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0009 - Im Würgegriff der roten Masken

0009 - Im Würgegriff der roten Masken

Titel: 0009 - Im Würgegriff der roten Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vergingen, da schellte es.
    Tom Harris sprang aus seinem Sessel hoch. »Das wird er sein«, sagte er und ging zur Tür.
    John und die anderen hörten ihn draußen im Flur sprechen. Dann betrat Fletcher die Praxis.
    John hatte Mühe, ein Grinsen zu verbeißen. Selten hatte er einen so kleinen Menschen gesehen. Fletcher war eine Mischung aus Liliputaner und einem normal gewachsenen Mann. Er reichte John Sinclair gerade bis zur Brust.
    Fletcher blieb mitten im Raum stehen. Seine übergroße Nase glühte rot. »Was ist denn hier los?« muffelte er. »Versammlung?«
    »Setzen Sie sich erst einmal«, meinte der Arzt. »Ich werde Ihnen dann alles erklären.«
    »Das hoffe ich auch.« Der Küster nahm Platz. Er war eine Sitzgröße. Im Sessel wirkte er gar nicht mal so klein. Seine Unterlagen, eine dicke Mappe, hatte er auf seinem Schoß drapiert. Mit seinen lustig blinzelnden Augen sah er sich um. »Ich warte, Gentlemen.«
    Tom Harris stellte John und Suko vor. Gloria kannte er ja.
    Der Küster konnte sich eine Bemerkung nicht verkneifen. »Wenn dein Vater hört, daß du so lange bei einem Mann bist, gibt es Ärger«, prophezeite er. Gleichzeitig schielte er auf die Whiskyflasche. Tom verstand den Blick und kippte einen Dreifachen ein.
    Der Küster trank das Glas mit einem Zug leer. »Das tat gut«, sagte er und leckte sich die Lippen. Einen zweiten Schluck bekam er vorerst nicht, dafür mußte er berichten.
    Präzise stellte Tom Harris seine Fragen über die Vergangenheit des Ortes. Und er kam auch auf die düstere Zeit zu sprechen, die Calgary heimgesucht hatte.
    »Ja«, erzählte der Küster. »Hier sollen tatsächlich einmal vier Vampire gelebt haben. Wie die Chronik berichtet, waren es Brüder. Sie hausten in einem Haus mitten im Sumpf. Es steht heute noch, ist aber verfallen. Sogar die Reste eines alten Räucherturms sind noch vorhanden. Aber jetzt zu den Vampiren. Jahrelang trieben sie ihr Unwesen, terrorisierten die Menschen und setzten sie unter Druck. Immer wieder verlangten sie nach jungen Mädchen, und sie wurden ihnen auch gebracht. Selbst die Priester hatten keine Chance gegen die verdammten Blutsauger. Sogar Hexenmeister kamen angereist, doch sie mußten unverrichteter Dinge wieder abziehen, denn immer, wenn es für die Vampire gefährlich wurde, verschwanden sie im Moor. Sie kannten dort jeden Weg und Steg.«
    John unterbrach den Küster. »Woher kamen die Vampire?«
    »Der Sage nach aus einem anderen Erdteil. Aus Ägypten. Aber wie gesagt, das erzählt die Legende. Ob es stimmt, weiß ich nicht. Angeblich sollen sie dort einem großen Dämon gedient haben, dessen Namen ich allerdings nicht kenne.«
    »Wie sind die Vampire umgekommen?« fragte John.
    »Gar nicht. Sie waren auf einmal verschwunden. Es hieß, daß sie sich ihre Gräber auf dem Teufelshügel gesucht hätten, denn der Flecken Erde war ein Ort des Bösen. Dort wurden Verbrecher und Mörder gehenkt, deren schwarze Seelen anschließend immer noch herumspukten. Aber das ist Legende, wie meines Erachtens auch die Existenz der Vampire.«
    »Ist überliefert worden, wie sie aussehen?«
    »Ja. Sie trugen rote Halbmasken!«
    Gloria schrie auf. »Das sind sie, mein Gott!«
    Der Küster drehte den Kopf. »Was sagst du da? Wer sind sie?«
    »Nichts, nichts«, unterbrach John den Mann. »Erzählen Sie ruhig weiter. Die Masken – hatten sie irgendeine Bedeutung?«
    »Und ob. Man sagte den Vampiren nach, daß dieser Dämon damals im alten Ägypten ihnen die Hirnschale samt Inhalt entfernt habe, um die Untoten in seine Abhängigkeit zu bringen. Sie mußten schrecklich ausgesehen haben. Deshalb auch die Masken.« Der Küster grinste. »Bekomme ich noch einen Schluck?«
    Tom Harris erbarmte sich. Er kippte Fletcher das Glas wieder voll. Abermals leerte er es in einem Zug. »Wenn Sie Details haben wollen, dann müßte ich in meinem Buch nachlesen. Dort habe ich sogar Aussagen verewigt. Meine Vorgänger haben vieles aufgeschrieben, was heute in Vergessenheit geraten ist.«
    »Mich wunderte es nur, daß die Vampire so einfach aufgegeben haben«, sagte John.
    Der Küster schüttelte den Kopf. Die wenigen grauen Haare flogen dabei hin und her. »Sie haben nicht einfach aufgegeben.«
    »Wieso?«
    »Die Menschen aus der Gegend hatten Mut gefaßt. Sie rotteten sich zusammen. Ihr Anführer war Sir William Fletcher, einer meiner Vorgänger. Er war Bischof und Edelmann zugleich, sehr gottesfürchtig, aber auch sehr streng. Er hatte sich schon als Inquisitor einen Namen

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