0009 - Im Würgegriff der roten Masken
Klauen dieses mörderischen Vampirs befanden…
***
Bella Stanfords Erstarrung löste sich. Mit einem irren Schrei auf den Lippen sprang sie auf die Falltür zu, wollte sehen, wer Jim Read in die Tiefe gezerrt hatte.
Dunkelheit gähnte ihr entgegen, schreckliche Geräusche drangen an ihre Ohren.
Stöhnen, Keuchen, Knurren!
Erkennen konnte sie nichts. Nicht einmal schattenhafte Umrisse sah sie, doch die Geräusche brachten sie fast um den Verstand.
»Jim!« Ihre Stimme zitterte, als sie den Namen des Mannes rief. »Bitte, Jim, komm doch zurück…«
Keine Antwort!
Dann ein gurgelndes Geräusch, ein dumpfer Fall.
Stille!
Bella Stanford stand vor dem Rand der Falltür wie angewachsen. Sie schnappte nach Luft, atmete keuchend, und ihre Augen wurden riesengroß vor Entsetzen.
Was spielte sich in der grauenhaften Tiefe ab? Welche Monster lauerten dort? Lebte Jim überhaupt noch?
Bellas Hoffnung verlosch wie eine Kerzenflamme im Wind. Die grausamen Laute, die sie vernommen hatte, sprachen Bände. Jim Read war tot. Daran glaubte sie fest.
Mit zitternden Knien wankte sie zurück. Tränen liefen über ihr geschminktes Gesicht, zogen Rillen in den rötlich schimmernden Puder. Ihre Umgebung nahm sie nur verschwommen wahr. In großen Wolken drang der feuchte Nebel in das Gemäuer.
Und mit ihm kamen die Maskierten.
Lautlos wie Katzen schlichen sie in das verfallene Haus.
Drei waren es insgesamt. Sie verteilten sich an der Tür, starrten aus glühenden Augen auf den gebeugten Rücken der Frau, die sich ihnen Schritt für Schritt näherte und nicht ahnte, wer hinter ihr stand.
Dann legten sich zwei Hände auf ihre Schultern.
Für den Bruchteil einer Sekunde versteifte sich die Frau, wirbelte danach wie ein Kreisel herum.
Die Vampire starrten sie an!
Gräßliche Mäuler verzogen sich zu einem triumphierenden Lächeln. Nadelspitze Vampirzähne wurden gebleckt, fauchender Atem flog der armen Frau entgegen.
Bella bewegte die Lippen. Hilflos schüttelte sie den Kopf. Sie glaubte kaum, was sie mit ihren eigenen Augen zu sehen bekam. Die Panik, die Angst – sie schossen wie eine heiße Lohe in ihr hoch.
In einer instinktiven Bewegung wollte sie sich losreißen, doch die Hände der Maskierten waren wie Klammern.
Eisern hielten sie fest.
Bella spürte die sechs Klauen an ihrem Körper. Die Kälte drang selbst durch den Mantel. Es war keine natürliche Kälte, sondern eine, die aus den Tiefen eines Grabes stammte.
Bella begann zu schreien. »Was wollt ihr von mir? Laßt mich los, ihr verdammten Höllengeschöpfe! Ihr Bestien, ihr…«
Ein Schlag unterbrach ihr Schreien. Bellas Knie gaben nach. Sie wäre zu Boden gefallen, hätten sie die Maskierten nicht festgehalten. Sie schleiften Bella zum Rand der Falltür.
»Bitte nicht!« flehte sie. »Bitte… ich…«
Die Maskierten kannten kein Pardon. Dicht vor der Falltür blieben sie stehen.
Bella Stanford starrte in die dunkle Tiefe. Still war es dort unten.
Jeden Moment erwartete sie, von den Ungeheuern in das Loch gestoßen zu werden.
Das geschah nicht.
Die Zeit verrann.
Sekunden dehnten sich zu Minuten. Sie wurden für Bella Stanford zu einer grausamen Qual.
Was hatten die Vampire mit ihr vor? Weshalb warteten sie noch? Warum stießen sie nicht endlich zu?
Sie ließen sich Zeit, verlängerten Bellas Qual.
Und dann, nach einer ihr unglaublich lang erscheinenden Zeitspanne, vernahm Bella ein Geräusch aus der dunklen Tiefe des Kellers.
Schlurfende Schritte, dann ein hohles Lachen.
Bella begann wieder zu zittern. Kam jetzt der Schreckliche, um sie zu holen? War es der Satan sogar persönlich, der sie mit in die Hölle ziehen wollte? Welche Gefahr lauerte dort unten? Bella fielen in diesen Augenblicken wieder die Geschichten ihrer Kindheit ein. Sie dachte an all die Märchen und Sagen, die ihre Mutter erzählt hatte, und in denen es von Monstern und Vampiren nur so wimmelte.
Gebannt starrte Bella in die Finsternis.
Ein heller Fleck wurde sichtbar.
Ein Gesicht.
Das eines Mannes.
»Jim…«, stöhnte die Frau. »Jim, ich…«
Jim Read kam. Seine Hände packten den Lukenrand. Die Vampire zogen Bella etwas zurück, damit der Mann aus dem Loch klettern konnte. Gewandt zog er sich hoch, schwang die Beine über den Rand und stand.
»Jimmy!« flüsterte Bella. »Jimmy, du lebst?« Ungläubiges Staunen breitete sich auf dem Gesicht der Frau aus. Sie konnte ihr Glück einfach nicht fassen.
Die Maskierten ließen sie los.
Bella blieb auf den Beinen, sah ihrem
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