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001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus

001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus

Titel: 001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Toten hat sich bestätigt. Leider oder Gott sei Dank – es
kommt ganz darauf an, von welcher Warte man es sieht. Dieser Mann wurde von
irgendetwas gebissen. Die Wunde ist tief, und die Halsschlagader wurde genau
getroffen. Im ersten Moment müsste man annehmen, dass er auf diese Weise viel
Blut verloren hat. Aber merkwürdigerweise ist das nicht der Fall. Es ist kein
hoher Blutverlust eingetreten, und der Mann, der da steif und tot vor uns
liegt, dürfte eigentlich gar nicht tot sein ...«
    Kommissar Sarget sah den Polizeiarzt aus großen Augen an. »Wie meinen Sie
das, Doktor?« fragte er mit belegter Stimme.
    »Sehen Sie sich die verkrampfte Haltung des Toten an ... sein verzerrtes
Gesicht ... er sieht so aus, als ob er unter großen Schmerzen gestorben sei.«
    »Dann gibt's nur eine einzige Erklärung dafür: Gift!«
    Dr. Pascal zuckte abermals die Achseln. »Die Vermutung liegt nahe. Doch ich
kann es nicht glauben. Dieses Bild deckt sich nicht mit dem, was wir die ganze
Zeit über von den rätselhaften Bisswunden hörten. Die Personen, die behaupteten,
Opfer von Vampiren zu sein, klagten über große Mattigkeit morgens nach dem
Erwachen. In den umliegenden Ortschaften ist es während der vergangenen sechs
Monate angeblich zu zahlreichen rätselhaften Vorfällen gekommen. Vampire!«
    Der Arzt fasste sich unwillkürlich an die Stirn. Er sagte das Wort Vampire so leise, dass es wie ein Hauch
über seine Lippen kam. »Man sollte es nicht für möglich halten. Ich habe Bilder
von den angeblichen Opfern in Zeitschriften gesehen. Ich hielt sie für
Montagen, für Fälschungen. Aber jetzt dieser Tote, der Biss an seinem Hals, die
Umstände! Zum ersten Mal gibt es etwas Greifbares. Und doch kann ich einfach
nicht daran glauben, dass dahinter das steckt, worüber man hinter vorgehaltener
Hand spricht. Vielleicht hat ein Wahnsinniger nachgeholfen und damit das Bild
zurechtgerückt, es gewissermaßen so gestaltet, wie wir es sehen sollen.«
    Kommissar Sarget fühlte, wie es ihm heiß wurde. Er bemühte sich, seine
sprichwörtliche Ruhe zu bewahren. Doch in seinem Innern brodelte ein Orkan. Er
erörterte mit Dr. Pascal einige Details, ohne zu einem wirklichen Ergebnis zu
kommen.
    Natürlich – die Gerüchte, die im Umlauf waren, durfte man nicht einfach mit
einer Handbewegung beiseite schieben. Anfangs hatte es so ausgesehen, als ob
ein paar Gerüchtemacher am Werk waren, um den Fremdenverkehr in der Gegend zu
beleben. Warum auch nicht?, mochte sich mancher fragen. Die Schotten hatten
Nessie – warum sollte es also in der Umgebung von Maurs, in den dichten
Wäldern, keine Vampire geben?
    Kommissar Sarget äußerte dies scheinbar leichtfertig. Doch dahinter steckte
ein tiefer Sinn. Zum ersten Mal wurde er mit einem Fall konfrontiert, der
deutlich jene Zeichen trug, die er eigentlich nie wahrhaben wollte.
    Er war noch immer in Gedanken versunken, als er längst in seinem Büro saß
und auf den Ermittlungsbericht des Labors wartete. Die Arbeit am Tatort war
abgeschlossen. Der Berufsverkehr flutete schon wieder über die Stellen, wo im
Morgengrauen noch Beamte der Spurensicherung ihre Arbeit verrichtet hatten.
Nichts wies mehr auf die Dinge hin, die sich in dunkler Nacht auf einer
verlassenen Landstraße abgespielt hatten. Der Tote lag im Leichenschauhaus von
Maurs, sein Wagen stand in einem dunklen Hinterhof des Polizeigebäudes.
    Der Kommissar zündete sich eine Zigarre an und sah die Morgenpost durch.
Was er sonst nicht von sich kannte, musste er jetzt mit einem gewissen
Erschrecken feststellen. Er bekam seine Gedanken nicht richtig unter Kontrolle.
War dies ein Zeichen des Älterwerdens? Alles in seinem Kopf drehte sich. In
Gedanken sah er die Wunde am Hals des Toten und konnte sich eines unangenehmen
Gefühls nicht erwehren.
    Ob sich Dr. Pascal vielleicht doch getäuscht hatte? Auch mit einem
Hilfsmittel – einem nachgebildeten Gebiss etwa – konnte man eine solche Wunde
herbeiführen, um den Eindruck eines Vampirbisses zu vermitteln. Fest stand auf
jeden Fall, dass der Tote nicht verblutet war. Das aber hätte man auf Grund des
Bisses in die Halsschlagader annehmen müssen.
    Warum aber war der Mann dann gestorben?
    Da summte die Sprechanlage.
    »Ja?« meldete sich Sarget.
    Der Bericht lag vor. Dies teilte ihm die Laborleitung mit. Dr. Pascals
Assistentin sei mit den Unterlagen auf dem Weg.
    »Merci«, murmelte der Kommissar müde. Er wirkte bleich und unausgeschlafen.
Kein Wunder, da er nur drei Stunden im Bett gelegen

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