0006 - Das Mutanten-Korps
ließ sich in einen Sessel gleiten und lachte aufgeräumt. „Also, Mr. Adams, ich las, wie gesagt, Ihre Anzeige und dachte mir, da kannst du einmal vorbeischauen. Wer weiß, was dahintersteckt. Wenn man es richtig nimmt, versprechen Sie ja nicht gerade wenig."
„Es kommt auf den Maßstab an, den Sie anlegen. Womit kann ich Ihnen dienen, Mr. Weiss?"
„Ja, wie soll ich mich ausdrücken? Zunächst ist mein Besuch natürlich rein informatorisch, Sie verstehen ... Ich bin gut im Geschäft. Ich lebe und lasse leben. Aber ich bin neugierig auf jeden Fortschritt. Es könnte ja sein, daß ich etwas verpasse, wenn ich Sie nicht aufsuche, nicht wahr?"
„Das könnte sehr gut sein. Ich möchte sagen, jeder, der nicht die GCC aufsucht, verpaßt irgend etwas."
„Gut! Sehr gut! Ein netter Slogan!"
„Sagen Sie mir, was Sie brauchen!" sagte Adams gelassen. Sowenig er die Art seines Besuchers schätzte, so wenig ließ er sich von ihr beeindrucken.
„Ja, was brauche ich?" überlegte Weiss. „Ich habe da ein Objekt in Colorado an der Hand. Das wäre vielleicht etwas für Sie. Verstehen Sie etwas von Kraftwerken?"
„Von Atomkraftwerken?"
„Nein, Wasser! Ganz konventionelles Wasser. Elektrizität durch gestautes Wasser. Sagen Sie jetzt nicht, daß das zu konservativ ist!"
„Ich werde mich hüten. Sie bauen also ein Wasserkraftwerk?"
„Ja, am Oberlauf des Arkansas, in der Nähe von Cripple Creek. Das heißt, ich baue es natürlich nicht. Meine Firma legt aber Wert darauf, den Auftrag zu bekommen."
„Sie benötigen also eine günstigere Kalkulationsbasis, um konkurrenzfähig zu sein?"
„Nicht direkt, Mr. Adams. Unser Angebot läuft bereits, und ich möchte sagen, wir haben die besten Chancen. Schließlich sind wir führend auf diesem Gebiet. Doch rein informatorisch interessiert es mich, ob Sie vielleicht noch etwas in petto haben, was uns darüber hinaus helfen könnte. Ich möchte Sie kennenlernen, verstehen Sie. Ich möchte wissen, wer die GCC ist und was sie ist. Eventuell kommen wir dann später einmal ins Geschäft. Sicherlich wird Ihnen ein solcher Kontakt ebenfalls sehr angenehm sein, denn Sie als neue Firma müssen natürlich sehen, bekannt zu werden und Beziehungen anzuknüpfen. Sie sind in dieser Beziehung gut bei uns aufgehoben."
Homer G. Adams verzichtete gern auf derartige Belehrungen. Aber er machte gute Miene zum Spiel. Er machte sie um so lieber, als ihn die Erfahrung gelehrt hatte, daß solche Aufschneider wie Abraham Weiss die Hilfe am nötigsten brauchten.
„Sie sagen das, was ich denke, Mr. Weiss", erklärte er daher freundlich und hielt animierend eine Kiste Zigarren hoch. „Bitte, rauchen Sie! Und sprechen Sie weiter. Es hätte keinen Sinn, Ihnen zu verhehlen, daß wir eine völlig neue Firma sind, die sich ihre Beziehungen erst schaffen muß. Um so mehr bin ich erfreut, Sie heute früh schon als meinen ersten Besucher begrüßen zu können. Doch reden Sie weiter. Ihr Beispiel ist sehr interessant. Der Bau von Elektrizitätswerken auf der Basis der mechanischen Wasserkraft ist zwar etwas konservativ, aber ich bin überzeugt, daß sich auch für die Zukunft noch sehr viel daraus machen läßt. Die Atomkraft ist zwar eine billige Konkurrenz, doch letzten Endes bleibt alles nur eine Kostenfrage. Und gerade in dieser Hinsicht könnte ich Ihnen verlockende Angebote und Vorschläge machen."
Adams hatte während seiner langen Rede den Gast nicht aus den Augen gelassen. Und er hatte ein verdächtiges Zucken in dem fleischigen Gesicht gesehen. Abraham Weiss mußte jetzt langsam aus seiner Reserve herauskommen, denn er wollte entschieden mehr als nur einen informatorischen Besuch machen.
„Verzeihen Sie die offene Frage, Mr. Adams! Ihrem Reden nach sind Sie auf dem genannten Gebiet spezialisiert …"
„Wir sind auf den meisten Gebieten spezialisiert. Das ist unsere Stärke. Sehen Sie, wer in seinen Anzeigen viel verspricht, der muß auch viel halten. Sonst sollte er eine derartige Firma erst gar nicht ins Leben rufen. Doch zurück zu Ihrem Projekt. Soweit meine Informationen reichen, haben Sie auf jeden Fall alle Mitbewerber zu fürchten, die auf der Atombasis ihre Angebote machen. Der Bau von Wasserkraftwerken ist heute - vor allem in gebirgiger Gegend - so kostspielig, daß Sie nur wenig Chancen haben dürften. Die Unterhaltung eines Wasserkraftwerkes dagegen ist heute noch billiger. Sie hätten also in dem Augenblick gewonnen, wo Sie den Bau selbst etwa zum gleichen Preis wie die Konkurrenz
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