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001 - Der Gott aus dem Eis

001 - Der Gott aus dem Eis

Titel: 001 - Der Gott aus dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Taratzen auf seinen Suchtrupp unter allen Umständen vermeiden.
    Sieben Tiere hatten sie bereits an die Bestien verloren. Viel zu viele. Jedes einzelne war unersetzlich, um Waffen, Vorräte und Zeltmaterial zu transportieren. Und um Schwangere und kleine Kinder zu tragen.
    Dafür hatte Sorban ihnen für die Suche nach dem Gott Schneeschuhe überlassen. Sie waren aus Grünholz geflochten und wurden unter die Stiefelsohlen gebunden. So versank man nicht im Schnee. Eine fremde Horde, die an den nördlichen Hängen des Eisgebirges lebte, hatte ihnen diesen Trick gezeigt.
    Baloor ging an der Spitze des Suchtrupps. Seine langstielige Streitaxt trug er über der Schulter. Ihm folgten der Sohn des Häuptlings und Aruula. Beide hatten sich die Fellscheiden mit den großen Schwertern auf den Rücken gebunden.
    Von den drei Kriegern hinter Aruula waren zwei mit Bögen und einer mit Speer samt Speerschleuder bewaffnet.
    Alle waren sie in Felle gehüllt. Alle außer Baloor, der wie immer sein braunes, abgeschabtes Lederzeug trug.
    Der verwaschene Fleck der Sonne stand im Zenit, als sie eine Hochebene erreichten. Von hier aus konnten sie nach Süden in zahlreiche enge Täler und auf einige Hänge und Gletscherausläufer blicken. Der blaue Feuervogel war nirgends zu erkennen.
    »Wir suchen die seitlichen Abhänge der Hochebene ab«, ordnete Baloor an. Er schickte Aruula und Radaan nach Westen und nahm einen der Bogenschützen mit sich zum östlichen Abhang der Hochebene. Die restlichen zwei Krieger wies er an, noch höher aufzusteigen. »Vielleicht entdeckt ihr Sigwaan von dort oben aus«, sagte er.
    Sie trennten sich. Aruula marschierte hinter Radaan her Richtung Westen.
    »Du bist eine mutige Kriegerin, Aruula«, sagte Radaan irgendwann.
    »Und eine schöne dazu.« Er sprach, ohne sich nach ihr umzudrehen.
    Aruula antwortete nicht. Sie hatte schon lange damit gerechnet, dass Radaan um sie werben würde. Seine begehrlichen Blicke, seine anzüglichen Bemerkungen und sein ständiges Bemühen, sich in ihrer Nähe aufzuhalten oder gar mit ihr allein zu sein - niemand in der Horde, dem das nicht aufgefallen wäre. Die anderen Frauen tuschelten schon.
    Aruula fragte sich plötzlich, ob Baloor sie und Radaan bewusst allein losgeschickt hatte. Vielleicht hatten er und der Häuptling längst heimlich beschlossen, dass sie eine der Mütter von Radaans Kindern werden sollte. Womöglich erhofften sie sich, dass sie ein Kind zur Welt brachte, das lauschen konnte.
    »Mein Vater erzählt, dass die meisten Frauen deines Volkes schön gewesen seien«, sagte Radaan. »Und er erzählt, dass sie tapfere Jägerinnen und Kriegerinnen waren.«
    »Das stimmt«, sagte Aruula knapp. Sie sprach nicht gern über ihre Heimat. Die Sehnsucht, die dann regelmäßig in ihr aufstieg, tat weh.
    Radaan war ein wenig jünger als sie selbst. Natürlich erinnerte er sich nicht. Damals, als Sorbans Vater und seine große Horde am Meer auftauchten und sie mitnahmen, hatte Radaan gerade laufen gelernt.
    Aruula selbst entsann sich nur dunkel der Jahre ihrer frühen Kindheit. Doch dass es keine Häuptlinge auf den Inseln gab, sondern Königinnen - und zwar auf jeder Insel eine - das wusste sie noch. Sie wusste auch, dass es dreizehn Inseln waren, auf denen ihr Volk lebte. Und dass es sich daher das »Volk der dreizehn Inseln« nannte.
    »Ich bin der älteste Sohn des Häuptlings«, sagte Radaan. »Bald werde ich die Horde führen.«
    Plötzlich blieb er stehen und drehte sich um. »Jeder wird dich achten, wenn du eine Mutter der Häuptlingskinder bist.«
    Er musterte sie aus grünen Augen. Wie sein Vater hatte Radaan schwarze Locken. Sein Bart war kurz und flaumig. Nicht einmal achtzehn Winter hatte er gesehen. Fünf weniger als Aruula. Doch er führte das Schwert besser als viele ältere Krieger. Niemand in der Horde zweifelte daran, dass er nach Sorban Häuptling werden würde.
    »Ich werde darüber nachdenken«, sagte Aruula. Anders als die meisten Frauen der Horde genoss sie das Privileg der Wahl. Schwertkämpferinnen und Jägerinnen durften sich den Mann aussuchen, von dem sie sich begatten lassen wollten.
    Und warum eigentlich nicht Radaan? Es war unausweichlich. Und er gehörte zu den stärksten Männern der Horde. Irgendwann musste sie sich entscheiden. Der Sohn des Häuptlings es würde nicht die schlechteste Wahl sein.
    Eigentlich hätte sie schon längst ihren Beitrag zur Erhaltung der Horde leisten müssen. Aber die Männer mieden sie. Entweder, weil sie eine

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