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0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

Titel: 0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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der Kapitän.
    Über das Deck trappelten die Füße der aufgescheuchten Matrosen. Petitpierre und Lockwell stürzten die Brückenleiter hinunter. Am Heck des Schiffes flackerte es rot auf. In den Explosionsqualm mischte sich grüngelblicher Rauch.
    Es war ein sekundenlanges Durcheinander von schreienden Männerstimmen und dem Knattern der ausbrechenden Flammen, aber dann hörte ich ein anderes Geräusch durch den Lärm: das summende Brummen eines schweren Motors, das sich mit großer Geschwindigkeit zu nähern schien. Sekundenlang glaubte ich einen schmalen, schnittigen Schatten durch den roten Widerschein schneiden zu sehen, den die noch zögernden Flammen auf das Wasser spiegelten. Das Summen der Hornisse wurde ganz laut und brach schlagartig ab. Ich sah etwas sich geschmeidig an den Leib der »Marguerite« schmiegen und wußte: sie waren da.
    Auf mit dem Geigenkasten, ’raus mit der M. P. Ein Magazin stopfte ich in die Hosentasche, das andere stieß ich schon während des Laufes in den Schaft.
    Ich sauste die Leiter hinunter, verlor den Halt bei den letzten acht oder zehn Stufen und stürzte auf Deck, kollerte ein Stück gegen eine Wand, denn die »Marguerite« lag jetzt schon beachtlich schräg.
    Ich sprang auf die Füße, schlitterte über das Deck zur Steuerbordseite, wo das Motorboot sich an unserer Flanke rieb.
    Hallo, da waren sie. Ein, zwei, drei, vier vermummte Gestalten in hohen, weißen Kapuzen, die zielsicher der Kapitänskajüte zustrebten. Gegen die Neigung des Decks gingen sie an wie Bergsteiger auf einem Gebirgspfad.
    Ich brauchte nur einen davon, um dem »Mississippi-Piraten« das Handwerk zu legen. Ich nahm die Maschinenpistole an die Hüfte.
    »Hände hoch!« schrie ich durch das immer lauter werdende Knattern des Feuers.
    Die vier Männer, die wie Geister aussahen in ihren albernen, aber traditionsschwangeren Aufzügen, blieben wie erstarrt stehen. Ich sah, wie einem die Hand hochzuckte und zog durch. Eine Serie spritzte vor ihnen in den Decksboden, daß die Holzsplitter flogen. Die Hand sank zurück, und dann krochen insgesamt acht Arme über vier weiße Kapuzen hoch.
    Na also. Vorsichtig ging ich auf sie zu. Ich war fast bei ihnen, war fast so nah, daß ich dem ersten die weiße Kapuze vom Kopf hätte reißen können, als sich das Deck des Frachters mit einem Ruck auf ungefähr fünfundvierzig Grad schräg legte. Wie auf einer Rutschbahn sausten wir alle fünf gegen steuerbord. (Später stellte sich heraus, daß in diesem Augenblick eine der schweren Maschinen, die die »Marguerite« geladen hatte, sich aus ihrer Verzurrung gelöst haben mußte und nach Steuerbord rutschte, die Schiffswand halb durchschlug und dadurch die plötzliche Neigung auslöste.)
    Ich wartete darauf, daß das Wasser des Mississippi über mir zusammenschlagen würde, aber ich fand einen Halt an der niedrigen Reling. — Ich kann Ihnen nur schwer beschreiben, in welcher Situation ich mich befand. Ich lag bäuchlings auf dem Messinggestänge, das bei Normallage des Schiffes die stehenden Passagiere davon abhalten soll, über Bord zu fallen. Frachter haben solche Relingen übrigens nur an wenigen Stellen, und so waren meine Kapuzenmänner samt und sonders über Bord gegangen.
    Als ich den Kopf schüttelte und wieder Sinneswahrnehmungen mein Gehirn erreichten, hörte ich durch den anderen Lärm hindurch, daß die Hornisse wieder brummte. Das Piratenboot hatte rechtzeitig, wahrscheinlich bei meiner Schußserie, von der Seite des Frachters abgelegt. Ich sah den schwarzen Kahn im zuckenden Flammenschein. Zwei der über Bord gegangenen Bandenmitglieder waren schon herausgezogen. Ein dritter berührte fast die Bordwand, der vierte war noch ziemlich weit entfernt. Wenn ich recht zählte, befanden sich zwei Weißvermummte im Wasser und insgesamt fünf im Schiff, wovon zwei bemüht waren, die noch Schwimmenden hereinzuzerren, einer stand am Steuer, einer im Heck.
    Die Maschinenpistole hatte ich bei der Rutschpartie über Deck festgehalten. Ich schob sie mir zurecht und rührte zum zweiten Male am Abzug.
    Durch das hackende Bellen der Waffe hörte ich das klackernde Geräusch, mit dem die Kugeln gegen den Schiffsleib schlugen.
    Der Mann am Heck riß die Arme hoch. Es bellte vom Piratenboot aus genau so zurück, wie ich hingebellt hatte. Sein Feuer lag nicht schlecht, und für einen Sekundenbruchteil kniff ich unwillkürlich die Augen zu, als es um mich herum zu klackern, zu spritzen, zu fauchen begann.
    Ich töte nicht gern, aber

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