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0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder

0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder

Titel: 0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder
Autoren: Delfried Kaufmann
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Kraft den schlitternden Wagen auf der Straße. Ungefähr an der richtigen Stelle kam ich zum Stehen. Ich sprang heraus, lief um das Auto an die Böschung und rief: »Liane!«
    Ich erhielt keine Antwort, aber ich sah etwas Helles zwischen den Büschen schimmern und raste abwärts.
    Erfreulich sah das Mädchen im Augenblick nicht gerade aus. Sie hatte ein paar Schrammen im Gesicht, aber sie lebte, wenn sie sich auch nicht rührte.
    Eine halbe Minute lang war ich unschlüssig. Ich hatte verdammt nicht wenig Lust, einfach anzunehmen, Liane würde sich von selber erholen, um mich frohen Mutes wieder an die Verfolgung des Ford machen zu können. Aber dann sah ich ein, daß das nicht ging. Das Mädchen konnte sich innerliche Verletzungen zugezogen haben, und je schneller es in die Hände eines Arztes gelangte, desto besser war es.
    Ich packte mir Liane auf die Schulter. Das war einhändig nicht ganz einfach. So schnell ich vermochte, verfrachtete ich sie im Fond des Lincoln, gab Gas und fuhr weiter.
    Erst nach zehn Minuten erblickte ich eine Familie, bestehend aus einem dicken Mann, einer dicken Frau und drei dicken Kindern, die sich einen Picknickplatz unter einem Baum aufgebaut hatten und, ohne einen Blick für die Natur, dabei waren, ihre mitgebrachten Vorräte zu vertilgen.
    Der Mann vergaß, ein gebratenes Hühnerbein zum Mund zu führen, als ich, blutig und verdreckt, aus dem Lincoln stieg. Die dicke Frau stieß einen schrillen Schrei aus, und die drei Gören starrten mich mit offenem Mund an.
    »Es ist ein Verbrechen geschehen«, sagte ich knapp. »In meinem Wagen liegt eine verletzte Frau. Fahren Sie sie so schnell wie möglich in ein Krankenhaus, und rufen Sie dann das FBI-Hauptquartier an, in welches Krankenhaus Sie sie gefahren haben. Ich brauche Ihren Wagen.«
    »Wie?« stotterte er. »Sie wollen meinen Wagen haben? Aber das geht doch nicht.«
    »Selbstverständlich geht das.« Ich schnauzte ihn an. »Ich bin FBI-Beamter. Geben Sie den Schlüssel her!«
    Er grabbelte bereitwillig in seiner Hosentasche und reichte mir die Autoschlüssel.
    »Ich beeile mich, daß die Frau in ein Krankenhaus kommt.«
    Er erhob sich und ging zu meinem Lincoln.
    Ich fuhr mit dem Wagen des Dicken weiter. Endlich traf ich einen Cop, aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon zwei Kreuzungen passiert und fuhr mitten im Strom der von Chicago heimkehrenden Wagen.
    Ich verständigte mich schnell mit dem Polizisten. Er übernahm das Steuer und fuhr mich zum nächsten Gasthaus.
    Ich telefonierte mit dem FBI-Hauptquartier. Der Kollege, den ich an die Strippe bekam, hieß Freddey, und er kapierte rasch. Ich konnte mich darauf verlassen, daß er die Beschreibung des schwarzen Ford sofort an die Streifenwagen durchgab. Auch die Nummer konnte ich ihm nennen.
    »Wenn Sie mich jetzt nach Chicago fahren würden, wäre ich dankbar«, sagte ich nach dem Telefonat zu dem Cop.
    Er musterte mich. »Wollen Sie nicht lieber erst zum Arzt, Sir?« fragte er.
    »Bis Chicago halte ich schon noch durch.«
    Zwei Stunden später — der Cop fuhr wohl aus Besorgnis um mich reichlich langsam — hielten wir vor dem Hauptquartier des Chicagoer FBI. Ich verlangte Freddey zu sprechen, und ein Kollege brachte mich hin.
    Freddey war ein Mann in meinem Alter.
    »Hallo«, sagte er nur, als ich sein Büro betrat und mich wortlos in einen Sessel fallen ließ. Er nahm den Hörer seines Telefons ab, wählte eine Nummer, nannte seinen Namen und sagte: »Kommen Sie gleich her, Doc. Wir haben einen Burschen hier, den Sie verarzten müssen.«
    Dann stand er auf, holte aus dem Wandschrank eine Flasche und goß mir ein halbes Wasserglas voll ein.
    »Kein Soda?« fragte er.
    »Kein Soda!«
    Der Whisky tat gut. Freddey steckte mir eine Zigarette zwischen die Lippen.
    »Wußte gar nicht, daß Sie sich in unseren Gefilden herumtreiben, Cotton. Gute Jagd gehabt?«
    Ich grinste schwach. »Gutes Wild abgegeben!«
    »Hinter wem sind Sie her«
    »Hinter dem Eisenbahn-Mörder, aber das ist wechselseitig. Er ist ebenso hinter mir her.«
    Freddey sprang elektrisiert hoch. »Der Eisenbahn-Mörder! Ist er in Chicago?«
    »Er war hier, machte einen Ausflug zum Michigansee. Ob er davon allerdings zurückgekehrt ist, weiß ich nicht.«
    »Können wir nicht etwas tun?«
    »Ich wüßte nicht was. Wenn Ihre Leute den schwarzen Ford finden, können Sie ihn vielleicht fassen, aber ich glaube nicht, daß er dumm genug ist, ihn lange zu benutzen.«
    Der Arzt kam. Er musterte mich flüchtig durch seine
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