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0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder

0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder

Titel: 0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder
Autoren: Delfried Kaufmann
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machen brauchte, da der Zugverkehr davon nicht berührt würde. Dann telefonierte ich mit der Polizei.
    »Ich brauche zwei Kriminalbeamte in Zivil«, sagte ich, nachdem ich mich vorgestellt hatte. »Schicken Sie Ihre besten Leute zum Bahnhof, in das Büro des Chefs. Es schadet nichts, wenn Sie sich so herrichten, daß man sie für Reisende halten könnte. Ich warte hier.«
    Zwanzig Minuten später erschienen zwei Leute, kräftige, untersetzte Gestalten. Es schienen geschickte Jungen zu sein, denn sie trafen in Abständen von ein paar Minuten ein, und der eine trug einen Koffer, der andere zwei Aktentaschen. Sie nannten ihre Namen und fragten, was zu tun sei.
    »Charles Beggar, ein Gangster, ist der Bursche, den Sie nicht aus den Augen lassen dürfen, ein großer, junger schwarzhaariger Kerl. Sie erkennen ihn sofort. Er besteigt um sechs Uhr den Frühzug nach Chicago. Sobald er im Zug ist, ist der Fall für euch erledigt. Hier, der Stationsvorsteher wird euch zwei Fahrkarten geben, damit nichts an der Echtheit fehlt. Gehen Sie nicht gleichzeitig in den Warteraum.«
    Sie erhielten die Fahrkarten und verkrümelten sich in Abständen. Phil konnte seinen Posten verlassen.
    ***
    Der Sechsuhrzug von New York nach Chicago ist ein gewöhnlicher D-Zug. Charles Beggar ging früh auf den Bahnhof. Seine beiden Schatten folgten ihm in der entsprechend vorsichtigen Weise. Als der Zug einlief, hatten sich nicht wenige Reisende versammelt. Beggar stieg in einen der letzten Waggons. Einer der Kriminalbeamten drängte sich unmittelbar nach ihm durch den Einstieg, der andere benutzte die nächste Tür.
    Der Lautsprecher blökte: »Vorsicht! Zurücktreten! Zug fährt ab.« Die Lokomotive pfiff, ruckte an, rollte.
    »So«, sagte ich zu Phil, sobald der Zug fuhr, »es kann losgehen.«
    Wie bitte? Ach so, Sie wollen wissen, wie wir in den Zug gekommen sind. Sie kennen doch die großen Blechkästen, in denen die Post ihre Pakete per Bahn befördert. Die Blechkästen werden mit einem Hubstapler in den ersten Waggon, den Postbahnwagen, gehoben. Für einen Mann ist Platz genug in einem solchen Ding, und Phil und ich hatten je eins für uns beschlagnahmt. Über uns lagen zur Tarnung ein paar leichte Pakete, und so gelangten wir ungesehen in den Zug. Wir mußten ja damit rechnen, daß Beggars Auftraggeber am Fenster stand, und wenn er den toten Jerry Cotton hätte einsteigen sehen, dann wäre unser schöner Plan geplatzt.
    Die Postbeamten in dem Paketwagen staunten nicht schlecht, als wir aus den Transportkästen krabbelten.
    »Nur Ruhe, Freunde«, sagte ich. »Das ist kein neuer Posträuber, sondern wir möchten nur einen guten Freund überraschen. Schließt mal die Verbindungstür zum Zug auf.«
    Eine Minute später standen wir auf dem Gang des ersten Wagens. Ich sah, wie Phil unter die Achsel griff, um zu prüfen, wie locker der Revolver saß.
    Langsam schlenderten wir den Gang entlang und warfen einen Blick in jedes Abteil, in dem die Leute teils noch schliefen. Ungefähr in der Mitte entdeckte ich einen Kriminalisten aus Crosh. Ich schob die Tür auf. Er erhob sich, kam zu mir und flüsterte: »Er sitzt vier Abteile weiter allein mit einem Mann. Mein Kollege sitzt in dem Abteil dahinter.« Dann setzte er sich wieder. Ich zog die Schiebetür zu.
    »Vier Abteile«, sagte ich zu Phil. »Geh bis ans Ende des Waggons, damit wir ihn notfalls in die Zange nehmen können. Ich gehe zurück. Vom stehen zwei Leute auf dem Gang. Sie müssen in die Abteile, damit es kein Unglück gibt, falls geschossen werden sollte. Zeig den Rücken, wenn du an seinem Abteil vorbeigehst.«
    Phil nickte und schob sich vorwärts. Ich ging zurück. Die beiden Leute auf dem Gang waren ein Mann und eine Frau.
    »Gehen Sie bitte in Ihre Abteile«, forderte ich sie auf.
    »Warum?« fragte der Mann stirnrunzelnd.
    Ich zeigte den Ausweis. »FBI. Fragen Sie nicht groß. Es ist besser.«
    Sie erschraken und gingen sofort.
    Ich drehte mich um, legte die Rechte an den Griff des Revolvers in der Halfter. Es war soweit. Am Ende des Waggons stand Phil, ebenfalls eine Hand in der Brusttasche versenkt. Ich nickte ihm zu und setzte mich in Bewegung.
    Ich hatte kaum zwei Schritte getan, als in der Wagenmitte eine Tür aufgeschoben wurde. Sekundenlang dachte ich, daß irgendein harmloser Passagier herauskäme, aber dann war es ein schmaler Mann mit spärlichem blondem Haar. Er sah mich. In seinem Gesicht malte sich erst Staunen, dann maßlose Wut. Seine Hand fuhr in das Innere seines
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