0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten
Wasser den Heckbrand erreichte und löschte, sich aber gleichzeitig über dem Schiff schloß, das außer einer echten Ladung ein paar Kisten mit Ziegelsteinen an Bord gehabt hatte, die als Schmuck- und Perlenkisten deklariert und versichert waren.
***
Ans Ufer zu gelangen, war nicht sonderlich schwer, obwohl die Dunkelheit jetzt wieder wie eine Mauer über dem Fluß lag. Wie ein Hund patschte ich, als ich Boden faßte, durch Schilf und Wasserpflanzen aufs Trockene.
Sobald ich mir das Wasser notdürftig aus dem Pelz geschüttelt hatte, begann ich zu rufen. Sehr nahe antworteten zwei Stimmen, und wir arbeiteten uns, immer wieder rufend, aneinander heran. Es waren Petitpierre und sein Steuermann Lockwell, beide so naß wie ich.
»Fein, daß Sie noch leben«, sagte der Kapitän. »Meine Mannschaft und ich gingen gleich über Bord, als wir sahen, daß es keinen Zweck mehr hatte. Sie ließen sich noch auf ein Feuergefecht mit den Piraten ein, wenn ich recht gehört habe? Dachte nicht, daß Sie mit heiler Haut davongekommen seien.«
»Erwischten Sie einen?« erkundigte sich Lockwell. »Ich hörte einen Schrei!«
»Ja, einer starb wahrscheinlich, aber nicht ich erschoß ihn. Sein eigener Chef machte ihn stumm, als er in seiner Angst anfing, Namen zu schreien.«
Die beiden Schiffer schwiegen einen Augenblick lang. »Verrückte Hunde«, murmelte Petitpierre.
»Na ja«, stellte ich mißmutig fest, »das ist schiefgelaufen, Kapitän, und für den Augenblick ist es wohl wichtiger, daß wir ins Trockene kommen. Wo sind Ihre Leute?«
»Sie hocken ein Stück weiter Flußauf auf einem Klumpen und zittern gemeinsam.«
Der Steuermann unterbrach energisch. »Horchen Sie mal! Da kommt ein Boot!«
Tatsächlich näherte sich das Geräusch eines starken Motors.
»Ob sie zurückkommen?« fragte Lockwell, und seine Stimme bebte ein wenig.
»Keine Angst«, sagte ich. »Das ist ein anderes Schiff. Da wir kein Feuer machen können, sind wir aufs Brüllen angewiesen. Also los!«
Wir begannen zu rufen. Eine knappe Meile weiter oben schrien auch Stimmen. Es waren die Matrosen der »Marguerite«. Vom Fluß her begann ein Scheinwerfer das Ufer abzutasten.
»Wenn sie es nun doch sind«, sagte der Steuermann und trat vorsichtig einen Schritt zurück.
Ich hatte keine Bedenken. Ich rief und winkte heftig, und Petitpierre folgte meinem Beispiel. Endlich packte uns der Lichtstrahl, ließ uns nicht mehr los. Das Motorboot näherte sich dem Ufer mit gedrosselter Kraft.
Als sie nahe genug heran waren, um Einzelheiten zu erkennen, hörte ich Anthony Beeks Stimme rufen:
»By Jove, das ist Cotton. Und er ist naß wie eine Katze!«
»Genau!« brüllte ich zurück. »Und ich hoffe, Sie haben einen wärmenden Schluck an Bord!«
Trotz des geringen Tiefganges der »X 3« konnten sie nicht unmittelbar bis ans Ufer heran. Es blieb uns nichts übrig, als noch einmal ins Wässer zu steigen. Helfende Hände zogen uns an Bord. Beek patschte mir auf meinen nassen Rücken.
»Erfreut, Ihnen behilflich gewesen zu sein«, begrüßte er mich nicht ohne Spott. »Wir sahen den Flammenschein und dachten uns, unsere Gegenwart könnte erwünscht sein.«
»Etwas weiter ’rauf sitzen noch fünf, Beek. Bekommen Sie die auch noch in Ihren Kahn?«
Er sog die Luft durch die Zähne. »Habe sie schon schreien gehört. Etwas reichlich, aber wenn wir alle schön stillsitzen, geht’s sicherlich.«
Eine Viertelstunde später war die »X 3« hoffnungslos überladen, lag bis zum Bordrand im Wasser und tuckerte vorsichtig quer über den Fluß nach Basqueville. Die Leute wagten nicht, sich zu rühren, aber das Zittern der Kälteschauer konnten sie nicht unterdrücken.
Die Stadt lag so verschlafen wie immer. Niemand schien den Schein des Brandes auf der »Marguerite« wahrgenommen zu haben, und das war eigentlich nicht einmal erstaunlich, wenn man die Entfernung berücksichtigte.
Während wir den Weg zum Hotel einschlugen, fragte ich Beek:
»Ich wundere mich, daß Sheriff Legrams Patrouille das Feuer nicht gesehen und die Schüsse nicht gehört hat. Die Sache passierte doch in ihrem Bezirk.«
Beek lachte sein frisches Jungenlachen. »Die Patrouille ist doch geplatzt, Mr. Cotton, seitdem Sie ihnen zeigten, wie der Ernst einer Gangsterjagd aussieht.«
Wir trommelten den Wirt des kleinen Hotels aus dem Bett. Er war einigermaßen fassungslos, als er sich einer Meute triefnasser Männer gegenüber sah, aber wir brachten ihn in Trab.
Sein Handtuchvorrat wurde geplündert. Im
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