sie oder nur einen von ihnen, so mußte Harry Brian damit rechnen, daß er sich aus dem großen Boß ›Nummer eins‹ durch die Zeugenaussage des Mannes in einen ganz gewöhnlichen gehetzten Mörder verwandeln würde. Das einzige Plus seines Kontos war die gelungene Einschüchterung Mattersons und Reives, denn an Ginger konnte er vorläufig nicht heran. Wir mußten versuchen, das Buchmachergeschäft zu stören, so daß er hier mit ernsthaften Gewinnen nicht rechnen konnte.
    Wir trafen uns am Abend in Mister Highs Wohnung, und wir kochten eine feine Sache für den Fall aus, daß es uns nicht gelingen würde, die Patt-Leute in Kürze zu fassen.
    Gegen die legale Buchmacherei konnten wir gesetzlich nicht Vorgehen, aber von den legalen Buchmacher waren nur wenige Matterson und Reive tributpflichtig gewesen, besonders seitdem beide sich entzweit und gegenseitig bekämpft hatten. Anders stand es mit den kleinen, illegalen Wettannehmern, die ihre Zehn-Dollar-Geschäfte in Kneipen, Kantinen, Umkleideräumen und Betrieben machten. Die ganze Stimmung im Kreise dieser Leute kam unseren Absichten entgegen. Mit sicherer Witterung hatten auch sie spitzbekommen, daß die großen Bosse Matterson und Reive ein gut Teil ihrer Kräfte im gegenseitigen Konkurrenzkampf vergeudeten. Die Tributzahlungen waren nur unwillig und zögernd erfolgt. Jetzt, bevor Brian Zeit finden konnte, den Buchmachern zu beweisen, daß ein anderer Wind im Geschäft wehte, mischten wir uns hinein.
    Sehr viele FBI-Beamte und Polizisten der Stadtpolizei in Zivil richteten ihr Augenmerk auf die Wetter. Zunächst einmal verhafteten wir einen ganzen Haufen von ihnen. In Schnellverfahren wurden sie zu vierzehn Tagen bis vier Wochen Gefängnis verurteilt und fielen damit als zahlungskräftige Kunden für ›Nummer eins‹ vorübergehend aus. Aber das war nur die einfachste und primitivste Maßnahme, um Harry Brian das Geschäft zu beschneiden und ihn am Besitz von Dollar zu hindern, die er wiederum in der Anwerbung einer Leibgarde anlegen konnte. — Die Kanäle zwischen der Polizei und der Unterwelt sind vielschichtig und zahlreich. Das ist genauso wie bei zwei Boxern, die demnächst gegeneinander kämpfen sollen, wo der eine immer weiß, was im Trainingscamp des anderen vorgeht.
    Unsere Leute und unsere Vertrauensmänner erschienen in den kleinen Vorortkneipen von Bronx, Haarlem und Brooklyn, in jenen Kneipen, in denen die wettlustigen Arbeiter nach der Schicht ihren Drink zu nehmen pflegen, und in denen sich naturgemäß auch die Buchmacher herumtreiben. Sie palaverten mit den Leuten, und sie ließen ein paar abfällige Bemerkungen über die Bosse fallen. Sie erzählten, daß man munkele, sie steckten selbst in Schwierigkeiten, und das FBI würde die Burschen bald hochnehmen. Sie erwähnten so beiläufig, daß, wenn sie Buchmacher wären, sie keine zehn Prozent mehr zahlten, denn sie wären ganz sicher, daß weder Matterson noch Reive die Macht mehr hätten, ihren erpreßten Anteil am Geschäft einzutreiben. (Von der Unterwerfung dieser beiden unter Harry Brian war noch nichts bekannt.)
    Solche Nachrichten verbreiten sich wie ein Lauffeuer. Kein Wunder, denn niemand gibt zehn Prozent von einem ohnedies mühsamen Geschäft gern ab. Binnen einer Woche war es so weit, daß kaum noch ein Buchmacher daran dachte, am Wochenende die fällige Überweisung auf die Konten der beiden Chefs vorzunehmen, eine Sünde, die in früheren Zeiten zum mindesten mit einer anständigen Tracht Prügel durch zwei stämmige Burschen geahndet worden wäre.
    Wir konnten uns Brians wütendes Gesicht vorstellen, als er am Montagmorgen von Matterson und Reive die Bankauszüge den Konten vorgelegt bekam und die kläglichen Wochenendeingänge sah. Matterson und Reive besaßen jeder noch zwei Mann, die den Posten der Leibwache bei ihnen wahrnahmen. Das war alles, was ihnen von rund einem Dutzend Leuten geblieben war, und es handelte sich dabei, nach den Maßstäben der Unterwelt gemessen, nicht gerade um erstklassige Leute. Ihnen eine Kanone in die Hand zu drücken, war vollkommen sinnlos. Wahrscheinlich hätten sie sie wie ein heißes Eisen fallenlassen. Zur Not bekamen sie es fertig,

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