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0006 - Ich stürmte das graue Haus

0006 - Ich stürmte das graue Haus

Titel: 0006 - Ich stürmte das graue Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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einem guten Jahr wie mit einem betäubenden Keulenschlag auf ihn niedersauste.
    Er erhielt einen Brief, einen gewöhnlichen Brief auf billigem Automatenpapier ohne Absender und ohne Anrede, geschrieben mit einer Schreibmaschine und ohne Unterschrift.
    Der Brief schilderte jede Einzelheit des Überfalls vor fünfzehn Jahren. Er nannte die Modelle der benutzen Waffen, und beschrieb die Art der Strumpfmasken. Und zum Schluß verlangte der unbekannte Schreiber Geld, andernfalls würde er eine Mitteilung an die Polizei senden.
    Landy sah alles zusammenbrechen, was er aufgebaut hatte. Er zahlte, und von diesem Augenblick an war es mit seiner Ruhe vorbei. Immer wieder, in Abständen von ungefähr drei Monaten, kam ein Brief mit neuen Forderungen. Die Briefe wurden kürzer, die Drohungen härter. »Es kann sein, daß, wenn Sie nicht zahlen, wir nicht die Polizei benachrichtigen, sondern eine besondere Art der Bestrafung für Sie wählen«, lautete es einmal, und Landy wußte, daß damit der Tod gemeint war.
    ***
    Der kleine dicke Mann war restlos erschöpft, als er endlich mit dieser Story fertig war, aber wir konnten ihn nicht in Ruhe lassen.
    »Auf welche Weise mußten Sie das Geld überreichen?« fragte Mr. High.
    »Immer an einer bestimmten Stelle um zwei Uhr nachts. Ich hatte am Straßenrand zu stehen, einen Umschlag mit dem Geld und dem mir geschrieben Brief in der Hand. Dann fuhr ein geschlossener Wagen vor. Wenn er nahe genug heran war, wurde ich durch den Schein einer starken Taschenlampe geblendet, eine Hand entriß mir das Kuvert, und der Wagen fuhr davon. Ich mußte immer so stehen, daß das Auto um die nächste Straßenecke biegen konnte, bevor sich meine Augen von der Blendung erholt hatten. Ich konnte nicht einmal erkennen, von welcher Marke das Fahrzeug war.«
    »Sind Sie nie auf die Idee gekommen, daß Ihr ehemaliger Kumpan Brandy hinter dieser Erpressung stecken mußte? Nur er wußte doch so genau über die Einzelheiten Bescheid.«
    Landy nickte. »Ich dachte sofort daran, und einmal habe ich versucht, mit ihm zu sprechen. Als der Wagen anrollte, zog ich die Hand mit dem Umschlag zurück und sagte in den Schein der Lampe hinein: ›Das ist meine letzte Zahlung, Brandy. Vergiß nicht, daß, wenn du mich anzeigst, du mit hineinrutschst. ‹«
    »Wie reagierten sie?«
    »Überhaupt nicht. Eine Stimme schrie: ›Her mit dem Kuvert!‹ Ich übergab es. Beim nächstenmal erhielt ich dann das Schreiben, in dem sie mir mitteilten, sie würden mich bei einer Weigerung töten.«
    Mr. High blickte mich an, ob ich noch Fragen zu stellen hätte. Ich schüttelte den Kopf.
    »Mr. Landy«, sagte er, »Sie werden einsehen, daß es für Sie besser ist, wenn wir Sie hierbehalten. Wir könnten draußen für Ihre Sicherheit keine Garantie übernehmen. Sind Sie einverstanden?«
    Er nickte stumm.
    »Haben Sie Wünsche? Sie sind vorläufig Untersuchungsgefangener und können jeden persönlichen Wunsch äußern.«
    »Bitte benachrichtigen Sie meine Frau«, antwortete er leise, »aber schonen Sie sie.«
    »Das ist selbstverständlich«, antwortete Mr. High. »Ich lasse Sie jetzt in Ihre Zelle zurückbringen.«
    Er gab dem Beamten an der Tür ein Zeichen. Landy wurde abgeführt. »Jetzt müssen wir wohl nach jenem Brandy suchen«, sagte der Chef, sobald sich die Tür hinter unserem Gefangenen geschlossen hatte.
    Phil tat den Mund auf. »Das scheint ein Junge von einer anderen Sorte zu sein als Landy und Ruster, einer von denen, die das Verbrechen zum Beruf machen.«
    »Sieht so aus. Wir werden John Landy in den Projektionsraum setzen. Vielleicht findet sich dieser Brandy in unserer Sammlung, wenn Miss Littlefield und der Portier den Gelbhäutigen nicht entdeckt haben.«
    »Hoppla«, rief ich, »ich war nahe daran, etwas zu vergessen.«
    Ich nahm die Brieftasche heraus, die ich dem Toten abgenommen hatte, und blätterte sie auseinander. Vierhundertsiebzig Dollar waren darin, ein Familienbild mit Großmutter, Großvater und einer ganzen Generation bis zum Wickelkind. Dann noch ein italienischer Paß, der auf den Namen Antonio Loccatelli ausgestellt war. Das Bild zeigte den Gelbhäutigen.
    Mr. High blätterte den Paß durch.
    »Kein Stempel von der Einwanderungsbehörde, nur ein längst abgelaufenes Besuchsvisum, des amerikanischen Konsulats in Neapel, ein illegaler Einwanderer also. Damit wird es sehr schwierig, herauszubekommen, zu wem er in Beziehung stand.«
    »Brandy zu finden und die Verbindungen des Toten innerhalb New Yorks

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